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Elke versteht das

Titel: Elke versteht das Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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verlangst allerhand von mir, das weißt du, oder?« Schmalenbach hatte sie
     wieder mal maßlos enttäuscht. Aber da musste er durch.
    »Ich tue es um unserer Liebe willen«, gestand er.
    Da gab Elke nach. Sie wollte einen Tag lang auf alle Duftstoffe verzichten. Schmalenbach war glücklich. Er umarmte sie – und
     stellte dabei fest, dass sie diesmal nach Tannenzapfen und Anisplätzchen roch. Im Frühjahr.
    Das Erste, was Schmalenbach am nächsten Morgen wahrnahm, war nicht wie sonst eine Blümchenwiese in der Mongolei, sondern –
     Kaffeeduft. Er fühlte sich wie ein neuer Mensch.
    Als Elke aus dem Bad kam, schnupperte er erwartungsvoll. Kein Auerochsensekret und keine Ferrari-Abgase. Elke roch betörend
     nach   … Nach was eigentlich? Schmalenbach pirschte sich an sie heran. Er suchte nach Bettmief oder wenigstens nach Schweiß. Doch
     nichts dergleichen. Schmalenbach wurde panisch. Er schnupperte an ihrem Hals, ihren Achseln, an ihrem Unterleib. Nichts. Elke
     roch nicht. Es war gespenstisch.
    »Und? Wie isses?«, fragte sie mit einem verführerischen Augenaufschlag.
    »Ungewohnt«, hauchte Schmalenbach. Es war ihm schwindelig geworden. Er teilte das Bett mit einem Astralleib. Noch nie war
     ihm seine Frau so fremd wie jetzt.
    »Wir wollen es nicht übertreiben«, erklärte er. »Du kannst dich jetzt wieder parfümieren.«
    »Irgendwie habe ich mich an meinen Eigenduft gewöhnt.« Sie rieb sich selbstverliebt über den Unterarm. »Und meine Haut ist
     viel weniger gereizt.« Und dann kames: »Ich glaube, ich verzichte in Zukunft auf Parfüm. So magst du mich auch viel lieber, stimmt’s?«
    Schmalenbach flüchtete. Er konnte erst wieder richtig atmen, als er in einen anfahrenden Bus stieg und tief inhalierte: Apfelshampoo,
     Currypuder, Bundesligaschweiß und Original-Smog aus Hollywood. Das Leben hatte ihn wieder.

ELKE VERSTEHT DAS
    Schmalenbach ahnte nichts Gutes, als Pfeifenberger ihn beiseite nahm. »Dir kann ich es ja sagen: Sexuell bin ich mit Carola
     an gewisse Grenzen gestoßen.«
    Diese Grenzen hätte Schmalenbach an Pfeifenbergers Stelle schon vor zwanzig Jahren erreicht – aber dazu schwieg er besser.
    »Wir haben wahrlich nichts ausgelassen.« Pfeifenbergers Antlitz nahm einen entrückten Glanz an. »Sogar sadomasochistische
     Praktiken haben wir ausprobiert.«
    Das überraschte Schmalenbach, obwohl er aus bitterer Erfahrung wusste, wozu Pfeifenberger fähig war. »Du hast Carola geschlagen?«
    »Nein. Das hat sie aus Gründen der Emanzipation abgelehnt.«
    Immerhin. Auch bei den Pfeifenbergers gab es Tabus – beruhigend zu wissen.
    »Carola hat mich geschlagen. Es war eine unglaubliche Erfahrung. Aber wir haben schon nach wenigen Minuten damit aufgehört.«
    »Warum denn – wenn es so aufregend war?«, fragte Schmalenbach.
    »Erstens: Es tat höllisch weh. Zweitens: Die Kinder wurden wach.«
    Wem der Mumm dafür fehlte, der sollte sich nicht an gewagten Praktiken versuchen. Elke war da anders als Carola: Bei ihnen
     zu Hause schliefen keine Kinder.
    »Aber auch Rollenspiele haben nichts gebracht. Sexuell ist unsere Beziehung eben ausgereizt.« Also war der ganze Sermon nur
     eine komplizierte Vorbereitung darauf, dass Pfeifenberger sich wieder außerehelich betätigen wollte. Das hätte er dem Freund
     auch einfacher sagen können. Schmalenbach war doch kein Spießer.
    »Aber ich kämpfe um meine Carola. Deshalb habe ich mich entschlossen, unserer Sexualität einen neuen Drall zu geben. Ich werde
     einen Kerl suchen, der mit Carola Sex hat. In meinem Beisein. Sicher hast du davon gehört. Kommt aus Amerika. Dort tun es
     bereits alle. Und der Erfolg ist verblüffend. Die eigene Frau mit einem anderen im Bett zu erleben, ist zwar nicht einfach
     – wie du dir vielleicht vorstellen kannst. Aber es weckt auch ganz neue Begierden im Mann. Die Liebste in den Armen eines
     anderen Kerls – das krempelt einen völlig um. Was ist: Kannst du dir vorstellen, mir diesen kleinen Gefallen zu tun, Schmalenbach?«
    Nun, Schmalenbach war doch ein Spießer – und was für einer. »Findest du nicht, wir beide – und in gewissem Sinn auch deine
     Carola – sind zu alt für solche Spielchen?«
    Pfeifenberger lachte auf. »Man ist nie zu alt für neue Erfahrungen.«
    Der hatte ja auch gut reden. Er musste nur dabeisitzen – wie Schmalenbach ihn kannte: mit einer Flasche Bier in der Hand –
     und zuschauen. Zuschauen, wie Schmalenbach   …wie Schmalenbach mit Carola Pfeifenberger   … Das musste man

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