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Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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Warwicks Männern, und am Ende kämpften sie bei Barnet auf entgegengesetzten Seiten. Mein Gemahl hielt es ihm nicht vor, denn Malory war ein braver Mann und hat in seinem Leben viel Leid erfahren. Das Gesetz, das mein Gemahl im Januar erließ und nach dem Unschuldige bis zur Verurteilung in Freiheit bleiben müssen, wurde auch im Andenken an Malory geschrieben.« Siestieß einen langen Seufzer aus. »Armer Malory! Er wurde in den Kerker geworfen und zehn Jahre lang ohne Prozess festgehalten, weil er Leute hohen Standes beleidigt haben sollte. Mein Vater ließ ihn frei, als er mit den Lancastrianern nach England zurückkehrte. Doch Malory starb kurze Zeit später   ...« Ihre Stimme verlor sich.
    Beschämt wandte ich das Gesicht ab. Zu jenen »Leuten hohen Standes« hatte meine Mutter gezählt. Offenbar glaubte Königin Anne, ich wüsste nichts von deren Mitwirken an Malorys Verfolgung.
    »Sprechen wir von Angenehmerem!«, sagte die sanfte Königin lächelnd. »Es ist ein herrlicher Tag, nicht wahr? Hör nur die Rufe der Drosseln, wie laut sie trällern! Solche Melodie ist wahrlich ein Gottesgeschenk.«
    Bedauerlicherweise war es der letzte Sonnenschein, den wir sahen. Ende März ritten wir durch abscheulichen Nieselregen und erreichten die Hügel, die die Stadt Nottingham umgaben. Hinter uns klapperte und ächzte der Tross des königlichen Gefolges. Hoch über uns ragte die massive Festung Nottingham Castle von einem kahlen Felsen auf und glänzte schwarz im Regen. Königin Anne brachte ihren Zelter zum Stehen.
    »Was ist mit dir, teure Lady?«, fragte der König.
    »Ich weiß nicht, Richard   ... Es muss wohl das Wetter sein«, sagte sie. »Nottingham erscheint mir heute finsterer denn je.«
    »Ja, all dem Geld zum Trotz, das Edward und ich dieser Stadt schon gaben, bietet sie ein düsteres Bild. Nicht einmal mein neuer Turm mit den geräumigen königlichen Gemächern und dem Erkerfenster vermag die Festung aufzuhellen.«
    »Diese Festung kann nichts verschönern, Richard. Sie ist und bleibt unheimlich.«
    König Richard lächelte bedauernd. »Wir bleiben nicht lange, meine Liebe.«
    Doch hielten die Staatsgeschäfte König Richard länger als vorgesehen in Nottingham, was die Königin beunruhigte. Sie sehnte sich danach, der schaurigen Festung zu entfliehen und nach Middleham Castle zu kommen, um ihren Sohn in die Arme zu schließen. Der März wich dem April, und immer noch konnten wir nicht abreisen. Ostern feierten wir in Nottingham.
    »Ich schwöre dir, mein Blümchen«, sagte König Richard zu seiner Königin, »gleich am Morgen nach dem St. George’s Day reisen wir ab.«
    Am vierzehnten April gedachten wir des Todes von Königin Annes Vater, dem Earl of Warwick, und seines Bruders John Neville, Marquess of Montagu, die für die Sache Lancasters bei Barnet gestorben waren. Das bald darauf, am dreiundzwanzigsten April, folgende Fest zum St. George’s Day vertrieb alle Trauer und Trübnis mit strahlendem Sonnenschein. Glockenläuten hallte über sanft gewellte Wiesen, deren Grün von weißen und goldgelben Wildblumen getupft war. Weinfässer wurden auf die Straßen gerollt, und überall wurde getrunken und gelacht. Das Bankett abends in der großen Halle war von wunderbarer Heiterkeit getragen. Ein Troubadour erzählte Geschichten von König Artus’ Hof, und ein Maskenspieler, der sich als Zauberer verkleidet hatte, führte Kunststücke vor, die jedermann in Staunen versetzten.
    Nach dem Festmahl wurden die Tische in der Saalmitte fortgeräumt, und die Minnesänger stimmten eine Pavane an. König Richard bot seiner Königin die Hand an, und sie nahmen ihre Plätze auf der freien Fläche ein. Ich bemerkte, dass der oberste Musikant das Tempo um Königin Annes willen gezügelt hatte, war sie doch zart wie eine Schneeflocke. Selbst diese kleine Anstrengung ermüdete sie rasch, und bis die kurze Melodie endete, war sie außer Atem. König Richard führte sie zurück auf die Empore und setzte sich neben sie.
    Ich tanzte mit meinem Cousin, Jack de la Pole, Earl of Lincoln. Er war der Sohn von König Richards älterer Schwester und ein lustiger Bursche mit hellen Augen und roten Wangen, der gern Scherze trieb oder Wetten abschloss und niemals still war. Ich wirbelte unter seinem ausgestreckten Arm hindurch und lachte über einen seiner Witze, als ich aus dem Augenwinkel etwas sah, das meine Fröhlichkeit sogleich dämpfte. Vom Eingang der Halle näherte sich eine auf den Arm eines Bediensteten gestützte Edeldame

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