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Elke versteht das

Titel: Elke versteht das Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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meines Lebens bereits hinter mir und muss mich ranhalten,
     wenn ich meine Lebensträume verwirklichen will.«
    »Hier in unserer Wohnung?«
    Schmalenbach schaute sich um und taxierte seine kleine Welt nach den Gesichtspunkten moderner Verlagslogistik. Elke hatte
     nicht ganz Unrecht: Eigentlich waren die Räumlichkeiten nicht für eine Verlagsgründung ausgelegt.Aber fürs Erste musste es gehen. Schließlich handelte es sich um ein kulturelles Wagnis – und um die Realisierung eines Lebenstraumes.
     Hatte er erst ein, zwei Bestseller platziert, würde der Umzug in ein Bürohochhaus im Zentrum der Stadt unausweichlich sein.
    »Du weißt aber, dass Bücher Staubfänger sind!?« Was für kleinliche Einwände! Mit einer solchen Frau an seiner Seite wäre Picasso
     Apotheker geworden, anstatt sich am Sonntagmorgen eine neue Phase einfallen zu lassen, und Winston Churchill hätte Brieftauben
     gezüchtet, anstatt gegen Hitler Krieg zu führen.
    »Ich glaube, ich lasse das mit dem Verlag und beginne endlich eine Psychoanalyse«, erklärte Schmalenbach wenig später sehr
     entschlossen. »Ich wollte immer schon wissen, was mit mir los ist. Vielleicht findet sich ja ein beherzter Analytiker, der
     bereit ist, sich auf dieses Abenteuer einzulassen.«
    Elke schaute erschrocken von ihrer Frauenzeitschrift auf. »Die Idee mit dem Verlag war gar nicht so schlecht.«
    »Davon bin ich aber längst wieder abgekommen«, entgegnete Schmalenbach trotzig.
    »Schade. Du wärst ein guter Verleger geworden.«
    »Nein, jetzt ist es zu spät. Im Übrigen werde ich auch von der Psychoanalyse Abstand nehmen. Ich warte lieber, bis diese Schule
     sich in der Psychologie richtig durchgesetzt hat«, sagte Schmalenbach und faltete seine Zeitung zusammen. »Was unternehmen
     wir heute? Gehen wir in eine Ausstellung oder machen wir einen Spaziergang?«
    Elke schaute ihn – wieder gähnend – an. »Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht.«
    Schmalenbach schäumte vor so viel Dickhäutigkeit. »Weißt du, was ich glaube? Dir fehlt jegliches Talent, aus deinem Sonntagvormittag
     biographisch etwas zu machen.«

DAS SCHWEIGEN
    Elke war in dieser eigenartigen Stimmung. Eine Stimmung, in die nur Frauen ihres Alters kommen. Frauen, die das Leben kennengelernt
     haben und dennoch nicht verzagt sind.
    »Weißt du, was ich an dir liebe?«, fragte sie.
    Schmalenbach saß kerzengerade. Nicht, dass er sich davor gefürchtet hätte zu erfahren, was Elke an ihm liebte. Da gab es ja
     genug zur Auswahl. Nein, was ihm so zu schaffen machte, war die Gewissheit, dass auf diese großherzige, ja zärtliche Frage
     unweigerlich eine zweite folgen würde. Nämlich die Frage: »Und was ist es, was du an mir liebst?«
    Schmalenbach konnte nur verlieren. Keine Frau der Welt war auf die Frage, was man an ihr liebte, zufriedenzustellen. Am wenigsten
     Elke. Sollte der arme Schmalenbach sagen, dass er sie wegen ihres immer noch sehr reizvollen Körpers liebte? Allein schon
     die höflichen Adverbien »immer« und »noch« waren dazu geeignet, Elke in einen biblischen Furor zu stürzen. Mal ganz abgesehen
     davon, dass es für sie eine pure Formalität war, Schmalenbach in schärfster Form zurechtzuweisen, weil ihm im Zusammenhangmit Liebe nichts anderes einfiel als plumpe, körperliche Reize – auch wenn Elke davon eingestandenermaßen eine Menge besaß.
    Wenn er sich jedoch auf ihre geistigen Tugenden besann, wenn er ihre Großzügigkeit und Milde, ihre Sensibilität und Mitmenschlichkeit
     hervorhob – dann konnte er sich erst recht auf einen Wutanfall gefasst machen. Ob sie denn schon so alt und unansehnlich,
     so fett und unförmig, so faltig und geschlechtslos sei, dass er diese abgenutzten, romantischen Klischees bemühte, um darüber
     hinwegzutäuschen, dass sie ihn körperlich nicht mehr ansprach.
    Man sieht schnell: Schmalenbach befand sich in einem unlösbaren Dilemma.
    Nun mögen gerissenere Naturen in Erwägung ziehen, diese beiden Pole der Weiblichkeit – das ästhetische und das spirituelle
     Lob – geschickt zu kompilieren. Was sie aber dann erwartete, würde ihnen ein für allemal die Lust an sophistischen Übungen
     nehmen: »Wie kann man nur so blöd sein zu glauben, eine einigermaßen intelligente Frau werde sich mit derartigen Widersprüchen
     abfertigen lassen?«
    Schmalenbach beschloss also zu schweigen.
    Daraufhin ergriff Elke selbst wieder das Wort. »Du wirst es nicht glauben, aber ich liebe vor allem an dir, dass man mit dir
     so

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