Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
Vom Netzwerk:
Gemahlin bildeten ein merkwürdiges Paar. Margaret Beaufort war eine winzige Frau mit einem unverhältnismäßig langen Gesicht, sodass ihr Kopf viel zu groß wirkte, beinahe zwergenhaft. Und war ihr Gemahl eher ein jovialer Mann, hielt und kleidete sie sich immerfort streng.
    Ich neigte den Kopf ein wenig, als wir näher kamen, und Sir Humphrey verneigte sich vor Margaret Beaufort. In ihrem üblichen schwarzen Samtkleid mit Hermelinbesatz sah sie elegant aus, hatte allerdings etwas Finsteres an sich. Ihr langes, hageres Gesicht, aus dem Nase und Kinn spitz herausragten, und ihre blassen, glitzernden Augen verliehen ihr das Aussehen eines hungrigen Wolfes. Ich dachte an das, was Königin Anne gesagt hatte: dass sie mit ihrer Pietät und dem Wimpel wie eine Märtyrerin aussehen wollte und ständig ihren Psalter mit sich herumtrug. Wahre Frömmigkeit äußerte sich selten auf solch augenfällige Weise, und ihr Verrat sprach allzu deutlich für ein sehr weltliches Gemüt. Ich blickte zu dem Buch, das sie in den Händen hielt, und tatsächlich war es das Gebetbuch.
    Die Stanleys und ihr Gefolgsmann Bray verstummten, als wir vorbeigingen, und bedachten uns mit Blicken, die mir unheimlich waren. Humphrey Stafford neigte sich zu mir. »Unangenehme Leute«, murmelte er mir zu, ehe er zwei Kelche vom Tablett eines vorbeigehenden Dieners nahm und mir einen reichte. Wir beide tranken einen kräftigen Schluck.
    »Besser, nicht?«, fragte Humphrey.
    Ich nickte. Trotz der Fröhlichkeit bei Hofe fühlte ich die böse Vorahnung, die unterschwellig brodelte. Der Wein verlieh mir Mut, und für einen Moment drängte ich meine Furcht beiseite und wagte zu fragen: »Wie geht es Ihrem Bruder?«
    »Gott sei Dank geht es Thomas gut, Mylady. Er erholt sich von der Pfeilwunde in der Brust, die ihm an der schottischen Grenze zugefügt wurde.«
    Ich glaubte es kaum! Dies also war der Grund, weshalb er mir nicht geschrieben hatte. Prompt sah ich zu König Richard auf der Empore. Und nun   ...
    »Ach ja? Ich wusste nichts von seiner Verletzung«, sagte ich leise. »Es freut mich, dass er wieder gesund wird. Im Kloster war er überaus freundlich zu mir, wofür ich auf immer in seiner Schuld stehe. Hat er Ihnen von jener Zeit erzählt?«
    »Er hätte gewiss, doch habe ich ihn weder gesehen noch mit ihm korrespondiert. Ich erinnere mich jedoch, dass er mir sagte, er wolle mir etwas erzählen, wenn wir uns das nächste Mal sähen. Nur war ich seit St. George’s Day in königlichen Angelegenheiten in Calais und Frankreich.«
    St. George’s Day. Der Tag, an dem die Nachricht von Neds Tod gekommen war. Mein Blick kehrte zur armen Königin zurück, die, von Kissen gestützt, auf ihrem Thron saß. Sie lehnte sich zu ihrem Gemahl und hielt seine Hand, während sie mit besorgter Miene etwas zu ihm sagte. Und auf einmal sahen beide zu mir, und mir stockte der Atem. Sie sprechen über mich!, dachte ich. Vage nahm ich wahr, dass die Musikanten wieder ein fröhliches Lied anstimmten.
    »Seht nur!«, bemerkte Sir Humphrey Stafford grinsend. »Jemand hat sich am Marzipan gütlich getan.«
    Ich drehte mich zu ihm und sah einen Hund, der halb unter dem Desserttisch auf dem Rücken lag und alle vier Pfoten in die Luft streckte. Der Anblick entlockte mir ein lautes Lachen. Zugleich bemerkte ich, dass um mich herum alles verstummte.
    Die Menge hatte sich geteilt, um König Richard Platz zu machen. Er kam geradewegs auf mich zu. Sein Gesicht wirkte, als wäre er gar nicht recht bei sich, gleichsam in Trance. Die Gäste, die er passierte, blickten ihm verwundert nach. Vor mir neigte er den Kopf. Errötend machte ich einen tiefen Knicks und nahm seine Hand, die er mir hinstreckte. Als er mich zur Tanzfläche führte, spielten die Minnesänger zu einer munteren Pavane auf.
    Einen schrecklichen Moment lang standen wir ganz allein dort. Dann gesellten sich Lord Howard und sein Sohn Thomas mit ihren Damen zu uns. Andere folgten. Es waren sämtlichst die treuen Gefährten König Richards: Rob Perry und Lord Francis Lovell, die ihn seit Kindertagen kannten und liebten,sein Neffe und Thronerbe Jack, Earl of Lincoln, die Lords Scrope of Bolton und of Masham, die schon seinem Vater zur Seite gestanden hatten, sowie Greystoke, ein weiterer überzeugter Yorkist. Dann waren da noch König Richards enge Berater, Sir Richard Ratcliffe, Sir William Conyers, Sir William Catesby, Sir Robert Brackenbury und die beiden Harrington-Brüder, die zu seinen Leibrittern gehörten. Allesamt

Weitere Kostenlose Bücher