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Ella in den Ferien

Ella in den Ferien

Titel: Ella in den Ferien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Parvela
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Einzige, der überhaupt nicht schlecht war. Vielleicht lag es daran, dass sie keins von den Würstchen gegessen hatte, weil sie vorher schon so viele Pfannkuchen und Heringe gehabt hatte. Tiina ist echt gescheit.
    Wir winkten müde den Inselbewohnern, die sich zum Abschied auf dem Landungssteg versammelt hatten. Die Pekka Superstar tuckerte aufs Meer hinaus, die Reisetante stand am Steuer, und uns war immer noch schlecht. Zu Hause hätten wir uns jetzt schön ins Bett legen können, und es hätte wenigstens nicht geschaukelt. Tiina schaute nachdenklich ins Kielwasser hinter dem Schiff.
    Â»Wenn ich eine Meerjungfrau werde, beschütze ich die Schwimmende Schule des Lehrers, dann braucht er sich vor nichts zu fürchten«, sagte sie. »Ich lotse sein Schiff an allen gefährlichen Riffen vorbei.«
    Obwohl uns schlecht war, seufzten wir Mädchen und waren ganz neidisch auf Tiina. Ihre Zukunft war so wunderwunderschön! Und wir hatten immer gedacht, dass Tiina, wenn sie groß ist, Mutter wird oder höchstens Lehrerin. Die Jungs fanden Meerjungfrauen nicht so toll, wahrscheinlich stänken die nach rohem Fisch, meinten sie. Wir Mädchen mussten zugeben, dass der Geruch womöglich die Schattenseite der Meerjungfrauen sein könnte. Aber vielleicht dachten wir das nur, weil uns so schlecht war. Vielleicht waren ja auch die Heringe nicht frisch gewesen.
    Der Vormittag verging, und irgendwann merkten wir, dass die Reisetante immer besorgter aussah. Sie schaute aufs Meer und studierte eifrig die Seekarte. Der Himmel gefiel ihr anscheinend überhaupt nicht. Dabei war er nicht wirklich schwarz, nicht mal besonders dunkel. Es gab ihn nur einfach nicht mehr. Wenn man dorthin schaute, wo vorher der Himmel gewesen war, war da plötzlich nur noch eine schmutzig graue Wand, die alle Farben aufsaugte und unaufhörlich näher kam. Das Meer war unruhig geworden. Es war nicht mehr gleichmäßig wellig wie vorher, sondern wirbelte und schwappte, als wüsste es selbst nicht recht, was es machen sollte. Die Möwen, die gewöhnlich hinter unserem Schiff herflogen, waren nirgends mehr zu sehen. Ein Sturm zog auf, aber so richtig interessierte das keinen. Uns war nämlich allen viel zu schlecht, um uns auch noch Sorgen über das Wetter zu machen.
    Â»Das kann nur eine Lebensmittelvergiftung sein. Von den Würstchen, ich hab’s gewusst«, jammerte unten in der Kajüte der Lehrer, dass man es bis nach oben hörte.
    Â»Sprich nicht von Dingen, die man essen kann!«, bat ihn seine Frau.
    Von Pekkas Vater, der drei Würstchen, und von Mikas Mutter, die zu ihrem einen noch die Hälfte von Mikas Würstchen gegessen hatte, hörte man nichts.
    Die Reisetante steuerte noch tapfer das Schiff, aber wir sahen, dass sie schon ganz grün im Gesicht war.
    Â» Ich kann das Steuer übernehmen«, sagte Tiina.
    Â»Red keinen Unsinn, das ist Erwachsenensache!«, sagte die Reisetante. »Wir haben noch einen langen Weg zur nächsten Insel vor uns, und eine Seekarte lesen lernt man nicht in ein paar Minuten.«
    Â»Da vorne ist eine Insel. Sie ist nicht sehr weit entfernt«, sagte Tiina und zeigte zum Horizont.
    Die Reisetante schaute in die Richtung, in die Tiina zeigte. In der Mitte des nebligen Horizontes erhob sich tatsächlich etwas Dunkles, aber es war schwer zu erkennen, was es war. Die Reisetante studierte wieder die Seekarte und schüttelte den Kopf.
    Â»Da ist nichts. Der Seekarte nach ist hier nur Meer«, sagte sie.
    Â»Da ist aber eine Insel«, sagte Tiina.
    Â»Das bildest du dir nur ein, und so was ist gefährlich. Inseln, die auf keiner Seekarte verzeichnet sind, gibt es nur in Märchen, und zu Märcheninseln kann man nicht fahren«, sagte die Reisetante. Dann fiel sie mit einem Seufzer in Ohnmacht.
    Â»Ãœbernimm du das Steuer!«, sagte der Lehrer, den Tiina nach oben gerufen hatte. Dann trugen er und seine Frau die Reisetante in die Kajüte.
    Â»Bring uns zu der Insel, du schaffst das!«, rief der Lehrer unendlich müde nach oben. Die Reisetante nach unten zu schleppen hatte ihm die letzten Kräfte geraubt.
    Ich lag auch unten, in der Nähe der Kajütentür, und konnte Tiina deutlich sehen. Sie hielt das Steuer fest im Griff, und ihr Blick war fest nach vorn gerichtet. In einem Film wäre es ein romantisches Bild gewesen, aber das hier war kein Film. Der Wind heulte jetzt schon, und das Meer rauschte, als

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