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Ella Vampirella

Titel: Ella Vampirella Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliese Arnold
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Reise und ganz allein?
    Das war ein Kampf gewesen! Ella hatte nächtelang geheult und gebettelt, gemault und genörgelt. Sie hatte gedroht, auszureißen und sich dem hellen Tageslicht auszusetzen, wenn sie nicht zu der Party gehen durfte. Schließlich hatten die Eltern nachgegeben und ihr die Reise erlaubt. Wolfi durfte auch mit.
    Wolfi und Ella sollten in zwei Kisten reisen. Ein zuverlässiges Transportunternehmen wurde damit beauftragt, die Kisten zum Zielort zu bringen. Tante Esmeralda wollte ihre Party auf einer alten Burg feiern. Die Party würde mindestens drei Nächte dauern, hatte Esmeralda in ihrem Brief angekündigt. Schließlich war der dreihundertdreiunddreißigste Geburtstag etwas ganz Besonderes.
    Ella konnte es kaum erwarten. Sie war noch nie auf einer richtigen Party gewesen, Kindergeburtstage ausgenommen. Ob sie viele nette Vampire kennenlernen würde? Hoffentlich waren auch andere Gäste in ihrem Alter da, so zwischen achtzig und neunzig Jahren. Zusammen würden sie die Party bestimmt mächtig aufwirbeln!
    »Schau dich mal genauer um«, sagte Ella zu Wolfi. »Sind wirklich noch keine Leute da? Wie sieht die Burg aus? Ist sie mit Girlanden geschmückt? Stehen Bänke herum? Gibt es eine Tanzfläche?«
    Wolfi guckte sich die verfallenen Mauern und die überwachsenen Burgwände an. »Es ist hübsch hier«, meinte er. »Mir gefällt es. So schön einsam.«
    »Och, Wolfi.« Ella seufzte. Manchmal war Wolfi nervig. Er sollte ihr doch bloß erzählen, was er sah. Aber Werwölfe betrachteten eben alles mit anderen Augen als Vampire. Ella seufzte noch einmal. Diesmal fiel es ihr schwer, in ihrer Kiste zu warten, bis die Sonne untergegangen war.
    »Ich lauf mal ein bisschen rum«, kündigte Wolfi an, und schon hörte Ella, wie Pfoten davontappten und Zweige raschelten.
    »Sei vorsichtig«, rief sie ihm nach, aber sie bekam keine Antwort. Ella seufzte zum dritten Mal. Na gut, Wolfi war ja schon ziemlich groß. Sie musste nicht mehr ständig auf ihn aufpassen. Gefährlich wurde es nur in den Vollmondnächten. Dann verwandelte sich Wolfi immer in einen Menschenjungen. Als Junge war er ängstlich und heulte, wenn er sich das Knie aufschlug. In letzter Zeit fing er sogar an, sich vor Vampiren zu fürchten.
    »Eines Tages wird er uns alle verraten«, hatten Ellas Eltern prophezeit, aber Ella war überzeugt davon, dass Wolfi das niemals tun würde. Außerdem waren es in jedem Monat nur ein paar Nächte, in denen Wolfi zum Menschenjungen wurde, und Ella fand das durchaus erträglich. Man musste in diesen Nächten eben besonders gut auf ihn aufpassen.
    Während Ella in ihrer Kiste lag und auf den Sonnenuntergang wartete, streifte Wolfi durch die Burg. Er entdeckte den alten Brunnen, einige verfallene Kellergewölbe, in denen es modrig roch, und den Burggraben – ohne Wasser, aber mit vielen Brennnesseln. Es gab kaputte Treppen, einen Turm und ein paar Terrassen. Wolfi vergaß beim Herumstöbern die Zeit. Plötzlich merkte er, dass die Sonne schon untergegangen war. Der Mond stieg als bleiche, runde Scheibe am Himmel empor. Wolfi hätte sich am liebsten auf die Hinterpfoten gesetzt und aus voller Kehle den Mond angeheult. Aber er musste zu Ella und ihr Bescheid sagen, dass sie jetzt rauskommen konnte.
    Er rannte zur Stelle zurück, an der die Kisten abgeladen worden waren. Aber Ella hatte schon die Beine über den Kistenrand geschwungen und empfing ihn mit einem vorwurfsvollen Blick. »Da bist du ja endlich.«
    »Die Sonne ist untergegangen«, keuchte Wolfi.
    »Ich weiß.« Ella baumelte mit den Beinen. »Ich hab es gespürt, dass es so weit sein muss. Wahrscheinlich hab ich so eine Art innere Uhr dafür – wie die meisten Vampire.« Sie hüpfte von ihrer Kiste herunter, dehnte und streckte sich und wirbelte ein paarmal um ihre eigene Achse. »Ach, ich freu mich so. Meine erste Party! Ich werde tanzen, bis die Sonne aufgeht. Und ich werde Tante Esmeralda wiedersehen. Meine Lieblingstante!«
    Sie drehte sich noch immer im Kreis. Wolfi wurde es schon vom Zuschauen schwindlig.

    Plötzlich blieb Ella stehen und starrte auf den Mond. »Du liebe Güte! Vollmond! Daran habe ich gar nicht mehr gedacht! Hoffentlich benimmst du dich anständig, wenn du dich in einen Jungen verwandelst, Wolfi! Blamier mich bloß nicht vor den ganzen Gästen. Wenn du wieder so ein Waschlappen bist und bei jedem dunklen Kleid ›Huch‹ und ›Hilfe!‹ schreist, dann …« Ella stockte. Sie reckte den Hals und sah sich um. »Hölle und

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