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Ella und die falschen Pusteln

Ella und die falschen Pusteln

Titel: Ella und die falschen Pusteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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wollten sie keine Sendung über Pekka, sondern über unseren Lehrer machen.
    4) Wer wissen will, wie das war: Es steht in »Ella und der Superstar«.
    Unser Klassenzimmer war pickepackevoll mit Scheinwerfern, Kameras und fremden Erwachsenen.
    »Sind Sie der komische Lehrer?«, fragte ein junger Mann mit einem komischen zotteligen Bart und einem T-Shirt, auf dem »Kaffeekocher« stand.
    »Wenn hier was komisch ist, dann Ihr Bart«, sagte der Lehrer, aber das machte dem Kaffeekocher anscheinend nichts aus.
    »Wir machen eine kleine Reportage über Sie, einverstanden?«, sagte er.
    »Selbstverständlich«, sagte der Lehrer. »Von mir aus auch gern eine große. Ich habe Sie erwartet. Ist es für ein Erziehungsprogramm?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Dann für eine Talkshow, zu der Sie mich einladen wollen?«
    »Eigentlich auch nicht.«
    »Dann wird es also eine Dokumentation über die großen Erzieher unserer Zeit – umso besser.«
    »Nicht ganz.«
    »Verstehe. Es geht also um die Nachricht, dass man mich zum Repräsentanten unseres Berufsstandes gewählt hat.«
    »Nicht wirklich. Das heißt, aus der Nachrichtenredaktion kommen wir schon.«
    »Aus der Nachrichtenredaktion, sehr schön«, sagte der Lehrer.
    »Genauer gesagt, sind wir die Spezialisten für die kleinen lustigen Episoden am Ende der Nachrichten«, sagte der Kaffeekocher mit dem Zottelbart.
    Dann machte er dem Kameramann ein Zeichen.
    Jetzt gingen mit einem Knacks die Scheinwerfer an, und an der Kamera flackerte ein rotes Licht. Nur der Lehrer war noch nicht so weit. Jedenfalls sah er aus, als müsste er sich erst noch überlegen, ob er bei der Sache mitmachen sollte.
    Inzwischen fing der Kaffeekocher an. Er nahm ein Mikrofon und redete in die Kamera.
    »Haben Sie je darüber nachgedacht, weshalb Lehrer eigentlich keine Uniform tragen? Pfarrer, Polizisten, Piloten, Ärzte, sogar Weihnachtsmänner – alle tragen eine, nur unsere Lehrer nicht. Doch das könnte sich bald ändern. An der Schule, in der wir heute zu Besuch sind, gibt es einen Lehrer, der so eine Uniform entworfen hat.«
    Der Kaffeekocher hielt dem Lehrer das Mikrofon vor die Nase.
    »Es geht also um die kleine lustige Episode am Ende der Nachrichten«, sagte der Lehrer. »Na schön.«
    »Könnten Sie uns etwas zu der Uniform erzählen?«, fragte der Kaffeekocher. »Gehören zum Beispiel die vielen Flecken darauf dazu?«
    Der Lehrer schaute auf seinen bekleckerten Kittel, als sähe er ihn gerade zum ersten Mal.
    »Sie meinen ... Das sind Abzeichen, Orden, wenn Sie so wollen«, sagte der Lehrer.
    Dann gab er sich einen Ruck, und wir wussten, was das zu bedeuten hatte: Jetzt kam er in Fahrt.
    »Einen blauen Klecks bekommt man, wenn man eine Schwimmstunde mit der ersten Klasse überlebt, und der braune Fleck bedeutet, dass ich in der Schulkantine mehr als tausend Portionen Hühnerfrikassee mit Karotten-Rosinen-Salat gegessen habe. Dann hätten wir hier das gelbe Geschmier am Ärmel, das den Angehörigen der Friedenstruppe auf dem Schulhof nach hundert überstandenen Schneeballschlachten verliehen wird. Der rote Streifen mit gesprenkelten Rändern ist ausnahmsweise keine Auszeichnung, sondern stammt von einem Elternabend, an dem ich ganz allein sechzehn Elternvertretern die Anschaffung von weicherem Toilettenpapier ausgeredet habe. Was haben wir noch? – Ach ja, der schwarze Punkt auf schmutzig-grauem Grund, der von der Schulleitung aus reinem Mitleid verliehen wird.«
    »Und die kleinen grünen Spritzer am Kragen?«, fragte der Kaffeekocher voller Respekt.
    »Das ist Wasserfarbe aus dem Malunterricht.«
    »Interessant.«
    »Zur Uniform gehört außerdem ein auf dem Kopf zu tragender Federschmuck, wie man ihn von Indianerhäuptlingen kennt.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Er entspricht dem goldenen Helm, der hierzulande dem besten Eishockeyspieler der Saison verliehen wird. Den Federschmuck trägt wechselweise der Lehrer mit der größten Klasse und den zerlesensten Schulbüchern. Der augenblickliche Träger bin ich. Ich habe ihn heute nur für einen Museumsbesuch abgesetzt, aus praktischen Gründen.«
    »Wow!«, sagte der Kaffeekocher.
    »Und das ist noch nicht alles.«
    Der Lehrer war richtig gut in Fahrt. Wir waren begeistert.
    »Ich fürchte nur, unsere Zeit geht allmählich zu Ende«, sagte der Kaffeekocher zaghaft.
    »Unsere Zeit ist zu Ende, wenn ich es sage«, sagte der Lehrer, und jetzt klang er wie manchmal, wenn es zur Pause klingelt und wir gleich losrennen wollen. Dann grapschte er sich das

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