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Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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verlieren, die er schon seit seiner Jugend liebte.
    Welche Liebe, welcher Schmerz! War es im Leben immer so? Ich beweinte das Unglück der beiden, wobei mein Blick auf die einsame Gestalt des Königs vor uns gerichtet war.
    Nicht einmal in der Nacht konnte ich aufhören, an König Richard zu denken, dessen stilles Leiden herzzerreißend war. Ich wünschte mir, ihm helfen zu können, doch es gab nichts, was ich tun konnte.

KAPITEL 8
    Die gute Königin Anne · 1484
    D ER NORDEN TRAUERTE mit König Richard und Königin Anne; hingegen verbreitete sich im Rest Englands das Gerücht, Neds Tod wäre eine göttliche Bestrafung. War er nicht am Ostermontag gestorben, an dem sich der Tod meines Vaters jährte? In den Tavernen, den Schmieden, den Läden, den Bauernkaten wie den Gutshäusern bekreuzigten die Leute sich und raunten, die Hand Gottes wäre nie deutlicher zu erkennen gewesen. Manch einer von jenen, die bisher nicht geglaubt hatten, dass König Richard meine Brüder ermordet hatte, wurde nun überzeugt. Und ich durfte nichts sagen. Nichts, zu niemandem.
    König Richard erzählte man nicht, was die Leute redeten, obgleich er es offensichtlich ahnte und wusste, woher die Gerüchte rührten: von Henry Tudor. Er hatte das Getuschel in der Burg ebenso gehört wie ich; er sah die Verachtung in den Augen der Dorfbewohner wie der Städter, je näher wir London kamen. Selbst mir waren die mitleidigen Mienen derjenigen unerträglich, die glaubten, Ned wäre vergiftet worden. Dieses Gerücht war aus dem Nichts gekommen und hatte sich zu dem bereits vorhandenen Gerede gesellt. Die Königin glaubte es, und sie hatte für sich schon einen Schuldigen gefunden. In ihrem unruhigen Schlaf rief sie immer wieder aus: »Vergiftet   ... Tudor   ... Vergiftet   ... Ned, o mein Ned   ... mein kleiner Junge   ...«
    Wie das Zischeln einer Schlange hallte Henry Tudors Name durch das Privatgemach von König Richard und Königin Anne.
    Ich empfand das stete Hufklappern um mich herum als zu laut, während sich neben mir die Sänfte der Königin wiegend vorwärtsbewegte und mir die Brust eng war. Es war Juli. Seit Neds Tod waren drei Monate vergangen, und die Königin hatte sich bisher nicht erholt. Sie war außerstande, selbst zu reiten, hatte kaum die Kraft, aufrecht zu sitzen. König Richard war mit ihr aus dem bedrückenden Middleham nach Barnards Castle gereist, wo sie einst die ersten Wochen nach ihrer Heirat genossen hatten. Es half nichts. Von dort zogen wir nach York, wo die Leute ihr voller Liebe begegneten, dann in die Hügel von Pontefract, weil dort die Luft kühler war, und weiter ans Meer bei Scarborough. Doch all dies änderte nichts daran, dass sie eine Mutter war, die ihr einziges Kind verloren hatte und ohne jede Hoffnung war, ein weiteres auszutragen. Nichts konnte ihren Schmerz lindern, nichts ihr Lachen zurückholen, ihre Begeisterung für Musik oder ihre Freude am Leben.
    Wieder blickte ich nach vorn zu König Richard, der sich ein ums andere Mal besorgt zur Sänfte umdrehte. Die von Henry Tudor in die Welt gesetzten Gerüchte quälten ihn, weil sie ihn in seinem Innersten angriffen, seinen guten Namen wie seine Ehre beschmutzten, für die er hohe Opfer bringen musste. Im ganzen Land wurden Plakate an die Kirchentüren genagelt, auf denen König Richard als Mörder seiner Neffen, als Tyrann und Thronräuber verunglimpft wurde. Das schlimmste Gerücht von allen aber war, dass der Tod seines einzigen Sohnes ein Akt göttlicher Bestrafung wäre. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Ein Prinz Edward gegen einen Prinzen Edward.
    Überhaupt beherrschte Tudor in jenen Tagen des Königs Gedanken. Nach monatelanger Seeschlacht hatte er ihn zum Rückzug in die Bretagne und einem Friedensgesuch gezwungen. Teil der Vereinbarung war, dass Henry Tudor nach England zurückkehren müsste. Stattdessen floh Tudor bei Nachtund Nebel über die Grenze nach Frankreich   – ob mithilfe von Freunden oder Fortuna, ließ sich nicht sagen. Seine Verfolger waren ihm dicht auf den Fersen gewesen, und er gelangte nur Minuten vor ihnen in Sicherheit. Dessen ungeachtet unterzeichnete König Richard den Friedensvertrag mit der Bretagne und bemühte sich um einen Freundschaftsvertrag mit Frankreich, wie er ihn mit Schottland geschlossen hatte. Frankreich hingegen war zwar schwach und aufgrund der Probleme mit ihrer Minderheitsregierung gespalten, doch einig gegen ihn. Sie hielten ihn für einen Feind des Königreiches, was ihnen wiederum der Spinnenkönig

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