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Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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gleiche höfliche, förmliche Art gedankt hatte, mit der er mich ansprach, schenkte ich ihm mit meinem Blick noch einen besonderen Dank, von einem Herzen zum anderen. Der einarmige alte Gesandte lächelte.
    »Erlaubt mir, Eure Anwesenheit noch einen Moment länger zu genießen, Hoheit«, sagte de Puebla in seinem vornehmen Ton. »Ich habe hier jemanden, der vom spanischen Hof geschickt wurde. Er hat sich mit dem Segen ihrer Majestäten, König Ferdinand und Königin Isabella, auf die strapaziöse Reise zu Euch gemacht, um Eure Gunst für ein großes Abenteuer zu erbitten. Es verspricht fabelhafte Reichtümer.« Er drehte sich zu Henry und wartete.
    Mein Gemahl nickte, und unter hellem Fanfarenklang wurde »Bartholemew Columbus!« angekündigt. Ein kräftiger, breitschultriger Mann kam in die Halle geschritten. Er war in schlichte braune Wolle mit wenig Pelz gekleidet, trug einen einfachen Silberdolch in seinem Gürtel und hohe, abgenutzte Lederstiefel.
    »Eure Majestäten«, sagte er und kniete sich vor uns. »Ich bin von Herzen froh, hier vor Euch zu knien, denn ich musste Seenot, Stürme und ein Zusammentreffen mit Piraten überstehen, das mich daran zweifeln ließ, jemals die Ufer Englands zu erblicken.«
    Er reichte Henry seine Empfehlungsschreiben und erzählte von seinem Bruder Christopher, in dessen Namen er um Henrys Förderung für eine große Entdeckungsreise in »die Neue Welt«, wie er es nannte, bitten wollte.
    »Solche Reisen sind kostspielig«, sagte Henry.
    »Um große Reichtümer zu erlangen, muss ein König bisweilen Ausgaben tätigen«, antwortete Columbus. »Ohne Marco Polo hätten wir die Seidenstraße nicht und auch nicht den Wohlstand, den sie königlichen Säckeln bescherte.«
    »Fürwahr, dem stimme ich zu«, erwiderte Henry. »Ich will Eures Bruders Vorhaben mit meinem Rat besprechen.« Wieder erklangen Fanfaren, und ein Name wurde ausgerufen, der vage Erinnerungen wachrief.
    »Pater John Rouse, Kantoreipriester des Earl of Warwick!«
    Ich blickte zu Henry und sah, wie sich seine Miene verfinsterte. Dies war der Priester, der Richard zu Lebzeiten als Englands edlen Herrscher besungen und Henry damit gegen sich aufgebracht hatte. Der Mann musste einen guten Grund haben, sich an Henrys Hof zu zeigen. Vor Neugier rückte ich auf meinem Thron weiter nach vorn.
    »Sire   ... meine Königin«, sagte der Mönch und verbeugte sich. »Ich bin gekommen, Euch eine neue Geschichte darzubieten, die ich Die Geschichte der englischen Könige betitelte. Mir sind die Irrtümer meiner vorherigen Geschichte aufgefallen, und so korrigierte ich vieles von dem, was ich während König Richards Herrschaft schrieb. Jene frühen Bände wurden vernichtet, und diese neue Geschichte enthält nun die Wahrheit.«
    »Ach ja? Welche Wahrheit, denkt Ihr, könnte uns gefallen?«
    »Ich habe meine Beschreibung Richards III . dahingehend geändert, dass ich ihn als geborenes Monstrum zeichne. Sire, darf ich vorlesen?«
    Henry bejahte stumm.
    Rouse schlug ein großes Manuskript auf. » König Richard III. wurde nach zwei Jahren im Schoß seiner Mutter mit knirschenden Z ähnen, Haaren bis zu den Schultern, einem Schwanz, Klauen und einem Buckel geboren. « Er blickte ängstlich zu Henry.
    »Sie übertreffen sich mit dem Charme Ihres neuen Buches«, sagte Henry mit einem hinterhältigen Grinsen.
    Rouse lächelte breit. Als er sich übertrieben verneigte, erinnerte er mich an den kleinen Italiener, den Henry mit einer neuen »Geschichte« Englands hatte beauftragen wollen.
    »Geben Sie Erzbischof Morton Ihre neue Version. Ich bin gewiss, dass er in den Schriften über Englands Könige, die wir in Bälde verfassen wollen, Verwendung dafür findet.«
    Mir wurde das Herz schwer. Richard war in dem Glauben gestorben, dass er nichts mehr zu verlieren hätte außer der Krone, die er nie gewollt hatte. Nun verlor er seinen guten Namen und die Ehre, für die er alles geopfert hatte. Mortons Schriften über Richards Herrschaft würden zweifellos boshaft und gespickt mit Lügen sein.
    Beim Festmahl später am Abend zerstreute uns der Troubadour mit Märchen von der Liebe und sang ein Lied, das er Oktober nannte:
    »Fällt das Laub im Oktober, denk ich an dich   ...
    Im Oktober friere ich einsam und warte auf dich.
    Doch hoffe ich vergebens, Liebster mein,
    denn nie mehr sollst du bei mir sein.
    Und auf ewig bleibt es Oktober für mich.«
    Von Gefühlen überwältigt, musste ich die Augen schließen. Als ich sie wieder öffnete, bemerkte

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