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Elke versteht das

Titel: Elke versteht das Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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Sonntag ein Frühstücksei und half ihr beim Lösen des Kreuzworträtsels. Er hörte sich ihre
     Klagen über die Intrigen der Kolleginnen an, und er stimmte ihr sogar zu, wenn sie behauptete, ihre Freundin Carola Pfeifenberger
     sei gar nicht so hinterlistig und missgünstig, wie allgemein behauptet wurde.
    »…   aber ich glaube, es wäre gut, wenn wir etwas mehr Distanz zueinander hätten.«
    »Distanz? Was soll das denn heißen, Elke?«
    »Dass wir nicht so eng aufeinander sitzen müssen. Dass jeder seinen Freiraum hat. Dass man Aktivitäten außerhalb der Beziehung
     entfalten kann.«
    Das taten sie doch. Vor allem Schmalenbach. Es war besser, Elke wusste nicht allzu viel über seine vielfältigen Aktivitäten
     außerhalb der Beziehung.
    Sie drückte seine Hand ganz, ganz fest, und ihre Augen begannen zu glänzen. »Weißt du, was ich mir wünsche? Ich bin sicher,
     wir könnten ein ganz neues Verhältnis zueinander entwickeln, wenn wir einfach nur noch Freunde wären. Verstehst du, Schmalenbach:
     Einfach nur noch Freunde. Allerdings gute Freunde. Na, was sagst du dazu?« Einfach nur noch Freunde? Was bedeutete denn das?
     Dass sie nicht mehr für ihn kochte? Dann nahm er endlich ab, weil es nicht jeden Abend Nudeln gab. Dass jeder kamund ging, wann er wollte? Dass jeder seine Zeit damit verbrachte, womit er wollte? Ohne zu fragen. Ohne etwas verheimlichen
     zu müssen. Dass jeder sein Essen im Restaurant selbst bezahlte? Dass jeder Freund nur dann putzte, wenn er es richtig fand?
     Dass der Müll stehen blieb, bis ein Freund Lust hatte, ihn runterzutragen? Dass kein Freund den anderen dazu zwang, das vorher
     zu tun? So etwas taten Freunde nämlich nicht. Dass sie nicht gegenseitig an sich herumnörgelten. Irgendwie fand Schmalenbach
     Gefallen an der Idee – auch wenn er ihre ganze Tragweite noch nicht abschätzen konnte.
    »Ich werde mir die Sache durch den Kopf gehen lassen«, verkündete er gnädig. »Vielleicht kann ich mich dazu durchringen. Obwohl
     es nicht einfach für mich ist. Wo ich doch die Nähe immer so genossen habe.«
    »Ich ja auch. Aber wenn wir eine Weile gute Freunde sind, kommt vielleicht auch die Nähe wieder. Vielleicht? Das Ganze ist
     natürlich ergebnisoffen.«
    »Genau«, fand auch Schmalenbach. »Ergebnisoffen. Sonst ist es albern.«
    »Ich bin ja so glücklich«, jubelte Elke. »Ich hätte nicht gedacht, dass du zustimmen würdest. Wo du eher ein konservativer
     Charakter bist.«
    »Tjaa«, sagte Schmalenbach. »Du unterschätzt mich. Ich bin durchaus zu unkonventionellen Schritten fähig, wenn ich die Verbesserung
     sehe.«
    Sie wurde wieder ernst. »Und es macht dir auch gar nichts aus, auf den Sex zu verzichten?«
    Auf den Sex verzichten? Wie kam sie denn jetzt darauf? »Soll das heißen, du möchtest in Zukunft keinen Sex mehr haben?«
    »Das habe ich nicht gesagt«, antwortete Elke. Sie tätschelte beruhigend seine Hand. »Aber doch nicht mit meinem besten Freund.
     Das wäre doch irgendwie geschmacklos, oder?«
    Schmalenbach zog seine Hand weg.
    »Was hast du denn?«, fragte sie erzürnt. »Eben warst du noch so begeistert.«
    Diese Frau hatte nicht mehr alle Tassen im Schrank. Das klingt jetzt hart. Aber Schmalenbach konnte es nicht anders formulieren.
     Keinen Sex mehr. Was hatte das Leben dann noch für einen Sinn? Klar, es gab andere Frauen. Aber was sollte er mit denen anfangen,
     wenn zu Hause im Bett keine Elke auf ihn wartete? Eigentlich war dieser Vorschlag eine Unverschämtheit.
    Sie stampfte trotzig auf. »Was ist jetzt? Werden wir Freunde? Ich will eine Antwort!«
    Die bekam sie dann auch: »Tut mir leid. Aber ich bin bei der Auswahl meiner Freunde etwas anspruchsvoller als du.«
    Das genügte. Sie rannte weinend ins Bad und schloss sich ein.
    Nach zwei Stunden war Schmalenbach sich nicht mehr sicher, ob seine Reaktion wirklich so geistesgegenwärtig gewesen war, wie
     er geglaubt hatte. Er klopfte zaghaft an die Badezimmertür. »Hau ab!«, zischte sie.
    »Sieh mal, Elke, dein Vorschlag hat mich gekränkt. Deshalb habe ich so harsch reagiert. Es tut mir leid. Natürlich will ich
     dich als Freundin, nur   …«
    Die Tür wurde aufgerissen. »Nur?!«
    Schmalenbach wich erschrocken zurück. »Als Frau bist du mir lieber.«
    Sie stemmte die Arme in die Hüften. »Warum denn? Weil du sonst keinen Sex bekommst?«
    Das war gemein. Aber diesmal hütete Schmalenbach seine Zunge. »Mir ist gerade eingefallen, dass ich als dein Freund wahrscheinlich
     nicht mehr

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