Elke, der Schlingel
„Fränzi sagt,
daß nichts gestohlen worden ist. Sie ist gerade im richtigen Augenblick in den
Keller gekommen. Die Polizei wird nichts unternehmen, wenn nichts gestohlen
ist.“
Onkel Bernhard ging nun geradewegs auf
sein Ziel los. „Die Polizei nützt euch nichts. Einen Hund müßt ihr haben!“
„So ein Hund ist auch nicht immer zu
Hause“, wandte Anke ein. „Das spielt keine Rolle!“ war Onkel Bernhards Meinung.
„Die Herren Einbrecher wissen ganz genau, wo ein Hund gehalten wird, der ihnen
durch Gebell das Geschäft verderben kann. Da steigen sie gar nicht erst ein.“
„Oh, wir könnten ja Ali nehmen!“ sagte
Elke froh.
Aber Onkel Bernhard schüttelte stirnrunzelnd
den Kopf. „Ali ist zu klein“, sagte er, ohne Elke anzusehen.
Elke schwieg enttäuscht. „Ja, es müßte
ein großer, starker Hund sein!“ stimmte Frau Tadsen ihrem Bruder bei.
Onkel Bernhard putzte sich umständlich
die Nase, damit ihm bloß niemand anmerkte, wie sehr er sich darüber freute, daß
seine Schwester schon soweit war, den Besitz eines Hundes richtig zu finden.
Sie dann davon zu überzeugen, daß Ali der einzig richtige sei, das würde kein
Kunststück sein!
Ulf griff jetzt ein: „Muttsch, du hast
doch immer gesagt, daß ein Hund in einer Mietwohnung nicht zu seinem Recht
käme. Für einen großen Hund trifft das ganz sicher zu. Wir nehmen besser einen
kleinen.“
„Aber es soll doch ein Wachhund sein!“
wandte die Mutter ein.
„Petersens haben einen Rehpinscher als
Wachhund“, sagte Vater Tadsen. „Sie behaupten, daß diese kleinen Kläffer genau
so gute Dienste tun wie jeder große Hund. Und das ist auch richtig, denn die
Hauptsache ist ja, daß gebellt wird.“
Elke hielt wiederum ihre Stunde für
gekommen. „Ali kann sehr schön laut bellen!“ sagte sie.
Onkel Bernhard zwinkerte ihr zu. „Sei
still!“ hieß das. „Deine Mutter muß ganz allein zu der Meinung kommen, daß Ali
der richtige Hund für euch ist.“
„Was sagst du zu einem Rehpinscher?“
wandte er sich dann an seine Schwester.
„Bloß keinen Rehpinscher!“ riefen Jens
und Gisela.
„Da haben wir es schon!“ Frau Tadsen
zuckte die Achseln. „Dem einen gefällt dieser Hund nicht, dem andern jener
nicht, und das Ende vom Lied ist, daß sich keiner um das angeschaffte Tier
kümmert.“
„Mutti!“ sagte Elke vorwurfsvoll. „Ich
würde mich ganz bestimmt um den Hund kümmern!“
„Na, na!“ schulmeisterte Anke. „Wir
wollen sagen, wenn es der Hund Ali wäre!“
„Wer wollte uns denn darin hindern,
Ali zu nehmen“, sagte Ulf. „Das Tier ist sicher zu kaufen. Die im Tierhort sind
froh, wenn sie wieder einen von den Zirkushunden gut untergebracht haben.“
Frau Tadsen nickte. „Ja, Ali ist
wirklich ein reizendes Tier, das muß ich sagen. Die Aufführung werde ich nie
vergessen! Es war so nett an dem Stück, daß die Zwerge gekommen waren, um die
ganze Sexta dafür zu belohnen, weil eines ihrer kleinen Mädchen Ali was zu
fressen gegeben hatte. Damit war doch unsere Elke gemeint!“
Der Vater strich Elke übers blonde
Haar. „Wenn wir einen Hund anschaffen, so ist es Ali. Ein anderer kommt gar
nicht in Frage!“
„Ach ja, Mutti, man zu!“ bettelte
Elke.
„Soll ich gleich im Tierhort anrufen?“
drängelte nun auch Ulf. „Hoffentlich ist er noch zu haben!“ Mutter Tadsen ergab
sich endgültig.
Ulf und Onkel Bernhard unternahmen nun
ein wahres Wettrennen hin zum Fernsprecher im Nebenzimmer. Ulf kriegte das
Fernsprechbuch zu fassen und triumphierte.
„Ich muß anrufen!“ widersprach Onkel
Bernhard.
„Nein, ich!“ behauptete Ulf dagegen
und drehte auch schon an der Nummernscheibe.
„Na, meinetwegen!“ gab der Onkel nach.
„Wa— — — was sagen Sie?“ sprach Ulf
jetzt entgeistert in die Muschel, „über den Hund haben Sie schon verfügt? — Das
ist aber schade!“
„Was ist schade?“ fragte Elke, die in
diesem Augenblick ins Zimmer trat.
„Gar nichts ist schade!“ Onkel
Bernhard riß seinem baumlangen Neffen jetzt den Hörer aus der Hand. „Ulf ist
ein Esel! Kaffeesäcke mag er kaufen können. Aber um den Ali zu kriegen, dazu
muß ich erst kommen!“
Bernhard Zeißler nannte jetzt seinen
Namen in den Fernsprecher hinein, und in wenigen Minuten war abgemacht, wann
Ali abgeholt werden sollte.
Elke lief überglücklich zu ihren
Eltern zurück, um ihnen das gute Ergebnis von Onkel Bernhards Verhandlungen
mitzuteilen. Du, da stimmt was nicht!“ sagte Ulf, nachdem Elke aus dem Zimmer
gegangen
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