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Ella und das große Rennen

Ella und das große Rennen

Titel: Ella und das große Rennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Parvela
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Wohnzimmer. Wir blieben in der Küche und sahen zu, wie Koj und Ote unsere Kekse fraßen. Pekka war die Packung aus der Hand gerutscht, bevor wir auch nur einen Krümel davon abgekriegt hatten, und natürlich trauten wir uns nicht, mit zwei Halbkojoten Streit anzufangen. Die beiden knurrten schon, wenn wir bloß in die Richtung der Kekse schauten. Nur das Kind des Lehrers tapste jauchzend hin und futterte unsere Kekse mit.
    Dann hörten wir den Lehrer im Wohnzimmer eine kleine Rede halten.
    »Liebe Mütter, die Lage ist ernst. Zwar bin ich zuversichtlich, dass man im Schulamt zur Besinnung kommt, wenn dort erst einmal mein Bericht über die anspruchsvolle Arbeit des Lehrers in unserer Zeit vorliegt – aber das kann leider dauern. Und so lange können wir nicht warten. Wir können die Willkür eines Amts, das solche Beschlüsse fasst, nicht länger hinnehmen. Ihre Kinder brauchen eine Schule, in der sie sicher und in freundlicher Atmosphäre lernen können, was sie fürs Leben brauchen.«
    Die Mütter klapperten mit ihren Kaffeetassen, und wir nahmen an, dass sie nickten. Allerdings hatte der Lehrer nichts über die Formel-1-Rennstrecke gesagt. Wir überlegten, ob wir uns einmischen sollten, aber wir waren auch ein bisschen abgelenkt, weil unsere Kekse unglaublich schnell in gleich drei gierigen Mäulern verschwanden. Und dann redete der Lehrer auch schon weiter.
    »Die Schließung unserer Schule zeigt einmal mehr, wie erschütternd wenig man sich höheren Ortes um die Zukunft unserer Kinder schert.«
    Wieder klapperten die Kaffeetassen.
    »Darum müssen wir unsere Kinder verteidigen. In solchen Zeiten heißt es, die Truppen formieren und die Schilde polieren. Lasst uns also gemeinsam das Schwert erheben und im Morgengrauen in die Schlacht reiten!«
    Der Lehrer regte sich richtig auf, aber dann ergriff Tiinas Mutter das Wort.
    »Wie wär’s zunächst mal mit einem besonnenen Protest? ›In die Schlacht reiten‹ klingt immer gleich so kriegerisch.«
    »Ich schlage auch vor, dass wir lieber zu Fuß gehen, statt zu reiten. Zu-Fuß-Gehen ist nicht so gefährlich und außerdem viel gesünder. Sowieso bewegen wir uns heutzutage alle viel zu wenig, das gilt für Erwachsene
und
für Kinder«, sagte Mikas Mutter.
    »Und muss es wirklich im Morgengrauen sein? Ich persönlich schlafe morgens gern ein bisschen länger«, hörte ich meine Mutter sagen.
    »Bei mir ist die Woche leider schon komplett verplant. Aber ich könnte einen Kuchen backen und ihn Hanna mitgeben, falls es in der Schlacht mal eine Pause gibt«, sagte Hannas Mutter.
    »Das Schilderpolieren darf man sich auch nicht so einfach vorstellen. Wären heutzutage nicht Plakate mit entsprechenden Aufschriften sowieso nützlicher?«, wollte Timos Mutter wissen.
    »Ich habe auch Probleme mit den Schwertern. So was ist doch vollkommen aus der Mode. Ich schlage vor, dass wir die zuständigen Leute einen nach dem andern zum fairen Zweikampf herausfordern. Ich selbst hätte übrigens einen schwarzen Gürtel in Karate, Jiu-Jitsu, Kickboxen, Judo, Origami und Ikebana vorzuweisen«, sagte die Mutter des Rambos.
    »Ich hatte auch mal einen schwarzen Gürtel«, seufzte der Lehrer. »Keine Ahnung, wo der hinverschwunden ist.«
    »Sehr guter Kaffee«, sagte Pekkas Mutter.
    Dann war wieder der Lehrer an der Reihe.
    »Na schön. Dann schlage ich vor, dass wir alle, sofern wir welche besitzen, unsere schwarzen Gürtel anlegen und unseren besonnenen Protest dadurch zum Ausdruck bringen, dass wir zu Fuß von der Schule zum Schulamt gehen und entsprechend beschriftete Plakate und Kuchen in die Höhe halten.«
    »Einverstanden«, hörten wir die Mütter sagen.
    Das heißt, Mikas Mutter hatte noch etwas auf dem Herzen:
    »Muss es unbedingt ein Protest sein, den wir zum Ausdruck bringen? Ich meine, ›Protest‹ klingt gleich so heftig. Es geht hier doch um unschuldige, empfindsame Kinder.«
    Wir unschuldigen, empfindsamen Kinder hatten inzwischen doch noch eine Idee, wie wir die letzten Kekse ergattern konnten. Oder eigentlich war es Mikas Idee, und sie war zwar einfach, aber echt genial: Wir wollten die Hunde kurz ablenken und dann blitzschnell zuschlagen und uns das, was von den Keksen noch übrig war, schnappen.
    Das Ablenken sollte Pekka übernehmen, und er hatte sich auch schon bis auf die Unterhose ausgezogen. Komischerweise war darauf Bart Simpson abgebildet. Früher hatte Pekka immer Unterhosen mit Raketen darauf angehabt.
    Die Hunde interessierten sich nur leider gar nicht

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