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Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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Kopf war geneigt, seine Schultern waren eingesunken. Ich fühlte, wie er mit seinen Gefühlen rang, als er am Totenbett meines Vaters stand.
    »Es ist sinnlos, Bess anzuflehen, denn in ihren Adern fließt nur Eis   ... und Ehrgeiz.« Mein Vater atmete die Worte aus wie einen Seufzer, und er richtete seinen müden Blick auf Hastings. »Es reicht nicht, dass du meine Söhne liebst, wenn ihr einander hasst. Hass wird sie vernichten, alles vernichten, was wir gemeinsam aufgebaut haben. Hass wird Trauer über Englandbringen. Wenn ihr mich liebt, gebt euren Hass auf   ... Schwört es bei meinem Leib, solange ich noch lebe!«
    Ich sah zu Dorset. Sein schwülstiger Mund bewegte sich vor Ergriffenheit, und er hielt sich eine Hand an die Stirn, um die Tränen zu verbergen, die ihm über die Wangen liefen. Hastings’ Gesicht war von mir abgewandt, doch sein leises Schluchzen und die heftig bebenden Schultern verrieten, wie groß sein Kummer war. Von den beiden liebte er meinen Vater am meisten.
    Papa nahm ihre Trauer still hin. Erst als sie keine Anstalten machten, aufeinander zuzugehen, stemmte er sich mühsam im Bett auf und schrie einen nach dem anderen mit größter Anstrengung an: »Schwört, einander zu vergeben, ehe es zu spät ist! Ich bitte euch! Begrabt euren Hass um meinetwillen, um meiner Kinder willen! Versöhnt euch für England, oder alles ist verloren!«
    Schließlich fassten sie sich über meinen Vater hinweg bei den Händen. So standen sie da und schworen einander mit brüchigen Stimmen Vergebung.
    »Ich danke euch, meine Freunde«, flüsterte Papa. »Jetzt kann ich in Frieden sterben   ... in dem Wissen, dass alles gut wird.« Er rang nach Atem. »Ich übergebe meine Seele dem Herrn und mein Königreich und meine Kinder in die Hände meines treuen Bruders, Richard of Gloucester.« Nun schloss er die Augen. » In manus tuas, domine   ... «
    Mir stockte der Atem, bevor ich einen langen, schrillen Schrei ausstieß und zu ihm lief. Schluchzend hielt ich Papas kraftlose Finger, küsste sein Gesicht wieder und wieder, während meine Tränen auf seinen ruhigen, leblosen Leib tropften.
    ~
    »Gloucester soll Reichsverweser sein?«, rief meine Mutter entsetzt. »Er darf nicht solche Macht bekommen! Er hasst uns und wird uns vernichten.«
    »Mutter«, sagte Dorset, »sei vernünftig! Der König hat es so befohlen, und daran lässt sich nichts mehr ändern.«
    Sie fuhr ihn an: »Es lässt sich nicht ändern? Du Narr! Natürlich kann es geändert werden. Wir werden es ändern!«
    »Gloucester tut uns nichts«, beharrte Dorset. »Er hat sich im Norden als gerechter und guter Verwalter erwiesen. Die Menschen dort lieben ihn. Alles ist gut. Warum kannst du die Dinge nicht lassen, wie sie sind, Mutter?«
    Sie ging noch näher auf ihn zu. »Alles ist gut?«, zischte sie. »Hat Gloucester vielleicht nicht geschworen, sich für George of Clarences Hinrichtung zu rächen? Hat er vielleicht nicht die Tochter des Königsmachers geheiratet, des Mannes, der behauptete, ich wäre eine solch verdorbene Frau, dass keiner meiner Söhne jemals Englands Thron besteigen dürfte? Alles ist gut? Ist es das wirklich, mein lieber, schwachsinniger Sohn?«
    »Mutter   ...«
    »Sei still!«, herrschte sie ihn an. »Ich muss nachdenken.«
    »Ich habe Hastings Freundschaft geschworen, Mutter, und ich darf diesen Schwur nicht brechen.«
    »Ruhe! Du warst immer schon ein Narr. Geh zu deinen Weibern! Überlass mir die Politik, denn dir mangelt es am nötigen Verstand! Deiner ist woanders.« Spöttisch blickte sie hinab auf seinen Schritt.
    Ich saß stumm abseits und warf Dorset einen mitfühlenden Blick zu, woraufhin er ratlos mit den Schultern zuckte. Wir beobachteten, wie Mutter im Zimmer auf und ab schritt. Sie überlegte sich, wie sie vorgehen wollte. Meinem Bruder beizuspringen war sinnlos, und das wusste er. Mutter verachtete mich.
    »Wir schreiben meinem Bruder Anthony in Ludlow und sagen ihm, er soll sofort hierherkommen! Wir haben keine Zeit zu verlieren. Hol mir einen Schreiber!«
    Ich lief ins Vorzimmer und schickte einen der Diener nach einem Schreiber.
    »Edward muss umgehend gekrönt werden.«
    »Ohne Zustimmung des Rates geht es nicht, wie du weißt«, erwiderte Dorset resigniert. »Und der könnte dagegen sein.«
    Sie bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick. »Wir wären fürwahr verloren, sollten wir dir diese Dinge überlassen. Der Rat wird mir zustimmen, denn ich sorge dafür, dass viele uns Wohlgesonnene in ihn berufen

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