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Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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stürzte sich auf mich und boxte mit seinen kleinen Fäusten auf meine Beine ein.
    »Hör auf, Harry!« Ich hatte einige Mühe, seine Arme einzufangen. Harry wand sich, schrie und trat mit seinen Stiefeln nach mir. Als ein stechender Schmerz durch mein Knie fuhr, verlor ich den Halt. Harry konnte sich befreien, warf sich auf den Boden, trat und schlug um sich und schrie mit glühend rotem Gesicht: »Ich will spielen! Ich will Marzipan!«
    Unglücklich schaute ich ihn an. Wie anders als mein geliebter Arthur dieses Kind doch war! Im Geiste sah ich meinen Ältesten vor mir, wie er mit drei Jahren in der Tür meines Gemachs stand. Es war kurz vor Margarets Geburt; ich erwartete die Niederkunft, und Arthur hatte mit der Feder an seiner Kappe wie ein wahrhaftiger kleiner Prinz ausgesehen. Ich musste mir eingestehen, dass ich Harry nicht so liebte wie Arthur. Jeder sagte, er wäre meinem Vater ähnlich, doch mein Papa musste ein liebevolles, gutmütiges Kind gewesen sein. Harry hingegen war zwar hübsch und hatte ein gewinnendes Lächeln, doch er war überaus eigensinnig und besaß ein Furcht einflößendes Temperament.
    »Ich hasse dich!«, schrie er mich an, und aus seinen Augen sprach pure Verachtung.
    Nicht lange danach erwischte ich ihn dabei, wie er seinen Welpen die Treppe der Burg in Sheen hinuntertrat. »Harry!«, rief ich und hob den winselnden Hund auf, der versuchte, so weit von Harry wegzuhumpeln, wie er nur konnte. »Warum trittst du diesen kleinen Welpen?«
    »Ich habe gesagt, er soll Sitz machen, und er will nicht«, antwortete er schmollend.
    Ich gab den Welpen einer Magd, die ihn an ihre Brust schmiegte und ihn forttrug. Dann nahm ich Harrys Hand und führte ihn zu einer Bank im Garten, wo Lizbeth unter der Aufsicht ihrer Amme gerade Wildblumen im Gras studierte.
    »Der Hund ist noch zu klein, als dass er versteht, was du sagst, mein Sohn. Es muss ihm freundlich beigebracht werden«, erklärte ich Harry.
    »Er soll lieber schnell machen und lernen, sonst ergeht es ihm schlecht«, entgegnete Harry.
    Lizbeth lächelte mich von ihrem Platz im Gras aus an. Dann kam sie zu mir, ihre Fäuste fest um etwas geschlossen. Sie kippte lachend gegen meine Röcke und öffnete die Hände, sodass sich ein Strauß lila Blüten auf meinen Schoß ergoss. »Mama!«, sagte die Kleine und strahlte vor Stolz.
    »Für mich? Ich danke dir, mein liebes Kind!« Verzückt schloss ich sie fest in meine Arme. Am Abend in meiner Kammer indes dachte ich wieder an Harry.
    »Was besorgt dich, meine Teure?«, fragte Henry.
    Ich seufzte. »Harry.«
    »Was hat er jetzt wieder angestellt?«
    »Er hat die alte Lady Fogge verletzt.«
    »Wie hat er das hinbekommen?«
    »Er schoss ihr einen Pfeil direkt ins Hinterteil.«
    Henry lachte, wurde jedoch gleich wieder ernst. »Geht es ihr gut?«
    »Gott sei Dank wird sie sich in ein oder zwei Wochen wieder erholt haben. Sie ist im Ostflügel untergebracht, und ich habe ihr Dr. Nicholas geschickt.«
    »Wie hast du Harry bestraft?«
    Ich stand auf und trat ans Fenster. »Gar nicht, Henry. Ich habe versucht, mit ihm zu reden, an sein Gewissen zu appellieren. Was leider sinnlos ist. Ich weiß nicht, was ich tun soll.«
    »Hört er nicht, wenn der Prügelknabe an seiner statt bestraft wird?«
    »Nein, er lacht, Henry. Und das ist mehr, als ich ertrage. Er scheint keinerlei Mitgefühl mit anderen zu haben, ist nur um sich selbst bekümmert, und ich kann ihn nicht dazu bringen zu gehorchen.«
    »Bei Gott, auf mich wird er hören!«, sagte Henry, der sich ärgerlich erhob. »Bringt mir Prinz Harry!«, befahl er den Waffenknechten an der Tür.
    »Was willst du tun?«, fragte ich ängstlich.
    »Du wirst es schon sehen.«
    Harry wurde in unser Privatgemach gebracht, und Henry schickte alle anderen fort. Er wartete, bis der Letzte die Tür hinter sich geschlossen hatte, ehe er sich an seinen Sohn wandte.
    »Mir wird erzählt, dass du die betagte Lady Fogge verwundet hast und dich nicht für dein Benehmen entschuldigen willst. Stimmt das?«
    Harry nickte eifrig. »Sie ist doch bloß eine alte Frau. Ich bin ein Prinz und muss mich nicht bei ihr entschuldigen.«
    »Und wenn ich verlange, dass du sie um Entschuldigung bittest?«
    »Nein!«
    Henry setzte sich und legte beide Hände auf Harrys Schultern. »Möchtest du noch einmal überlegen?«
    Harry schüttelte trotzig den Kopf. »Mach ich nicht. Ich bin ein Prinz!«
    »Du magst ein Prinz sein, doch ich bin der König, und diejenigen, die sich dem König widersetzen,

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