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Elke im Seewind

Elke im Seewind

Titel: Elke im Seewind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Gündel
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nicht ihrer Tante zum Geburtstag schenken kann. Ihre Eltern verkehren nicht mit Tante Lissy, sie würden dadurch gar nichts von dem Geschenk erfahren. Und Tante Lissy kann ja denken, daß sie für die Geldscheine in ihren Briefen keine Bonbons, sondern die Uhr gekauft hat. Wenn die ein neues Lederarmband drankriegt, sieht sie aus wie neu.
    Gegen elf Uhr, als der Regen etwas nachläßt, schlägt Frau Brunkhorst den vier Mädeln vor, mit ihr zum Leuchtturm zu gehen. Sie hat dort etwas mit der Frau des Leuchtturmwächters zu besprechen. Den Leuchtturm zu besteigen, kommt für die Kinder heute zwar nicht in Frage, denn sie würden auch von dort oben nur Nebel und Regen sehen, aber Herr und Frau Franz haben ja die vielen Kanarienvögel, und es macht den Mädeln doch sicher Spaß, die einmal zu sehen.
    In Regenkragen und -kapuzen und mit festen Schuhen machen unsere vier sich mit Frau Brunkhorst auf den Weg.

    Der Leuchtturm liegt auf der sogenannten Satteldüne, ganz in der Nähe des Kinderkrankenhauses Satteldüne. Es ist ein Weg von einer guten halben Stunde bis dahin, und er führt am Schienenstrang des Inselbähnchens entlang durch die Heide und am frisch auf geforsteten Kiefernwald vorbei. Es nieselt zwar immer noch ziemlich kräftig, und die Mädel haben ihren Spaß daran, daß sich immer wieder Tropfen an ihren Nasenspitzen bilden, aber die Luft ist herrlich, und Oma Brunkhorst ermahnt oft, recht tief Atem zu holen.
    Plötzlich steht ein riesengroßer Herr in braungelbem Wettermantel und — hut vor ihnen. Die alte Dame und er begrüßen einander. Es ist ein Herr Knesebeck, der jedes Jahr im Hospiz in Norddorf Kurgast ist. Er ist der Direktor einer Blindenanstalt, und als Elke das hört, sieht sie in ehrfürchtigem Staunen zu ihm auf. Sie denkt an den blinden Mitreisenden auf dem Schiff. Da sagt Herr Knesebeck plötzlich: „Davon hab’ ich schon gehört, daß Kinder in Nebel den Robinson so großartig spielen — das seid ihr also! Sagt mal — habt ihr nicht Lust, am Norddorfer Strand bei einem Fest zugunsten von blinden Kindern mitzumachen? Wir brauchen noch so notwendig eine lustige Aufführung.“
    Elke wird flammendrot und sagt sofort begeistert zu. O ja — für blinde Kinder wollen sie gern was mit aufführen. Ihr Herz steht in hellen Flammen.
    „Abgemacht“, sagt Herr Knesebeck, „ich komme in diesen, Tagen sowieso nach Nebel. Dann besprechen wir alles weitere.“
    „Abgemacht!“ sagt auch Elke.
    Es fängt jetzt stärker an zu regnen, und Frau Brunkhorst setzt mit den Kindern ihren Weg fort. Bis zum Leuchtturm sind es noch ungefähr zehn Minuten, man sieht ihn schon ganz deutlich in den trüben, blaugrauen Dunst hineinragen. Katje redet eifrig auf Elke ein. Sie findet, die Freundin hat unüberlegt gehandelt, indem sie Herrn Knesebeck die rasche Zusage gab. Wie denkt Elke sich das! Ihr Robinsonspiel ist doch gar kein richtiges Stück, das man hintereinander aufführen kann.
    Elke widerspricht. Doch, man kann es hintereinander aufführen, sagt sie. Man muß sich bloß noch ein bißchen was dazu ausdenken, das wollen sie schon hinkriegen. Es ist großartig, daß sie für die blinden Kinder aufführen sollen!
    Auf einmal ist jetzt auch Lotti gut auf das Robinsonspiel zu sprechen. Ja, sie erklärt sogar, daß auch sie eine Wildenfrau sein möchte, ihr dunkles Haar passe doch fein zu einer Negerin.
    Elke ist nicht nachtragend. So sagt sie herzlich: „Das ist schön, daß du nun doch mitspielen willst. Wir können gut noch eine Wildenfrau gebrauchen — überhaupt, wenn wir das nachher so machen wollen, daß Robinson und Freitag die Frauen von dem. Häuptling rauben und fesseln —“
    „Wieso rauben und fesseln sie. die?“ erhebt Katje Einspruch. „Das haben wir doch nie gespielt.“
    Elke besinnt sich ein kleines Weilchen, ehe sie antwortet. Ihre behenden Gedanken haben inzwischen schon alle möglichen Purzelbäume um ihre bisherigen Robinsonabenteuer herum geschlagen. Dann sagt sie: „Ich weiß noch vieles, was wir neu machen können — und jetzt wird’s erst richtig, sag’ ich dir. Denn die Leute sollen doch ordentlich lachen — dann geben sie mehr Geld für die blinden Kinder.“
    In diesem Augenblick ist der Leuchtturm mit seinen Nebengebäuden erreicht, und die Mädel sehen schon von außen, daß das von den vielen Kanarienvögeln des Leuchtturmwärters wirklich wahr ist. In dem eingefriedigten Stück Land, das zum Leuchtturm gehört, befindet sich in der geschützten Ecke von zwei

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