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Elke, der Schlingel

Elke, der Schlingel

Titel: Elke, der Schlingel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Gündel
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hastig ein paar Bissen Brot
hinunterzuschlingen, sondern sie saß in aller Gemütlichkeit da und ließ es sich
schmecken. Sie aß gerne Haferflocken.
    „Das will ich dir sagen, warum ich
dieses Kleid angezogen habe“, beantwortete Elke jetzt Fränzis Frage.
    „Ich habe doch die Stelle am Arm, und
die braucht niemand zu sehen.“
    „Zeig die Stelle mal!“ Fränzi, die
sich vorhin auf den Rand von Elkes Bett gesetzt hatte, stand auf und trat zu
Elke heran. Das Mädel schob den linken Ärmel hoch und wies den Arm vor.
    Fränzi zog die Stirn kraus: „Aber das
muß doch weh tun.“
    „Tut es auch — ist aber bloß ein
bißchen gequetscht“, lautete Elkes Erwiderung.
    „Hast du deiner Mutter die Stelle gar
nicht gezeigt?“
    Elke ‘tippte sich vor den Kopf: „Ich
bin doch nicht- -
    Mutti schimpft, wenn sie den kaputten
Mantel sieht.“
    „Ja, das ist wahr, der Mantel sieht
entsetzlich aus“, stimmte Fränzi bei, fügte dann aber sofort hinzu:
„Schließlich hast du ja aber nichts dafür gekonnt.“
    „Das ist immer ganz gleich, ob man was
dafür kann oder nicht, Ausschelte kriegt man doch“, erwiderte Elke mit einer
abwehrenden Handbewegung.
    Dann stand sie auf und besah sich im
Spiegel, indem sie ihre Lippen von den Zähnen fortzog. Ihrem Bruder Ulf, der
ganz prachtvolle Zähne hatte, hatte sie abgeguckt, mit peinlichster Sorgfalt
die Zähne zu pflegen. Richtig entdeckte sie einen kleinen dunklen
Schwarzbrotrest in der oberen Reihe ihrer tadellos sitzenden, ziemlich großen
Zähne, und schon war sie mit der Bürste dabei, diesen Rest zu entfernen.
Inzwischen war ihr aber auch eingefallen, daß sie vorhin noch vergessen hatte,
Fränzi etwas Notwendiges zu sagen. Sie begann jetzt: „Wenn Mutti fragt, warum
ich heute so früh zur Schule weg bin, dann sagst du bloß, du weißt das nicht, ich
mußte so früh weg. Mutti soll erst hinterher wissen, was los war, sonst erlaubt
sie es womöglich nicht.“
    Elke sah nach der kleinen silbernen
Uhr, die sie am Arm trug. Sie hatte die Uhr letzte Ostern bekommen als
Belohnung dafür, daß sie die Aufnahmeprüfung in die Höhere Schule bestanden
hatte. „Ich hab’ noch fünf Minuten Zeit“, sagte sie dann.
    „Du mußt ja mächtig früh aufgestanden
sein“, erwiderte Fränzi.
    „Bin ich auch! Erstens war ich nicht
mehr müde. Zweitens freu’ ich mich so. Und drittens kam dann die Maus!“
    „Freu dich nicht zu früh“, gab Fränzi
darauf zur Antwort. „Eure Lehrerin, das Stummelschwänzchen, wird womöglich
wütend, und dann sitzt du dran!“
    „Ich hab’ versprochen, daß ich es tun
will, und dann muß ich es tun. Was daraus wird, ist egal.“
    Elke nahm ihre am Abend
bereitgestellte Schulmappe her und schickte sich an, das Zimmer zu verlassen.
Da fiel ihr die Maus noch einmal ein. „Sei beim Reinemachen vorsichtig“, sagte
sie. „Unterm Kleiderschrank, ganz hinten links, steht ein Napf mit Wasser für
Minimax. Daß du den nicht umwirfst, sonst hat Minimax nichts zu trinken.“
    „Du hast noch einen Augenblick Zeit“,
erklärte Fränzi jetzt; und ihre Stimme verriet eine gewisse Entschlossenheit.
„Die Sache mit der Maus muß aufhören. Ich krieg’ immer und ewig die Schuld.“
    „Das weiß Mutti doch, daß es meine
Maus ist“, erwiderte Elke.
    „Das ist ganz einerlei. Ich krieg’
deshalb doch die Schuld. Ich soll die Maus wegfangen. Wenn ich eine Falle
aufstelle, und sie geht nicht rein, dann werde ich ausgescholten, nicht du.
Mäuse sind Ungeziefer, sagt deine Mutter, und das ist ja auch wirklich wahr.
Stell dir bloß mal vor, Minimax kriegt womöglich zehn Junge, und die Jungen
kriegen dann auch wieder Junge. Schließlich wimmelt ja die ganze Wohnung nur so
von Mäusen.“
    „Du hast mir doch sonst immer
beigestanden, und jetzt, wo Minimax so zahm ist, daß sie fast aus der Hand
frißt, willst du es auf einmal nicht mehr?“ sagte Elke enttäuscht.
    „Es geht eben nicht mehr“, beharrte
Fränzi.
    Die arme Fränzi hatte es mit dieser
Mäusegeschichte wirklich nicht leicht. Sie war fünfzehn Jahre alt und hatte in
der Familie Tadsen ihre erste Stellung. Das seit über zehn Jahren bei Frau
Tadsen angestellte Mädchen Anna und auch Frau Tadsen selber warfen ihr vor, daß
sie sich allzuviel nach Elke richtete. Gewiß, sagte man ihr, Elke hatte ihren
Spaß an der Maus, aber einmal mußte es ja ein Ende haben, das War nicht anders
möglich, wenn man die Wohnung sauber halten wollte. Die Falle mußte aufgestellt
werden, und zwar so, daß die Maus

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