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Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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und Liebe überkamen mich, und ich umarmte sie wieder. »Oh, Mutter.«
    Dann sah ich meine Schwestern. »Cecily!« Ich ließ meine Mutter los und umarmte Cecily, aufrichtig erfreut, sie zu sehen. »Es ist so schön, dich wiederzusehen! Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich so sehr vermissen würde«, sagte ich lachend und weinend zugleich.
    Cecily lachte ebenfalls. »Ich auch nicht, Schwester«, entgegnete sie und drückte mich fest an sich.
    Ich wandte mich zu den anderen, die mich alle mit großen Augen ansahen. »Anne, wie groß du geworden bist! Und Kate, meine süße, meine wunderschöne Kate!« Ich hob sie in meine Arme und bedeckte ihre Wangen mit unzähligen Küssen. »Und Bridget!« Meine jüngste Schwester starrte mich mit ihren runden, kornblumenblauen Augen ein wenig unsicher an. Sie schien sich kaum noch an mich zu erinnern, was nicht verwunderlich war. »Wie schön, dass ich wieder bei euch bin!«
    Meine Mutter nahm mich beim Arm. »Du siehst furchtbar aus, Elizabeth. Du hast abgenommen. Wir müssen dich kräftig füttern, damit du für König Henry Formen bekommst.« Sie schickte nach Weinpunsch und Essen, und über einem Mahl aus Oliven und dem gezuckerten Röstbrot, das ich so gern mochte, flüsterte sie mir zu, was über den zweiundzwanzigsten August bekannt geworden war. Was sie berichtete, erfüllte mich mit einer Verzweiflung und einem Kummer, wie ich sie noch nie gekannt hatte.
    Nach der Schlacht war Henry Tudor mit Richards verbeulter Krone auf dem Kopf nach Leicester geritten. Richards Leichnam, nackt, blutig und mit einem Schandkragen um den Hals, war auf einen Pferderücken geworfen worden. So wurde er über die Brücke in Leicester gebracht, und wie die weise Frau prophezeite, schlug sein Haupt an der Stelle gegen die Steinmauer der Brücke, die zuvor seine Spore gestreift hatte. Sein Leichnam wurde den Mönchen der Grey Friars Church übergeben, aber ihnen wurde kein Geld für ein Begräbnis gewährt, sodass Richard in einem Armengrab ohne Grabstein endete. Henry Tudor war zwei Tage vor mir in London eingetroffen, am dritten September. Es war ein Samstag, denn Tudor war abergläubisch und betrachtete den Samstag als seinen Glückstag. Auf einem Sänftenkarren, verborgen von dichten Vorhängen, hatte er hinaus zu den Leuten gelinst.
    »Er ist ein wunderlicher Kauz«, hauchte meine Mutter, »will sehen, ohne gesehen zu werden. Was hat denn das für einen Sinn, frage ich dich?«
    Innerlich schmunzelte ich. Meine Mutter hatte das Prahlen der Zurückhaltung immer schon vorgezogen, denn sie liebte es, bewundert und beneidet zu werden. Dennoch war es seltsam. Die Könige, die ich bisher gekannt hatte, hatten es genossen, von ihren Untertanen begrüßt zu werden. »Hatten sich denn die Massen versammelt, um ihn zu empfangen?«, fragte ich.
    »Nein, keiner, der ihn bejubelte, aber auch keiner, der ihn schmähte.«
    Deshalb wollte er, dass ich unbemerkt in London eintreffe!, ging es mir durch den Kopf. Wie beschämend wäre es gewesen, hätte man mich mit Jubel begrüßt, ihn aber nicht?
    »Wie viele sind in Bosworth gestorben?«
    »Dreitausend, fast alle von Richards Seite, einschließlich Lord Howard, Duke of Norfolk.«
    Ich wollte nach Sir Thomas Stafford fragen, doch meine Mutter konnte gar nichts über ihn wissen. Das tat bisher niemand, denn Thomas war nicht wichtig genug. »Was ist mit den anderen   – Lovell, Ratcliffe, Catesby und Sir Humphrey Stafford?«, fragte ich stattdessen.
    »Ratcliffe und die meisten von Richards Rittern waren bei dem selbstmörderischen Angriff auf Tudor   – auf König Henry   – bei ihm«, antwortete sie, senkte die Stimme und warf einen Blick zu den Dienern im Zimmer. »Lovell entkam, doch Catesby wurde gleich nach der Schlacht gehängt.«
    »Ohne Prozess?«
    »Anscheinend sind in dieser neuen Welt, in der wir nun leben, keine Prozesse vonnöten«, fuhr sie so leise fort, dass ich sie kaum verstand. »Es heißt, Tudor hätte den Beginn seiner Regentschaft auf den Tag vor Bosworth datiert, sodass er all jene des Verrats beschuldigen kann, die in der Schlacht für Richard kämpften.«
    Ich sah meine Mutter entsetzt an. Das konnte doch nicht sein! Männer wurden des Verrats beschuldigt und gehängt, weil sie für ihren König gekämpft hatten? Tudor hatte die Grundregeln der Ritterlichkeit und den seit Jahrhunderten gültigen Verhaltenskodex für null und nichtig erklärt. Heilige Maria, Mutter Gottes, wenn er hierzu fähig war, was kam als

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