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Elke versteht das

Titel: Elke versteht das Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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Weise selbst anzupreisen. »Dann nimm
     halt Germersheimer. Der schwärmt doch für mütterliche Frauen.«
    Pfeifenberger fiel aus allen Wolken. »Mütterlich? Carola ist pures Dynamit.«
    »Ich kann mir gut vorstellen, was Germersheimer von ihr verlangt: Dass sie ihm einen Griesbrei kocht.«
    »Das ist ja widerlich. Die kleine Ratte darf Carola nicht mal von Weitem anschauen«, schimpfte Pfeifenberger.
    »Und was ist nun mit Sex?«, fragte Schmalenbach.
    Pfeifenberger seufzte. »Du siehst doch selbst: Es findet sich keiner, den ich meiner Carola zumuten kann.«

SALZ AUF UNSERER HAUT
    Manchmal überkommt Schmalenbach die Lust. Die Lust auf ein Buch. Auf ein bestimmtes Buch. Er muss dann dieses Buch auf der
     Stelle haben. Haben und lesen. Es ist furchtbar. Eine Obsession. Vielleicht seine einzige wirkliche Obsession.
    Elke versteht das. Elke versteht alles. Oder sagen wir: Fast alles.
    »Du bist eben ein Bücherwurm. Die sind so«, sagt sie oft mit Nachsicht.
    Schmalenbach dankt dem Schicksal auf Knien, dass er eine solche Frau hat. Eine Frau, die seine Leidenschaft für Bücher versteht.
     Nicht, dass sie sie teilt. Das wäre zu viel verlangt. Aber sie versteht sie eben.
    »Warum nimmst du dir nicht mal ›Salz auf unserer Haut‹ vor?«, fragte Elke kürzlich. »Du wirst sehen: Nachher fühlst du dich
     viel besser. Das Buch liegt neben meinem Bett. Ich leihe es dir aus. Ausnahmsweise. Und auch nur für zwei oder drei Tage.
     Länger kann ich ›Salz auf unserer Haut‹ nicht entbehren.«
    »Salz auf unserer Haut« war Elkes Lieblingsbuch. Sie las es immer wieder.
    Schmalenbach fand das Buch etwas überbewertet – zwei Menschen konnten nicht zueinander finden, weil sie aus unterschiedlichen
     Milieus stammten, sahen sich aber alle paar Jahre und hatten dann Sex miteinander. Und? Da war ja Peter Handke aufregender.
    »Ich muss jetzt ›Moby Dick‹ lesen«, erklärte Schmalenbach kategorisch. »Sofort. Wenn ich das nicht tue, kann ich nicht weiterleben.«
    Elke strahlte ihn an. »Schön, diese Leidenschaft für die Literatur. Die meisten Männer lesen überhaupt nicht mehr. Der Mann
     meiner Freundin Erika zum Beispiel hat schon seit seinem Abitur kein Buch mehr angefasst.«
    Ja, das gab es. Zum Glück lasen die Frauen tapfer weiter. Ohne Elke und ihre Geschlechtsgenossinnen wäre das Kulturgut Buch
     längst in einer Vitrine im Völkerkundemuseum gelandet.
    »Aber weißt du, was wirklich verrückt ist?«, fragte Elke. »Eberhard spricht unentwegt über Bücher.«
    »Wer ist Eberhard?«
    »Eberhard! Der Freund von Erika. Der Mann, der nicht liest.«
    »Und der redet unentwegt über Bücher?«
    »Genau. Er kennt alle Neuerscheinungen und vergibt sogar Noten. Ziemlich selbstherrlich. Erika sagt, er ist mit dieser Masche
     auf jeder Party sofort die Attraktion – es gibt ja kaum noch Männer, die lesen.«
    So weit war es also schon gekommen mit diesem Land der Dichter und Denker. Da schwang sich ein gewisser Eberhard auf Partys
     zum Westentaschen-Reich-Ranicki auf – und alle Welt feierte ihn für diese Hybris. »Ich denke, Eberhard liest keine Bücher.«
    »Tut er auch nicht. Erika liest.«
    »Und wie kann er sich dann als Großkritiker aufspielen?«
    »Ganz einfach: Erika liest für ihn.«
    Was es nicht alles gab. »Ich dachte, sie arbeitet im Einwohnermeldeamt.«
    »Ja, sie war dort sogar mal die Sachbearbeiterin des Monats. Aber in ihrer Freizeit liest sie leidenschaftlich gerne. Wie
     du. Eigentlich liest Erika auch während ihrer Arbeitszeit. Aber das darf keiner wissen. Du behältst es doch für dich?«
    Natürlich tat Schmalenbach das. Diese Erika war, was Bücher betraf, eine Schwester im Geiste. Einer solchen Frau legte Schmalenbach
     keine Steine in den Weg – auch wenn er es in Anbetracht der schwierigen Finanzsituation der öffentlichen Hand schon etwas
     problematisch fand, dass die Mitarbeiter der kommunalen Betriebe in ihrer Arbeitszeit schmökerten. Aber in diesem Falle stellte
     Schmalenbach die Liebe zur Literatur über das Wohl der Staatsfinanzen. Schließlich handelte es sich bei dieser Erika ja auch
     um eine Freundin von Elke.
    »Und alles, was Erika liest, berichtet sie abends im Bett ihrem Eberhard. Der mag vielleicht so tun, als wäre er nur an ihrem
     nicht mehr so ganz makellosen Körper interessiert – aber mir kann der Kerl nichts vormachen. Er ist nicht bei der Sache. Was
     ihn mehr beschäftigt als der etwas massige Busen meiner Freundin, sind deren Lesefrüchte. Der Kerl

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