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Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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fragte ich zögerlich und kniete mich an ihr Bett. Die Königin öffnete die Augen und sah mich an. »Da ist etwas, das ich   ... etwas, das   ...« Ich verstummte, ehe ich eilig sagte: »Es kommt mir nicht zu, davon zu sprechen, aber   ... aber   ...«
    Hatte sie eben noch eher wirr um sich geblickt, richtete sie nun ihre fragenden Augen auf mich und blinzelte verwundert. Sie streckte eine kraftlose Hand nach mir aus, berührte meinHaar und mein Gesicht gleichsam nachdenklich. Es war mir unmöglich zu erahnen, was in ihr vorgehen mochte.
    »Ich dachte   ... Ich sah es ja selbst   ... wir sind uns so ähnlich, Elizabeth. Ich habe das nie zuvor   ... nie bemerkt«, erklärte sie.
    »Mylady Königin«, sagte ich unruhig, weil ich nicht abgelenkt werden wollte. »Da ist etwas, dass ich Euch erzählen muss.« Wieder verstummte ich, weil ich mich auf einmal schämte und das Gesicht abwandte. Was tue ich denn? Ich habe kein Recht, mich in private königliche Angelegenheiten zu mischen!
    »Sprich, Kind!«, flüsterte die Königin mit angestrengter, atemloser Stimme. »Was   ... musst   ... du mir   ... sagen?«
    Ich sah, wie erwartungsvoll sie wartete, und hatte keine andere Wahl. Also wappnete ich mich und erklärte: »Mylady Königin, vergebt mir, es geht um Euren Gemahl, den König.« Abermals verließ mich der Mut, und ich senkte den Blick.
    Ich fühlte, dass die Königin mich anblickte. Weil ich es nicht wagte, sie anzusehen, faltete und glättete ich eine Seidenwelle in meinem Kleid. Dann legte sich ihre Hand über meine. Ihre Berührung war so leicht und warm wie ein Sommerwind, und sie gab mir neuen Mut.
    »Mylady, ich fürchte um den König«, platzte es aus mir heraus. »Er leidet großen Schmerz, doch er leidet im Stillen. Er braucht Euch, Euer Gnaden. Er ist so allein. Den ganzen Weg von Nottingham ritt er Euch voraus und sah mit solcher Sehnsucht und Traurigkeit zu Euch, dass ich   ... ich   ...« Ich musste wieder abbrechen und war nach wie vor nicht imstande, der Königin in die Augen zu sehen. Unmöglich konnte ich Königin Anne anvertrauen, wie sehr mein Herz sich beim Anblick des einsam vorausreitenden Königs zusammengezogen hatte, wie sehr ich mich danach gesehnt hatte, neben ihm zu reiten und ihn zu trösten. »Ihr müsst gesunden, sonst fürchte ich, der König   ... der König   ...« Ich schluckte und wandte verwirrt den Kopf ab.
    Die zierliche Hand drückte meine. »Sprich!«, befahl die zarte Stimme.
    Unglücklich blickte ich in das Gesicht, das einst so lieblich gewesen und nun so ausgemergelt war. »Ohne Euch, fürchte ich, wird der König nicht überleben.« Ich musste mit aller Kraft die Tränen zurückdrängen.
    »Ich danke dir, gutes Kind«, murmelte sie.
    Von dem Moment an verwandte die Königin all ihre Kraft darauf, wieder gesund zu werden, und zwang sich, Nahrung zu sich zu nehmen. Obwohl ihr jedes Mal übel wurde, schluckte sie heiße Brühe, aß Honig und kaute gekochte Nüsse und Rosinen. Die Anstrengung kostete sie einiges, war geradezu schmerzhaft für sie, aber sie verließ das Bett und bemühte sich, aufrecht zu stehen. Es gelang ihr sogar, an zwei Stöcken zu gehen. König Richards Freude, seine Königin genesend zu sehen, bewegte mich sehr.
    »Meine Teuerste«, sagte er erfreut und nahm ihre Hände, »jetzt, da es dir besser geht, reisen wir nach Nottingham! Ich wollte nicht früher fort   ...« Er brach mitten im Satz ab.
    Doch mehr musste er nicht sagen. Ich wusste, dass er früher hätte nach Nottingham reiten müssen, um sich auf Tudors Einmarsch vorzubereiten. Von dort konnte er rasch überall an der Küste sein, denn Nottingham lag mitten im Land. Aber da er bezweifelt hatte, dass seine Königin sich wieder erholen würde, und einer düsteren Zukunft ohne sie entgegengesehen hatte, war ihm jedwede Anstrengung gegen die Tudor-Invasion überflüssig erschienen.
    Wir verbrachten drei Tage auf Windsor, einer der Lieblingsburgen der Königin. Während König Richard mit Staatsangelegenheiten beschäftigt war, saß Königin Anne am Fenster, fasziniert von der schönen Landschaft Windsors mit ihren weichen Hügeln, den smaragdgrünen Wäldern und dem ruhigen Fluss. Sie hielt König Richards Buch, The Vision of Piers Plowman , in den Händen, das von einem müden Pflüger erzählte, der sich eine bessere Welt erträumte, eine, in der Ungerechtigkeit ausgeglichen wurde. An unserem letzten Tag in Windsor schaffte die Königin, auf mich gestützt, einen kurzen

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