Ella in den Ferien
auf dem Kopf.
»Sehr unwahrscheinlich in diesen Breitengraden«, zweifelte die Reisetante und erklärte ihre Gruppe zum eindeutigen Sieger.
In unserer Gruppe fanden wir das natürlich unfair. Die andere Mannschaft hatte vielleicht mehr Tiere bestimmt, aber unsere waren garantiert seltener.
4 . Wie das war, steht in dem Buch »Ella auf Klassenfahrt«.
Die Lebensretter
Am nächsten Tag kam wieder der Regen, und sonst passierte eigentlich nichts. Wir hockten die meiste Zeit im Schuppen, und oben trommelte der Regen aufs Dach. Als er einen Moment Pause machte, gingen wir wenigstens ein bisschen die rutschigen Uferfelsen erkunden, und komischerweise fiel keiner von uns ins Meer. Danach versuchte uns die Reisetante das Morsen und die wichtigsten Flaggenzeichen beizubringen, aber der Rambo sagte, sie könne gern dreimal lang und dreimal kurz was auf die Morsetaste haben, wenn sie ihm mit so was Kompliziertem käme, und da lieà sie es lieber sein. Nur Pekka wollte noch wissen, was das Flaggenzeichen für Zebrastreifen war, aber das wusste die Reisetante scheinbar nicht. Jedenfalls gab sie Pekka keine Antwort.
Der dritte Tag auf der Insel begann dann wieder sonnig und warm. Der Lehrer trieb schon am frühen Morgen auf der Luftmatratze im Wasser.
»Wenn ich von der ins Wasser falle, falle ich wenigstens nicht tief«, sagte er zu seiner Frau.
»Mikas Mutter sagt, ihr Mann hat ein eigenes Segelschiff«, erzählte sie ihm.
»Sag ihr, meine Luftmatratze hat ein Zweikammersystem«, seufzte der Lehrer und schloss die Augen.
Dann übten wir Leben retten. Die Reisetante hatte darauf bestanden. Wir sollten nicht immer nur rumhängen, sondern was Nützliches tun, sagte sie. Sie hatte auch schon eine Ãbung ausgedacht: Ungefähr zehn Meter vom Steg zum Schuppen entfernt ragte aus dem Wasser ein Pfahl, über den wir einen Rettungsring werfen sollten. Aber das war nicht einfach. Der Ring war ziemlich schwer, und unsere Würfe klatschten immer weit davor ins Wasser.
»Jämmerlich!«, rief die Reisetante jedes Mal. »Da lernt ein Schiffbrüchiger ja schneller schwimmen, als ihr ihm zu Hilfe kommt!« Dann nahm sie selbst den Ring und schleuderte ihn gleich mit dem ersten Wurf über den Pfahl.
» Darauf kommtâs nämlich an«, sagte die Reisetante und zeigte auf ihren Bizeps. »Und darauf «, sagte sie und klopfte mit den Fingerknöcheln gegen Timos Stirn. »Wenn ihr einen Rat haben wollt: Fangt mit Klimmzügen an!«
Dann seufzte sie und lieà uns einfach stehen. Der Rettungsring schwamm auf dem Wasser, und aus seiner Mitte ragte wie ein mahnender Zeigefinger der Pfahl.
Wir setzten uns betröppelt auf den Steg.
»Die nehmen uns niemals in die Schwimmende Schule auf, wenn wir nicht mal Leben retten können«, sorgte sich Hanna.
Das war natürlich wahr. Der Lehrer würde bestimmt keine Schüler an seiner Schule haben wollen, die nicht mal einen Rettungsring über einen Pfahl werfen konnten.
Wir sahen Timo an und warteten.
»Na?«, fragte ich nach einer Weile.
»Was na ?«, wunderte sich Timo.
»Jetzt sag schon!«, drängte ihn Hanna.
» Was soll ich sagen?«, fragte Timo.
»Ich hab einen Plan«, sagte Tiina.
»Genau«, sagten wir.
Dann warteten wir wieder, aber Timo sagte immer noch nichts. Das war seltsam. Sonst hat Timo immer einen Plan. Vielleicht tat ihm die Seeluft nicht gut. Vielleicht machte sie ihm die Birne weich. Es heiÃt ja, dass Seeluft die Leute verändert.
»Ich hab einen Plan«, sagte Tiina noch mal.
»Und ich hab keinen Plan«, sagte Timo, der sich jetzt ein bisschen sauer anhörte.
»Aber ich «, sagte Tiina mit einem geheimnisvollen Lächeln.
Jetzt verstanden wir endlich.
Und Tiinas Plan war zwar ganz einfach, aber genial. Er war genauso genial, wie Timos Pläne es gewöhnlich waren, und er ging so: Der Pfahl, über den wir den Rettungsring werfen sollten, war nur ein Pfahl. Wenn wir den nicht retten konnten, machte das gar nichts. Wir mussten einen Menschen retten, das machte was. Dann musste uns der Lehrer in die Schwimmende Schule aufnehmen. Dann konnte er gar nicht anders. Wir mussten nur schnell den Rettungsring aus dem Wasser holen, weil wir den für Tiinas Plan brauchten.
»Aber wen sollen wir retten?«, fragte ich, weil ja weit und breit niemand in Seenot war.
»Den Lehrer«, sagte Tiina lächelnd.
Da wollten wir zu
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