Ella in den Ferien
Trockengestell hänge und nicht gleich den Möwen zum Fraà vorwerfe!«
»Na gut,« sagte der Lehrer mit einem Achselzucken. »Ich gebe zu, dass ich schon als Kind von einem Puppenhaus geträumt habe, von so einem riesigen, für das ich selbst Möbel bauen wollte, und mit einem kleinen Kamin, in dem man echtes Holz verbrennen ...«
»Ich rede nicht von Puppenhäusern«, unterbrach ihn die Reisetante.
»Nicht?«, wunderte sich der Lehrer. »Na schön. Dann gebe ich zu, dass ich letzte Nacht die letzte Scheibe Käse gegessen habe. Ich bin mitten im Schlaf aufgewacht und habe jemanden mit dünner Stimme nach mir rufen hören. Die Stimme kam vom Proviant her, da bin ich hingelaufen, und es war eine Käsescheibe, die sich so allein fühlte, dass sie unbedingt gegessen werden wollte. Ich dachte, eine sprechende Käsescheibe, sieh mal an ...«
»Ich rede auch nicht von sprechenden Käsescheiben«, sagte die Reisetante.
»Nicht?«, wunderte sich der Lehrer. »Dann kann ich zum Beispiel noch zugeben, dass ich vorgestern nicht wirklich einen Kappengeier gesehen habe. Ich dachte erst, es wäre einer, aber dann warst ...«
»Wir reden auch nicht von Kappengeiern, obwohl wir der Sache schon näher kommen«, sagte die Reisetante.
»Aha. Na schön. Dann gebe ich zu, dass ich den gammligen Hering in deinem Schlafsack versteckt habe, nachdem du ...«
»Die Mütze!«, stieà die Reisetante hervor. »Siehst du, was ich meine?«, schrie sie und deutete auf ihren Kopf.
»Nein«, sagte der Lehrer, »ich sehe nichts.«
»Eben«, sagte die Reisetante und warf dem Lehrer einen ihrer arktischen Blicke zu.
»Wie war das noch mal mit dem Hering?«, fragte sie dann, als hätte der Lehrer gerade eben davon gesprochen.
»Was für einem Hering?«, fragte der Lehrer, als hätte er nie etwas gesagt.
»Ich hab die ganze letzte Nacht von altem Hering geträumt«, sagte die Reisetante nachdenklich.
»Interessant«, sagte der Lehrer.
Von da an starrten sich die beiden nur noch an. Es war klar, was die Reisetante mit ihrem arktischen Blick bezweckte: Sie wollte ihn dem Lehrer ins Gewissen bohren, aber es klappte anscheinend überhaupt nicht. Vielleicht war das Gewissen des Lehrers ja wirklich so rein wie ein Hering im klaren Wasser. Vielleicht wusste er wirklich nicht, wo die Kapitänsmütze war. Jedenfalls wurde der Blick der Reisetante langsam milder.
»Es beginnt dir doch nicht etwa leidzutun?«, fragte der Lehrer besorgt.
»Ich sag dir Bescheid, wenn es so weit ist«, sagte die Reisetante.
Dann drehte sie sich um und musterte meine Freunde und mich mit ihrem arktischen Blick. Es war der kälteste Blick der Welt, und trotzdem fühlten wir uns plötzlich wie auf einem Grill.
»Ich warâs nicht«, sagte ich.
»Ich auch nicht«, sagte Hanna.
»Ich weià nichts «, sagte Tiina und schüttelte den Kopf.
»Ich weià nicht mal, worum es geht«, behauptete Timo.
»Es war nicht meine Idee«, schluchzte Mika.
Nur der Rambo wurde wütend und drohte, der Reisetante eins auf den Bommel zu geben, wenn sie behauptete, dass er was von der blöden Mütze wusste.
»Und ich weià sowieso nie was«, sagte Pekka.
Die Mütze blieb verschwunden.
»Dann hilft nur noch eine GroÃfahndung«, sagte die Reisetante zu unserem Lehrer. »Wir beide bilden eine Kette mit einem Meter Abstand. Ich gebe die Richtung vor, und wir suchen Quadratzentimeter für Quadratzentimeter die Insel ab. Die Mütze muss gefunden werden, da gibtâs kein Vertun!«
»Sollen wir es so machen, dass der Finder sie behalten darf? Wenigstens für eine Weile?«, schlug der Lehrer vor.
»Eine Kapitänsmütze ist was für Erwachsene, und Erwachsene spielen anderen keine dummen Heringsstreiche«, sagte die strenge Reisetante.
»Erwachsene sind ab und zu auch freundlich zueinander«, merkte der Lehrer an.
Aber obwohl die Reisetante und der Lehrer jeden Quadratzentimeter der Insel absuchten, blieb die Mütze verschwunden. Sie war auch noch nicht wieder da, als wir alle zusammen zum Fest mit den Inselbewohnern gingen.
»Jetzt ärgere dich doch nicht so. Sie hat dir nicht mal sonderlich gut gestanden«, tröstete der Lehrer die Reisetante.
»Freu du dich nicht zu früh!«, schnappte sie.
Die Inselbewohner waren schon an der verabredeten Stelle
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