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Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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oder eine Wahnsinnige, den Keiler herauszufordern? Mir entging nicht, dass sich König Richards Hände an seinen Seiten zu Fäusten ballten.
    »Du tust mir unrecht«, sagte der König würdevoll.
    » Du   ... «, schrie meine Mutter und trat einen Schritt vor. »Du wagst es, mir gegenüber von Unrecht zu sprechen? Du, der du meine Ehe mit Edward für ungültig erklärt hast? Der mich hier einsperrte und meinen Söhnen den Thron nahm?«
    »Meine teure Dame, du wusstest von der Bigamie meines Bruders, lange bevor es einem von uns bekannt wurde. Du ermordetest sogar meinen Bruder George, um das Geheimnis zu hüten. Was deine vermeintliche Gefangenschaft betrifft, möchte ich meinen, dass dich deine Schuld dazu veranlasste, hier Zuflucht zu suchen. Du hast König Edwards Letzten Willen missachtet und wolltest selbst die Macht an dich reißen. Ein solches Vorgehen lässt sich nur als Verrat deuten, wie du sehr wohl weißt.«
    »Wirft man uns vor, dass wir uns selbst zu schützen versuchten?«, fragte Mutter spitz.
    »Indem du andere fälschlich beschuldigst? So, Madame, hast du immer schon deine Verbrechen gegen andere gerechtfertigt. So war es bei Sir Thomas Malory und Sir Thomas Cooke, die du mit falschen Anschuldigungen verfolgtest, bei Warwick und dessen Bruder Montagu sowie vielen anderen, von denen ich nieerfuhr. Sie alle bezahlten für deine Ambitionen und deine Gier; sie fielen auf dem Schlachtfeld, das du schufst. Du, Dame Grey, hast dich vor Gott für vieles zu verantworten!«
    »Und du, der du es wagst, über mich zu urteilen: Durch deine Hand starben meine Söhne! Möge Gott dich in alle Ewigkeit strafen, du widerlicher Kindermörder!«
    »Dame Grey, mit deinen Worten verurteilst du dich selbst. Denn anders als du, die ihren Henker, den Schlächter von England, schickte, um den Earl of Desmond und dessen zwei kleine Söhne zu ermorden, habe ich meine Hände nicht mit Kinderblut befleckt. In Bälde wird es dir dein Sohn, Richard of York, bestätigen.«
    Mutter stand der Mund offen, und als ich es sah, bemerkte ich, dass mir ebenfalls die Kinnlade heruntergefallen war.
    Stimmte es?
    Hatte meine Mutter Kinder ermordet?
    Lebte Dickon? Sogar meine Schwestern starrten König Richard erstaunt an.
    »Dickon?«, murmelte Mutter und ging mit zittrigen Schritten auf König Richard zu. Sie musterte seine Züge unsicher. »Mein Dickon lebt?«
    König Richard wich vor meiner Mutter zurück, als wäre sie ein Ungeheuer und er ihr auserkorenes Opfer. Ich war verwirrt und konnte nicht glauben, was ich sah. In diesem Moment wurde die Tür aufgestoßen, und ein staubbedeckter Steinmetz kam herein, der einen Eimer und Werkzeug bei sich trug. Er hatte einen jungen Gehilfen an seiner Seite. Hinter den beiden fiel die Tür wieder zu, und meine Mutter begann zu schwanken. » Dickon! «, rief sie und lief mit ausgebreiteten Armen auf ihn zu. »Dickon!«
    » Mutter! Mutter! «, jubelte Dickon und eilte in ihre Arme.
    Meine Mutter sank auf die Knie. Ihr ganzer Leib wurde vonSchluchzern geschüttelt, als sie meinen Bruder an ihre Brust drückte und ihn festhielt. Sie küsste seine Wangen und benetzte sein kindliches Gesicht mit ihren Freudentränen. Ich ließ die Hände meiner Schwestern los, und wir alle trauten uns aus unserer Ecke heraus. Stumm vor Staunen betrachteten wir Dickon.

KAPITEL 7
    König Richards Hof · 1484
    Z UM ERSTEN MAL seit meines Vaters Tod schliefen wir richtig. Oh, und wie wunderbar wir schliefen   – so glücklich, friedlich und hoffnungsfroh! Nachdem bewiesen war, dass Richard meinem Bruder nichts angetan hatte, nahm Mutter seine Entschuldigung an und verließ das Kloster. Zuvor jedoch schrieb sie meinem Bruder Dorset nach Frankreich, dass alles gut war und er nach England zurückkehren sollte. Mehr wagte sie nicht zu sagen, denn König Richard hatte ihr die ganze Geschichte erzählt und sie gewarnt: Niemand durfte erfahren, dass Dickon am Leben war   – zu seiner eigenen Sicherheit.
    König Richard, der um meine Brüder fürchtete, hatte gleich nach seiner Inthronisation vermutet, dass eine Verschwörung gegen sie geplant war. Deshalb beschloss er, seine Neffen nach Norden zu bringen und dort zu verstecken. Edward aber konnte wegen seiner Kieferentzündung nicht reisen, ging sie doch mit einem hohen Fieber einher. König Richard brachte Dickon wie geplant fort und teilte Edward einen jungen Diener zu, damit er ohne seinen Bruder nicht zu einsam war.
    »Mutter, wo ist Edward jetzt?«, flüsterte ich,

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