Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
Vom Netzwerk:
Ihre Lehrbücher lagen aufgeschlagen auf dem Tisch.
    »Wo sind sie?«, fragte ich Kate. Mein Herz pochte schneller.
    »Ich dachte, sie wären bei dir«, antwortete sie und stand von der Fensterbank auf, wo sie gelesen hatte.
    Ich wandte mich zu dem Waffenknecht an der Tür. »Sie haben sie sicher gehen gesehen, nicht?«
    »Hoheit, sie waren nicht hier, als ich meine Wache antrat, und ich bin seit drei Uhr auf meinem Posten.«
    »Rufen Sie Männer zusammen! Sie müssen nach ihnen suchen!« Er nickte und eilte davon.
    Ich sank auf das Sofa und stützte den Kopf in die Hände.
    Kate drückte sanft meine Schulter. »Ängstige dich nicht, Schwester! Ich bezweifle, dass unsere Feinde bis hierher vordringen können. Henry hat alles viel zu gründlich gesichert. Die Kinder sind vielleicht die Tiere ansehen gegangen   ... oder das Zeughaus.«
    Meine Gedanken überschlugen sich, und ich sah sie an. »Ich fürchte, Harry wollte nach Edward of Warwick suchen.«
    »Ich schaue nach, ob sie im Beauchamp Tower sind.«
    Eine halbe Stunde später brachte sie beide Kinder zurück. Erleichtert und überglücklich sprang ich auf und küsste sie beide. »Wo wart ihr?«, fragte ich dann erst.
    »Ich habe die Gefangenen gesehen!«, rief Harry strahlend. »Sie sind alle in Eisenketten!«
    Ich erstarrte. »Hol mir Harrys Kinderfrau, Kate!«
    Nach fünfzehn Minuten erschien sie mit einer zerknirschten Anne Oxenbridge. Das Kindermädchen hatte in der Küche mit einer der Köchinnen geplaudert. Ich redete in der hinteren Zimmerecke mit ihr, wo Harry uns nicht hörte. »Ich gebe dir die Schuld für sein Betragen, Anne. Du solltest seinen Übermut bändigen und ihn lehren, dir zu gehorchen. Überdies bereitet mir Sorge, dass er am Leid anderer Gefallen zu finden scheint. Du bist doch die meiste Zeit des Tages mit ihm zusammen. Also solltest du ihn besser anleiten, als es dir bisher gelang.«
    »Meine Königin, ich habe es versucht, doch er ist viel zu eigensinnig und hört nicht auf mich. Vor Master Giles hat er mehr Respekt. Vielleicht solltet Ihr mit ihm   ...« Sie verstummte. Mir war nicht entgangen, dass sie selbst kaum von ihren Worten überzeugt war. Anscheinend brauchte Harry einen neuen Lehrer, jemanden von erhabener Statur, der fähig wäre, ihm die richtigen Ideale beizubringen.
    »Lass die Kinder eine Weile im Garten spielen!«, sagte icherschöpft. »Und achte darauf, dass ihr genügend Wachen bei euch habt!«
    Sie machte einen Knicks, nahm Harry und Maggie bei den Händen und führte sie aus dem Zimmer.
    »Du bist bleich wie ein Geist, Elizabeth«, bemerkte Kate. »Sie haben dir einen mächtigen Schrecken eingejagt.«
    »Bei allem, was vor sich geht, ist es schwer, nicht gleich an das Schlimmste zu denken.«
    Ich sank wieder auf das Sofa, und Kate setzte sich zu mir. »Du sorgst dich zu Recht wegen Harry. Als ich ihn fand, quälte er die armen Gefangenen durch die Gitterstäbe.«
    »Ich weiß nicht, was ich tun soll, Kate. Es ist, als gefiele ihm menschliches Leid. Ich habe auf ihn eingeredet, bis ich meiner eigenen Worte überdrüssig war, doch ich erreiche ihn nicht. Zwar kann er nicht König werden, doch er wird eines Tages große Macht besitzen, und das ängstigt mich.«
    »Sprich mit Henry! Er weiß vielleicht, wie man Harry von seinen Irrwegen abbringt.«
    Danach entwischten die Kinder nicht mehr, weil ich den gesamten Haushalt ermahnt und die Wachen verdoppelt hatte. Außerdem befahl ich Patch, sie nie allein zu lassen. Da sie nun wussten, dass sie nicht weglaufen konnten, hielten Harry und Maggie am Fenster Ausschau, beobachteten die nächtlichen Feuer und den Rauch, der bei Tage von überall aufstieg. Eines frühen Morgens, als wir uns auf das Frühstück vorbereiteten, stieß Harry einen lauten Jubelschrei aus. »Vater ist gekommen! Er bringt die königliche Armee am Südufer in Stellung!«
    Wir alle rannten ans Fenster.
    »Was geschieht mit Vater?«, fragte Maggie ängstlich.
    »Er wird siegen«, antwortete Harry prompt.
    »Wie kannst du das wissen?«, entgegnete Maggie.
    »Weil es nicht anders sein kann.«
    »Und was dann?«
    »Dann hackt er die Verräter bei lebendigem Leib in winzige Stücke.«
    »Woher weißt du das?«
    »Weil ich es tun würde, wenn ich König wäre«, antwortete er.
    Behutsam nahm ich Harry beiseite, schlang meine Arme um seine schmalen Schultern und erklärte ihm, was Gnade war.
    »Wie närrisch!«, sagte er. »Die würden nur wieder rebellieren.«
    »Oder auch nicht. Herzen gewinnt man mit

Weitere Kostenlose Bücher