Elke im Seewind
großartig, wenn Boxer mitspielt. Sie wollen sofort ein Gehege für ihn bauen, das heißt, wenn es noch nicht zu spät dafür ist, denn sie müssen dann ja noch mal zurück nach dem Kniepsand und sich Holz zusammensuchen. Wie spät mag es jetzt sein? Elke stürmt auf den gelben Haufen los, um sich ihre Uhr zu nehmen. — Sie entdeckt, daß die Uhr weg ist, und steht im ersten Augenblick wie versteinert. „Michael“, ruft sie dann, „bist du beim Haufen gewesen?“
Michael gibt zu, daß er durstig war und sich die Flasche mit Wasser herausgenommen hat. Elkes Uhr hat er aber nicht gesehen.
Elke ist aufgeregt. „Du m u ß t sie gesehen haben!“ schilt sie. „Sie hat obenauf gelegen. Ich hab’ sie beim Weggehen noch schnell abgemacht und dahin gelegt. Wo ist die Uhr nun?“ Das Mädel weint fast vor Aufregung.
Piet ist ganz klar, wie die Sache vor sich gegangen sein muß. Michael hat nicht bemerkt, daß die Uhr oben auf dem Haufen lag, hat das Badetuch einfach weggerissen, und dabei ist die Uhr in den Sand geflogen. Sie muß irgendwo in der Burg im Sand liegen,
Michael wagt nicht zu widersprechen. Er hat keine Uhr liegen sehen, aber wenn Elke und Piet sagen, er hat nur nicht ordentlich hingeguckt und gleich das Badetuch runtergerissen — Michael ist ganz verzagt. Es tut ihm so leid, daß durch seine Schuld Elkes hübsche Uhr weg ist.
Piet erweist sich als sehr umsichtig. Nachdem er und Elke den Sand der Burg genau abgesucht haben, sagt er, daß sie nun daran gehen müssen, den Sand Stück für Stück durchzuschaufeln. Wenn sie genau aufpassen, dann müssen sie die Uhr finden. Sein Vater hat voriges Jahr seinen Trauring in ihrer Sandburg verloren. Sogar den haben sie wiedergefunden beim Durchschaufeln der ganzen Burg. Es ist bloß eine große Arbeit — sonst nichts!
Jetzt kehrt auch Freitag mit gesammelten Federn zur Burg zurück. Er wird wieder weggeschickt. Mit einer weißen Flagge soll er bei den Wilden um Waffenstillstand bitten, weil sie Elkes Uhr suchen müssen. Der arme Michael sitzt trübselig im Sand.
Piet und Elke schaufeln und suchen natürlich vergebens. Piet ist der hartnäckigere. Als alles einmal gründlich durch gewühlt ist und Elke ohne Hoffnung die Achsel zuckt, fängt der Junge noch einmal von vorne an. Er muß die Uhr finden, er will sie finden.
Elke schaufelt nicht mehr mit. Sie geht schließlich zum Wächterberg, um nach Freitag Ausschau zu halten. Als sie vom Wächterberg zur Burg zurückblickt, fällt ihr auf, daß sie eine ganze Weile den schaufelnden Piet. gar nicht sehen kann. Sie stutzt. So ist das also — es könnte sich jemand an die Burg heranschleichen und man sieht das gar nicht von hier.
Als Piet ein zweites Mal den ganzen Sand des Burg-inneren erfolglos durchschaufelt hat, gibt er Elke recht. Ja, es muß sich jemand herangeschlichen und die Uhr gestohlen haben. Wenn das man nicht die krummbeinige alte Frau gewesen ist, die sie manchmal getroffen haben. Angeblich sucht die Moosbeeren, aber in Wirklichkeit will sie vielleicht bloß klauen!
Elke zuckt die Achseln. Daß die freundliche alte Frau die Uhr genommen haben soll, will ihr nicht in den Sinn.
Michael fällt ein Stein vom Herzen, als Piet und Elke nun auch meinen, daß er die Uhr wohl doch nicht vertrödelt hat. Er hat sich ja immer wieder alles überlegt — es hat bestimmt keine Uhr oben auf dem Badetuch gelegen.
Es ist heute so wie jeden Tag. Mögen die Schwarzen und die Robinsons, in ihren Burgen verschanzt, in noch so erbitterter Feindschaft leben, auf dem Heimweg zu den gedeckten Abendbrottischen sind sie immer die besten Freunde. Da gibt es zwar auf beiden Seiten viel Geheimnistuerei, und die Wilden machen ausgiebigen Gebrauch von ihrer Räubersprache, in der es nur so wimmelt von den angehängten Silben hexdiquex und zuppelarupp, aber abgesehen von einigem albernen Geschubse und Geschrei geht alles sehr friedlich ab. .
Michael erlebt zu Hause leider eine Enttäuschung. Seine Mutter ist nämlich gar nicht so überzeugt davon, daß er die Uhr nicht doch vertobt hat, und sie redet dem kleinen Burschen streng ins Gewissen. Ein anderer Junge würde vielleicht aufbegehrt oder sich zum mindesten keck verteidigt haben. Michaels stille Art findet nur ein paar hilflose Worte der Verteidigung. Große Tränen rollen ihm aus den dunkeltraurigen Augen.
Und Lotti? Was sagt Lotti, als ihr von Ruth erzählt wird, daß Elkes Uhr gestohlen worden ist? Ruth kommt ins Zimmer, um sich vorm Abendessen die Hände zu waschen,
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