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Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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sich hin murmelte. Ich sprang auf und lief ihnen nach. Als Papa zu seinen Privatgemächern stolperte, hörte ich ihn einzelne Worte raunen. »So viele Fehler, Dickon   ... zu viele Fehler   ... Ludwig   ... Warwick   ... Bess   ... Bess   ...«
    Nach dem Dreikönigstag und der Abreise Onkel Richards nach Norden blieb mir keine Zeit, über seine Worte nachzudenken, denn es wurde bald offensichtlich, dass Papa ernstlich krank war. Natürlich verging mein siebzehnter Geburtstag darüber fast unbemerkt. Er wurde kaum gefeiert, weil wenig Freude im Palast herrschte. Seit Onkel Georges Tod war mein Vater nicht mehr so niedergeschlagen und teilnahmslos gewesen. Diesmal jedoch verging es nicht wieder, und nichts, was ich tat, konnte ihn zum Lachen bringen oder seine Stimmung auch nur aufhellen. Bedrückt und still beobachtete er die Hofnarren, die Kopfstände für ihn machten, und die Maskenspieler, die vorgaben, Jungfern in Not zu sein, und mit albern hohen Stimmen um Hilfe riefen. Auf Papas Gesicht zeigte sich nicht einmal die Andeutung eines Lächelns.
    Mutter sorgte sich um seine Gesundheit. Ich wusste, dass es ernst war, als sie Ende März insistierte, dass der Busenfreund meines Vaters, Hastings, den sie als Rivalen sah, Papa über Ostern zum Fischen mitnahm. Die Feindschaft zwischen meiner Mutter und Hastings   – oder vielmehr zwischen Hastings und allen meinen Woodville-Verwandten, besonders meinem Bruder Dorset, der Papas anderer enger Freund geworden war   – reichte tief. Einmal hatte es Mutter sogar geschafft, dass Hastings in den Tower geworfen wurde. Aber Papas Liebe zu seinem Freund aus Kindertagen hatte über ihre Eifersucht gesiegt, und am Ende wurde Hastings wieder freigelassen.
    »Er braucht eine Ruhepause von den Staatsgeschäften. Die frische Luft auf dem Land wird ihm sicher guttun«, sagte meine Mutter zu Will Hastings, der nickte und sich vor ihr verbeugte.
    Doch dann kehrte Papa kurz vor Ostern zurück. Er konnte nicht stehen, war auf Hastings Schulter gelehnt, fiebrig und hatte offenbar Schmerzen. Mutter schaffte ihn ins Bett und rief Ärzte herbei. Mir brach es das Herz, meinen prächtigen, unbezwingbaren Vater, der in vielen Schlachten gesiegt hatte, hilflos auf dem Krankenbett zu sehen. Ich rührte mich nicht von seinerSeite, weil ich fürchtete, dass sein Ende nahte. Und er fürchtete es gleichfalls.
    »Elizabeth«, murmelte er in der Nacht, als Kerzen in der Dunkelheit flackerten. Ich saß neben seinem Bett und nickte immer wieder leicht ein.
    Sofort war ich hellwach. »Papa! Lieber Papa, was ist?«
    »Elizabeth, hol   ... Rotherham! Ich muss meinem Letzten Willen noch etwas hinzufügen   ...«
    »Papa, du musst ausruhen. Kann es nicht warten?«
    »Nein   ... kann es   ... nicht, Elizabeth.«
    »Ach, Papa«, rief ich, umklammerte seine Hände fest und spürte, wie Tränen in meinen Augen brannten. Ich hielt seine Hand an meine feuchte Wange und küsste sie zärtlich. »Ich hole den Erzbischof, zerre ihn notfalls aus dem Bett. Schlaf jetzt.«
    »Beeile   ... dich!«
    Der Lordkanzler meines Vaters, Thomas Rotherham, Erzbischof von York, erschien noch vor dem ersten Hahnenschrei mit geröteten Augen, und mit ihm kam eine Delegation von anderen Geistlichen, einschließlich Bischof Morton.
    »Sire, ich bin hier«, sagte Rotherham freundlich.
    »Ich wünsche   ... einen Nachtrag zu meinem   ... Letzten Willen«, brachte mein Vater angestrengt über die Lippen.
    »Sehr wohl, Sire.« Erzbischof Rotherham bedeutete seinem Schreiber, ihm Feder und Tinte näher zu Papas Bett zu bringen. Der Mann tat, wie ihm geheißen, und setzte sich auf einen hölzernen Hocker. Dann hob er seine Feder und nickte dem Erzbischof zu, dass er bereit sei.
    »Und welchen Nachtrag wünscht Ihr, Sire?«
    »Ich ernenne   ... meinen Bruder, Richard of Gloucester   ... zum Verweser des Königreichs.«
    »Sehr wohl, Sire.« Rotherham wiederholte die Worte laut für seine Begleiter. »Ist das korrekt, Euer Gnaden?«
    »Ja   ... korrekt«, hauchte Papa.
    Der Schreiber tunkte die Feder in die Tinte und schrieb die Worte auf sein Pergament. Anschließend bestreute er es mit Sand und reichte es Erzbischof Rotherham, der eine Kerze aufnahm und die Flamme an einen kleinen Silbertiegel hielt. Mehrere Ringe prangten an seinen Fingern, die im Lichtschein glitzerten. Der Geruch von schmelzendem Wachs stieg in die Luft auf. Der Erzbischof goss das Wachs auf das Dokument, und Papa streckte ihm schwach seine Hand mit dem

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