Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
Vom Netzwerk:
»Ja, Mylady.« Ich strich über meine Brosche. »Sir Thomas Stafford.« Mein Puls raste, kaum dass ich seinen Namen sagte.
    »Sir Humphrey of Graftons jüngerer Bruder?«
    Ich lächelte verlegen. »Ebender.«
    »König Richard ist Humphrey zugetan, weil er ein loyaler und vertrauenswürdiger Ritter ist. Ähnelt sein Bruder ihm?«
    »Ja, Mylady.«
    »Wann hast du ihn zuletzt gesehen?«
    »Bevor wir das Kloster verließen«, antwortete ich.
    »Nun   ... das ist lange her. Seitdem hast du dich sehr verändert.«
    »Ach, nein, meine Königin. Ich habe ihn seit Monaten nicht gesehen, und er schrieb mir nicht, doch verändert habe ich mich nicht. Wenn der König die Zeit findet, eine Heirat für mich zu arrangieren, wie er es für Cecily tat, würde ich gern Sir Thomas Stafford heiraten   ... falls er mich will.« Unter dem aufmerksamen Blick der Königin errötete ich noch mehr. Sie schwieg, und ich wartete verlegen. Die Stille zog sich hin, bis ich schließlich nicht anders konnte, als etwas zu fragen: »Stimmt es, dass Ihr und Ihre Gnaden einander seit Kindertagen lieben?«
    »Ja, seit ich sieben Jahre alt war. Ich erinnere mich, wie Richard das erste Mal nach Middleham kam. Es war kurz nach der Krönung meines Vaters. Er war so jung, so unsicher   ... und verängstigt.« Sie verstummte nachdenklich.
    »Manchmal«, bemerkte ich nach einer Weile, »auch wenn ich mich natürlich irren könnte   ...« Ich brach verwirrt ab und fragte mich, wie ich es wagen konnte, solche Dinge anzusprechen. »Nein, es ist Unsinn.«
    »Erzähle mir, was du sagen wolltest, Elizabeth!«
    Ich spürte, wie ich aufs Neue errötete. »Ehrlich, Mylady, es ist nichts.«
    »Ich muss es wissen.«
    Meine Finger an der Stickerei erschlafften, und ich blickte zum Fluss. »Es ist nur   ... Manchmal nehme ich einen seltsamen Ausdruck beim König wahr, wenn er glaubt, keiner sähe hin.«
    »Ach ja?«
    »Furcht und Zweifel, Madame. Vergebt mir, doch ich habe es in seinen Augen gesehen, und es tut mir in der Seele weh.«
    Die Königin rang hörbar nach Luft, streckte einen Arm aus und berührte sanft mein Haar, das ich mit einem Silberreif und einem durchsichtigen Schleier zusammengebunden hatte. »Ja, Kind, ich weiß.«
    »Und ich fürchte um ihn«, flüsterte ich leise.
    »Weil du ihn liebst«, sagte die Königin.
    Ich schrak zurück. »Nein, Mylady, nein   ...«
    »Schäme dich nicht für deine Liebe!«, entgegnete sie freundlich.
    »Ich würde nie etwas tun, das Euch verletzt. Lieber gäbe ich mein Leben, als Euch wehzutun!«
    Die Königin schien etwas erwidern zu wollen, doch stattdessen richtete sie sich zittrig auf. Sir Tristan sprang erschrocken von ihrem Schoß. Die Königin hielt sich den Bauch und beugte sich vor, als müsste sie sich übergeben. Ich stand schnell auf und hielt sie bei den Schultern. »Mylady, was ist Euch?«
    »Der faulige Gestank vom Fluss   ... erinnert mich an etwas aus meiner Kindheit.« Sie rang nach Atem und fügte hinzu: »Meine Krankheit macht die Ärzte ratlos. Ich aber weiß jetzt, was es ist. Die weiße Pest. Ich habe sie von einem der Seeleute auf dem Schiff meines Vaters, als wir vor Marguerite d’Anjou flohen.«
    Ich sah sie entsetzt an. Die weiße Pest war ausnahmslos tödlich. Sie griff die Lunge an, und man erstickte langsam. Vor allem war es eine schmerzhafte Krankheit, besonders zum Ende hin, wenn die Betroffenen kaum noch atmen konnten und Blut und schwarzen Schleim spuckten.
    Mit einem Kopfnicken wies Königin Anne zum gegenüberliegenden Fenster, das zum Garten hin geöffnet war. »Dort«, brachte sie mühsam heraus. Sie lehnte sich auf meinen Arm und ließ sich hinüber zur gepolsterten Fensterbank helfen. Hier roch man nichts vom dunklen Fluss, nur den süßlichen Pinienduft. Die Königin bedeutete mir stumm, mich zu ihr zu setzen, und ich tat es, überwältigt vor Kummer.
    »Warum denkst du, dass du mit deiner Liebe Schaden anrichtest, Kind?«, fragte die Königin, sobald sie wieder ein wenig bei Kräften war. »Das Einzige, was uns bleibt, wenn wir sterben, ist die Liebe, die wir zurücklassen.«
    Ich sah sie unsicher an.
    »Die Liebe ist alles, mein gutes Kind«, erklärte sie. »Alles, worauf es ankommt. Sie wärmt die Herzen jener, die auf dieser Welt bleiben, wenn wir gegangen sind. Wir nehmen ihre Liebe mit uns und lassen ihnen unsere hier   ... bis wir schließlich wiedervereint und zu einem Ganzen werden.« Sie schaute hinaus in den Garten. Ich folgte ihrem Blick zu einer majestätischen

Weitere Kostenlose Bücher