Elke, der Schlingel
niedlich aus. Er schien frisch gebadet zu sein, und sein Fell war länger
und lockiger geworden, seitdem sie ihn auf dem Dom gesehen hatte. — Aber jetzt
erschienen die Scheuerfrauen wieder auf der Bühne. Die eine trug ein Teebrett,
mit dampfendem Kaffee vor sich her. Ah, wie das roch, und sie hatten solchen
Durst.
Sie schenkten sich ein und wollten
trinken. Aber da malten die beiden Heinzelmännchen wieder einen Kringel in die
Luft, und im Augenblick waren Tassen und Kanne und Milchtopf wieder
ausgetrocknet.
Voller Verzweiflung fingen die dicken
Frauen jetzt an, Kniebeugen zu machen und wie wild auf dem Boden
herumzuscheuern, um den Heinzelmännchen zu Gefallen zu sein. Es sah zum Lachen
aus, nützte ihnen aber nichts. Ihre Tassen und Töpfe blieben leer, und die
Zwerge lachten nur.
„Merkt euch das: Wer einem Hund nichts
gönnt, verdient auch selber nichts!“ sagte der hellbraune Zwerg.
Die beiden Frauen schoben enttäuscht
ab.
Die Heinzelmännchen stellten nun fest,
daß sie mittlerweile selbst hungrig geworden waren, und sie sagten Ali leise
etwas ins Ohr. Und sofort lief er davon und kam nach einer kurzen Weile mit
einer Tüte im Maul wieder.
„Aha, frische Brötchen!“ schnupperte
der Dunkelbraune in die Tüte hinein. „Ich hätte auch noch Lust auf eine Wurst.“
Schon bekam Ali wieder etwas ins Ohr gesagt, und er lief aus dem Zimmer.
Aber was war das? — Er kam ja gar
nicht wieder!
Die beiden Zwerge wurden unruhig und
waren schließlich offenbar verlegen. Hinter der Bühne hörte man es jetzt
poltern, und zwischendurch erklangen gedämpfte Pfuirufe.
Was war los? Hatte Ali ein Unglück
angerichtet?
Ja, der kleine Lausbub war übermütig
geworden und hatte die Wurst, die er den Zwergen bringen sollte — selber
aufgefressen!
Man kann sich vorstellen, was für eine
Aufregung es jetzt hinter der Bühne gab. Es war keine zweite .Wurst vorhanden,
und das runde Stück Holz, mit dem in den Proben immer geübt worden war, war
auch nirgends zu finden. Dazu kam, daß Ali selber ganz aufgeregt geworden war
und sich weigerte, die Bühne wieder zu betreten.
Es nützte schließlich alles nichts —
Fräulein Weber, die das ganze Stück einstudiert und übrigens auch verfaßt
hatte, mußte auf die Bühne gehen und den Zuschauern mitteilen, welcher
betrübliche Zwischenfall sich ereignet hatte.
Gab das ein Hallo! Man klatschte und
trampelte und rief laut nach Ali, und er wurde geholt und dann bejubelt, als
wenn er eine Heldentat vollbracht hätte.
Elke fand, daß es viel schöner war,
daß Ali die Wurst selber gefressen hatte, anstatt sie den Zwergen abzuliefern.
Viele andere fanden das auch, und es herrschte überhaupt eine große
Begeisterung unter den Zuschauern.
Das Stück wäre sowieso gleich zu Ende
gewesen, und Alis Schandtat machte deshalb weiter gar nichts aus. Im Gegenteil!
Wäre Ali brav geblieben, und hätte er die Wurst von den Zwergen als Belohnung
in Empfang genommen, wie das beabsichtigt gewesen war, so hätte man sicher
nicht so herzlich gelacht.
Elkes Wangen glühten, und sie hatte
nun, am Ende des Festes, nur noch einen Wunsch, nämlich den, so schnell wie
möglich hinter die Bühne zu laufen und Ali in den Arm zu nehmen. Ob er sie wohl
wiedererkannte?
Und ob er die liebe, kleine Freundin
vom Dom wiedererkannte! Als sie auf ihn zutrat und seinen Namen rief, stellte
er den Kopf schief und sah für kurze Augenblicke ungeheuer nachdenklich aus.
Aber dann wußte er plötzlich, wen er vor sich hatte, und mit wilden Sprüngen
und lautem Begeisterungsgejaule umtobte er Elke.
Elke war überglücklich über diese
Wiedersehensfreude des kleinen Tieres, und sie kümmerte sich jetzt, außer um
Ali, um nichts mehr. Sie bedankte sich bei Fräulein Weber nicht für die schöne
Aufführung, und sie hörte auch nicht, als man nach ihr rief.
Sie saß auf dem Fußboden, und Ali lag
neben ihr und ließ sich streicheln, immer wieder streicheln, und wenn sie
aufhören wollte, stieß er sie mit der Nase an, sie sollte weitermachen. Alles
war genau so schön wie damals auf dem Dom! Plötzlich stand ein mittelgroßer,
blonder, frisch und vergnügt aussehender Herr neben Elke. Er hatte schon eine
ganze Weile in einiger Entfernung gestanden und das Kind mit dem Hund
beobachtet.
„Onkel Bernhard!“ rief Elke jetzt in
großer Freude und sprang vom Fußboden auf.
„Ja, da bin ich also doch noch!“
lachte der Onkel und gab Elke einen Kuß. „Mein Zug hat wegen eines
Achsenbruches zwei Stunden Verspätung
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