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Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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Richards Erbe vorgesehen, jedoch wusste ich, dass es nicht etwa dieser Umstand war, der die Blicke auf uns zog: Es lag an dem Kleid, das ich trug.
    Die Königin hatte ihr violett und silberfarben gehaltenes Kleid für mich exakt nachnähen lassen. Natürlich hatte ich gleich geahnt, welche Unruhe es auslösen würde, und scharf protestiert, doch sie ließ sich nicht umstimmen.
    »Aber warum sollen wir die gleichen königlichen Roben anziehen?«, hatte ich gefragt.
    »Weil König Richard die Ähnlichkeit erkennen soll.«
    »Was werden die Leute denken?«
    »Sie werden das Schlimmste denken, mein gutes Kind«, hatte die Königin geantwortet. »Das tun sie nämlich immer.«
    Auf der Empore, wo das Königspaar saß, brannte ein Kaminfeuer, trotzdem sah man deutlich, dass die Königin fröstelte. Der König küsste ihre zarten Finger und rieb sie behutsam zwischen seinen warmen Händen. Als der Tanz endete, verneigte Jack sich vor mir, und ich machte einen Knicks. In diesem Moment kam Humphrey Stafford auf mich zu und verbeugte sich.
    »Mylady, Ihr seht heute Abend bezaubernd aus«, sagte er und bot mir seinen Arm an, um mich erneut auf die Tanzfläche zu geleiten. »Euer Haar leuchtet wie Sonnenschein, und Eure Saphirbrosche hat den gleichen Farbton wie Eure Augen. Es ist verblüffend, aber meine Mutter hatte genau so eine.«
    Ich fühlte, wie meine Wangen die Farbe von Klatschmohn annahmen. »Danke, Sir Humphrey.« Ich befingerte die Broscheund deckte sie mehr oder minder unwillentlich mit der Hand ab. »Der Stern ist ein beliebtes Symbol.«
    »Fürwahr.«
    Er sagte nichts über mein Kleid, wie ich bemerkte. Wir stellten uns in der Mitte des Saales auf, und die Musiker stimmten eine heitere Melodie an. Doch ich konnte einzig an Thomas denken. Er war meine erste Liebe gewesen. Hätten wir geheiratet, wäre Humphrey mein Schwager geworden. Ich blickte nach oben zu Richard, der sich mit einem seiner Ritter unterhielt. Thomas würde stets einen Platz in meinem Herzen haben, auch wenn jetzt alles anders war.
    Die Melodie verklang.
    »Ah«, sagte Humphrey Stafford, und ein Schatten huschte über seine Züge. Er hatte einen Boten entdeckt, der sich durch die Menge zur Empore drängelte. »Wie ich sehe, gibt es Neuigkeiten. Wollen wir?«
    Ich ließ mich von ihm bis vor die Empore begleiten, wo wir in Hörweite waren.
    Der Mann kniete sich vor dem König hin. »Sire! Ich bringe eine wichtige Botschaft aus Frankreich. Unsere Agenten in Übersee berichten, dass Henry Tudor, ungeachtet Eurer Mannstärke und Eures königlichen Standes, diesen Sommer eine Invasion plant.«
    Nach einer kurzen Pause antwortete König Richard: »Nichts wünsche ich mir mehr, als endlich Tudor auf dem Schlachtfeld zu begegnen.«
    Er neigte den Kopf zu Anne und sprach mit ihr, wobei sie beständig ängstlicher wirkte. Sie zog ihren Pelzmantel enger um sich.
    Mein Blick wanderte zurück zum König. Er war blass, eingefallen und sorgenvoller als jemals zuvor, keineswegs wie ein Mann, dem man zutraute, sein Königreich zu verteidigen.Müsste er Tudor jetzt und hier entgegentreten, wäre es ein Desaster. Und Tudor, verschlagen und skrupellos wie er angeblich war, wusste dies ohne Frage. Margaret Beauforts Sohn war gewiss imstande, das Blut seines Gegners über das Meer hinweg zu riechen. Unwillkürlich blickte ich mich nach Tudors Mutter um und erspähte sie neben einem der Maßwerkfenster, wo sie mit ihrem Gemahl, Lord Thomas Stanley, und Gefolgsmann Reginald Bray zusammenstand. Die drei schauten den Tänzern zu und flüsterten miteinander. Reginald Bray war Margaret Beauforts Mittler bei der Verschwörung mit Buckingham gewesen und hinterher ebenfalls von König Richard begnadigt worden. Die Nachsicht des Königs bereitete mir große Sorge. Solche Menschen hörten nicht auf, Unheil zu stiften.
    »Möchtet Ihr ein wenig umhergehen?«, fragte Sir Humphrey. »Es ist noch etwas Marzipan auf dem Tisch mit den Süßspeisen, glaube ich.«
    Ich nickte, und wir begaben uns auf den Weg zum anderen Ende der Halle. Als wir uns den Stanleys näherten, fiel mir auf, dass Thomas Stanleys Bruder, Sir William, aus der Menge auf der gegenüberliegenden Seite hervortrat und auf die anderen zuschritt. William und sein Bruder sahen einander kaum ähnlich. Thomas war groß und dünn, wohingegen William eher klein und untersetzt war. Während Stanley dichtes flammend rotes Haar hatte, waren Williams schüttere Haare eher blond mit einem zarten roten Schimmer. Stanley und seine

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