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Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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wir in unseren Ruin gelockt.‹ Anthony war ein romantischer Narr.«
    Eine Welle von Einsamkeit überrollte mich. Onkel Anthony hatte recht gehabt. Der Apfel, den ich vom leuchtenden Baum der Liebe pflückte, wurde zu Asche in meinen Händen.
    Sanft befühlte ich Thomas’ Saphirbrosche, die ich stets trug, und blätterte die Seite in Richards Buch um. Sie waren alles, was die Liebe mir gelassen hatte.
    ~
    Mit dem Oktober und dem goldenen Glanz der letzten Blätter, die von den Bäumen gefallen waren, hielten Abertausende Gedanken an Richard Einzug, denn am zweiten Oktober war sein Geburtstag gewesen. Im vergangenen Jahr hatte es eine Feier gegeben, und die arme Königin war an die Tafel gekommen, obwohl sie vor lauter Schmerzen kaum hatte sitzen können. Die liebe, süße Anne hatte gewollt, dass ich Richard heirate. Nur Liebe kann ihn retten, Elizabeth , hatte sie geflüstert.
    Ich lehnte meine Stirn an das Fensterglas und schloss die Augen. Im Geiste sah ich die Wachskerzen an jenem Abend flackern, die leuchtenden Fackeln, die weinrote und olivgrüne Gobelins beschienen, und ich erinnerte mich an die erhebende Empfindung, die mich trotz allen Kummers ergriffen hatte, als ich Richards dunkles Haupt am anderen Ende des Saales ausmachte.
    In diesem Jahr wäre er dreiunddreißig geworden.
    Ich legte mein Buch ab und trat vom Fenster weg. Richard war tot. Die Lebenden mussten das Leben hinnehmen, das Gott ihnen gab.
    In diesem Oktober formierte Tudor seine Regierung. Er rief seinen Vertrauten, Bischof Morton, vom Kontinent zurück, ernannte ihn zum Lordkanzler und schickte Erzbischof Rotherham wieder nach York. In London wütete die Pest, weshalb Tudor gezwungen war, seine Krönung zu verschieben. Dies deuteten die Leute als böses Omen.
    »Es ist ein Zeichen, dass die Regentschaft mühsam wird, sagen sie«, erzählte meine Mutter, »weil sie mit Krankheit beginnt.«
    Um den Zehnten des Monats verschwand die Pest, und überall in der Stadt wurde von Tudors Krönung gesprochen, die am dreizehnten Oktober sein sollte. Ich hörte, wie meine Mutter und Cecily sich unterhielten. »Für seine Krönung hat Tudor eine Leibgarde von fünfzig Gardisten in französischer Gewandung bestellt«, schwärmte meine Mutter.
    Ist das verwunderlich?, dachte ich. Schließlich war Tudor zu einem Viertel Franzose und hatte sein halbes Leben in Frankreich verbracht. Sicher würden bald weitere französische Sitten folgen.
    »Sie sollen königliches Rot und Gold tragen und schwer bewaffnet sein, um ihn vor jenen zu schützen, die ihm Böses wollen«, ergänzte meine Mutter.
    Ja, er musste schreckliche Angst gehabt haben, als Richard die dreitausend Mann starke Armee durchbrochen, die ihn in der Schlacht geschützt hatte, und vier seiner Leibgardisten niedergeschlagen hatte, sodass er Tudor beinahe vor seinem Schwert gehabt hatte, ehe der geflohen war. Vielleicht kann er mit seiner französisch herausgeputzten Leibwache ruhiger schlafen, dachte ich.
    In dieser Zeit wurde mein Widerwillen zu einem stillen Rückzug, während meine Mutter klagend auf und ab lief, wann immer wir allein in unserem Gemach waren.
    »Die Hochzeit wurde verschoben. Anscheinend will Tudor allein gekrönt werden und allein herrschen. Allein!« Sie sah mich mit funkelnden Augen an. »Du weißt, was das bedeutet,nicht wahr? Er hat entschieden, sich nicht auf dein Recht auf die Krone zu stützen! Er fürchtet, nicht als wahrer König angesehen zu werden, sondern nur so lange, wie du lebst.« Sie ging noch schneller auf und ab, sodass mir vom Zuschauen schwindlig wurde. »Ebenso wenig beruft er sich auf seine Lancastrianer-Abstammung, weil jeder weiß, dass dieser Thronanspruch mit den Bastarden auf beiden Seiten mehr als wacklig wäre. Und er macht auch nicht sein Recht als Eroberer geltend, denn das würde andere anspornen, es ihm nachzumachen.«
    »Und wie begründet er dann, dass er die Krone bekommt?«, fragte ich, beugte mich zu meiner Laute und zupfte einen falschen Ton.
    »Man glaubt es nicht, doch er behauptet, dass der Thron ihm gehört, weil er ihn schon hat!«
    Ich blickte auf. »Einfach, weil er König ist? So etwas gab es bisher nicht.«
    »Es ist Mortons Idee. Er ist ein gerissener Mann, dieser Morton, und steckt hinter allem, was Tudor macht   – Morton und seine Mutter. Die zwei schießen aus demselben Loch.«
    »Ich dachte, Morton stünde in deiner Gunst, Mutter«, sagte ich und hatte Mühe, nicht zu grinsen.
    »Er stand in meiner Gunst, als er auf meiner

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