Elizabeth - Tochter der Rosen
ausdrücken wollte, verstand ich es nicht. Warum wollte er, dass Buckingham an Edwards Geburtstag starb?
Als Dr. Lewis Nachricht von Lady Margarets Plänen brachte, mich außer Landes zu schaffen, stimmte meine Mutter sofort zu. Ihre ganze Hoffnung war, dass ich mit einem Prinzen vermählt würde, der gegen König Richard kämpfte und ihn vom Thron stürzte.
Ich war verzweifelt und konnte es kaum erwarten, Thomas zu sehen. Aber als ich mich am Abend aus dem Kapitelsaal stahl, standen Wachen vor der Tür. Ich blickte sie verwundert an.
»Mistress, Euch ist es fortan untersagt, zu solch später Stunde das Haus zu verlassen.«
König Richard musste von den Plänen erfahren haben, denn die Wachen standen Tag und Nacht vor der Tür, und ich sah Thomas nicht wieder.
Ohne meinen Geliebten fühlte sich das Kloster wie ein Gefängnis an. Ich durfte nicht einmal in den Kräutergarten, um mit meinen Gedanken allein zu sein. Einzig in den kleinen Innenhof des Klosters zu gehen blieb mir gestattet.
Lady Margaret Beaufort gab indes nicht auf. Henry Tudors entschlossene Mutter, eine nicht minder begabte Ränkeschmiedin als meine eigene, schickte Dr. Lewis, um Mutter ihre Planänderung mitzuteilen: Sollte meine Mutter sich einverstanden erklären, mich mit ihrem Sohn zu vermählen, würde Henry eine Rebellion anführen, um uns zu retten und den Thronräuber zu stürzen.
»Ich würde sie dem Leibhaftigen selbst vermählen, wenn er uns von Gloucester befreit und uns wieder an den Hof bringt!«, lautete Mutters Antwort.
Ich sagte nichts und wandte mich ab, um meine Gefühle zu verbergen. Zeitlebens hatte ich mein Schicksal hingenommen, doch das war gewesen, bevor ich die Liebe kannte. Thomas hatte meine Welt verändert, mir neue Möglichkeiten gezeigt.
Nach Weihnachten kam Dr. Lewis noch einmal zu uns. Nun erfuhr ich, dass Henry Tudor Tage zuvor in der Bretagne versprochen hatte, mich zu heiraten und eine Invasion vorzubereiten.
Dr. Lewis drehte sich zu mir. Ich blickte zitternd und voller Widerwillen weg. Dennoch entfuhr mir ein ersticktes Schluchzen, bevor ich hinter den Vorhang floh und meiner Verzweiflung nachgab.
Während wir neue Kleider für Kate und Bridget nähten und die eingerissenen Säume unserer flickten, hielt uns die Kammerdienerin über alles unterrichtet, was an König Richards glücklichem Hof vonstatten ging. Er hatte ein fröhliches Weihnachtsfest gefeiert und das neue Jahr 1484 mit einem Maskenball willkommen geheißen. Im Januar eröffnete er das Parlament und erließ Gesetze, die den gemeinen Mann vor Gesetzesmissbrauch schützen sollten.
»König Richard sagt, unschuldige Leute müssen das Recht haben, auf Kaution frei zu bleiben, und dass keiner ins Gefängnis gesperrt werden soll, ehe er nicht schuldig gesprochen wird. Ein gutes Gesetz, wenn Ihr mich fragt«, erklärte Oona, als sie auf Händen und Knien den Fliesenboden schrubbte. Sie wrang ihren Lappen aus und lehnte sich wieder nach unten. »Und er sagt, dass keinem alles weggenommen werden darf, bevor er nicht schuldig gesprochen ist. Das ist bestimmt wegen des armen alten Bürgermeisters Cooke, der wegen ...« Erschrockenbrach sie mitten im Satz ab, schlug eine Hand vor den Mund und sah zu meiner Mutter, die ihre Näharbeit sinken ließ und sie wütend beäugte. »Oh, das Kind ... das Kind hat etwas Milch verschüttet ... schon gut, macht nichts ... Oona ist ja da. Oona kommt schon ...« Mit diesen gestammelten Worten eilte sie zu Bridget.
Für den Rest des Tages erledigte Oona ihre Arbeit schweigend. Es war sinnlos, sie zu fragen, was sie gemeint hatte, denn es hatte offensichtlich mit meiner Mutter zu tun, und deshalb wagte Oona nicht, mir etwas zu sagen. Unser einziger anderer Besucher war Dr. Lewis, von dem ich wusste, dass er gegen mich eingenommen war, weil ich der Vermählung mit Lady Margarets Sohn alles andere als begeistert entgegenblickte. Also nahm ich mir vor, eines Tages auf anderem Wege herauszufinden, was dem »armen alten Bürgermeister Cooke« widerfahren war.
Doch während ich stumm meinen Aufgaben nachging, grübelte ich über meinen Onkel nach. Wie konnte jemand, der solch eine Fürsorge für sein Volk bewies, so böse sein, Kinder zu ermorden, um sich den Thron zu sichern? Er hatte sogar John Howard sein Herzogtum in Norfolk zurückgegeben, das ihm rechtmäßig zustand, ihm aber auf Geheiß meiner Mutter von meinem Vater weggenommen worden war, damit Dickon es bekam. Ihm schien keine Ungerechtigkeit zu
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