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Elke versteht das

Titel: Elke versteht das Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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Rigatoni? Seinetwegen
     auch: Du solltest endlich mal die Wand streichen. Aber sie schwieg. Dieses Schweigen lastete ihm auf der Seele. Es war einfach
     zu mächtig. Und jetzt bekam er auch noch Kopfschmerzen davon.
    Elke räkelte sich. Gott sei Dank. Schmalenbach hätte dieses Schweigen keine Sekunde länger ausgehalten. Sie seufzte. Er war
     erlöst. In zwanzig Minuten war er bei Pfeifenberger und Germersheimer und berichtete ihnen stolz davon, was für eine wunderbare
     Frau er hatte. Eine Frau, die keine dummen Fragen stellte, eine Frau die schweigen konnte.
    »Und?«, sagte sie.
    »Was und?«
    »Hast du nachgedacht?«
    »Worüber?«, fragte Schmalenbach.
    »Worüber schon? Natürlich was du an mir am meisten liebst. Nun sag schon! Du hattest doch genug Zeit dafür.«

FETTE BEUTE
    Ab und zu brachte Elke von ihren nächtlichen Streifzügen Beutestücke mit nach Hause. Diese drapierte sie dann am nächsten
     Morgen stolz und etwas gerührt auf dem Frühstückstisch.
    Wenn sie die Nacht gut überstanden hatte, erzählte sie Schmalenbach, was es mit dem jeweiligen Juwel auf sich hatte: Ein Blechring
     war in seinem ersten Leben der Verschluss einer Coladose gewesen, die Elke auf einem Rod-Stewart-Konzert getrunken hatte.
     Einen Schlüsselanhänger mit »Schneekoppe«-Reklame hatte sie auf dem Damenklo des angesagtesten Vietnamesen der Stadt gefunden,
     und sie schwor, dass der Anhänger einmal Ottfried Fischer gehört habe.
    Schmalenbach verbot sich die indiskrete Frage, wie Ottfried Fischers Schlüsselanhänger auf die Damentoilette des Vietnamesen
     gekommen sei, und war erleichtert, dass seine Elke noch nicht dazu übergegangen war, die Herrentoiletten der Frankfurter Restaurants
     nach interessanten Trophäen zu durchsuchen.
    Irgendwann türmten sich auf dem Frühstückstisch knallbunte Flyer, die den Segen von Hühneraugenpflasternfeierten oder auf Schnuppertermine bei den Anonymen Alkoholikern aufmerksam machten.
    »Was die Großstadt doch für Wunder und Geheimnisse birgt«, schwärmte Elke. »Und die meisten Menschen gehen achtlos daran vorbei.
     Du bringst ja auch höchstens mal eine zerknüllte Wirtshausrechnung mit nach Hause.« Dann entdeckte sie die Fun-Postkarten
     mit den Motiven aus dem letzten Jahrhundert. So gab es eines Morgens eine fette Matrone, die versonnen in die Ferne schaute.
     Unter dem Schwarz-Weiß-Foto stand: »Suche: Wahre Liebe. Biete: Nichts als Ärger.«
    Elke war entzückt von dem Fund. »Meine Freundinnen haben sich nicht mehr eingekriegt«, berichtete sie. »Von der Alten Oper
     bis zur Konstablerwache. Die Leute haben sich nach uns umgedreht.«
    Schmalenbach dankte dem gnädigen Schicksal, das es so eingerichtet hatte, dass er sich am Vorabend ausschließlich im »Promi«
     aufgehalten hatte und ihm so die Konfrontation mit Elkes Korona erspart geblieben war.
    Von nun an gab es kaum noch Frühstücke ohne originelle Slogans für starke Frauen. Zum Beispiel überraschte Elke ihren Schmalenbach
     mit einer ätherischen Schönen im langen Chiffonkleid, die auf einer Chaiselongue ausgestreckt lag und etwas leidend zur Seite
     schaute. Das Motto lautete diesmal: »Frauen sind da, um geliebt, nicht, um verstanden zu werden.«
    Elke war total aus dem Häuschen. »Wir haben den ganzen Abend darüber diskutiert. Im Café Laumer hat sich Hannelore Elsner
     für eine Viertelstunde an unseren Tisch gesetzt, um sich an der Diskussion zu beteiligen. Ottfried Fischer hat derweil mit
     seinem Steuerberater telefoniert.«
    »Was hat denn Ottfried Fischer damit zu tun?«
    »Das weißt du nicht? Der zieht doch neuerdings mit Hannelore Elsner rum.«
    Die neue Karte verschlug Schmalenbach beinahe die Sprache. »Was soll denn das überhaupt heißen? Dass wir Männer euch gefälligst
     anbeten, aber um Gottes willen nie fragen sollen, warum ihr fremde Schlüsselanhänger von Damenklos mit nach Hause bringt?«
    Elke dachte angestrengt nach und antwortete dann: »Genau!«
    Das war für Schmalenbach das Signal: Es gab eben Dinge, über die konnte man nur schweigen.
    »Das ist übrigens von Oscar Wilde«, behauptete Elke trotzig.
    »Woher willst du das wissen? Du hast doch noch nie etwas von ihm gelesen.«
    »Es steht hinten drauf – du ignoranter Besserwisser!«
    »Auch ein Oscar Wilde hat viel Unsinn geschrieben«, entgegnete Schmalenbach gelassen. »Vor allem wenn es um Frauen ging. Was
     du vielleicht nicht weißt: Oscar Wilde stand auf Männer. Frauen waren ihm so ziemlich gleichgültig. Mit dieser

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