Ellas geheime Traeume 1&2
suchte den Augenkontakt, wollte endlich erfahren, worauf all das hinauslaufen sollte. Während Viola sprach, rückte sie Ella immer mehr auf die Pelle, griff sogar nach ihrer Hand und spielte mit den dünnen Silberringen an ihren Fingern. Ella zog ihre Hände höflich, aber bestimmt weg, was das aufgedrehte Huhn ein wenig von ihr zurückschrecken und stiller werden ließ. Alan hingegen schien immer unruhiger zu werden, als plane er den nächsten Schritt und suche nach Worten
„So, ihr beiden Süßen“, sagte er mit einem Mal, „was würdet ihr denn davon halten, wenn wir es uns ein wenig gemütlicher machen? In den oberen Stockwerken gibt es sehr kuschelige Zimmer, in denen wir ungestört sein könnten…“
„Ungestört für was?“, fragte Ella und setzte sich kerzengerade auf. Sie sah Alan und seine Gespielin an, nahm den verstörten Ausdruck in den Augen der dümmlichen Viola und den ratlosen Blick des Geschäftsmanns wahr – und begriff sofort.
„Bitte bring mich nach Hause. Ich habe keine Lust mehr auf deine Spielchen.” Ihre Unterwürfigkeit gegenüber dem eigensüchtigen Geschäftsmann war endgültig ihrer Fassungslosigkeit über seine Dreistigkeit gewichen. Nicht, dass sie generell etwas gegen einen Dreier gehabt hätte; nur war die Situation und vor allem auch die Konstellation dermaßen mies gewählt, dass sie nur den Kopf schütteln konnte.
„Aber- aber so hat Alan es sicher nicht gemeint“, schnatterte Viola, deren ohnehin schon piepsige Stimme einen unerträglich quietschenden Unterton annahm. Ella ignorierte sie und sah weiterhin nur Alan an. „Das Spiel ist für mich endgültig vorbei. Und jetzt will ich einfach nur wieder zurück.“
Ella bemühte sich, möglichst verärgert zu klingen. In Wirklichkeit war sie vor allem erleichtert darüber, dass sich nun eine Chance ergab, von diesem Ort zu verschwinden. Dieser letzte Fauxpas von Alan führte ihr noch ein allerletztes Mal vor Augen, wie sehr das Bild, welches er sich von ihr gemacht hatte, von der Realität abwich. Sie hätte die ihr zugedachte Rolle der ehrfurchtsvollen, gefügigen Sekretärin ohnehin nicht mehr viel länger spielen können, Ermittlungen hin oder her. Naja – vielleicht noch einen winzigen Moment. Das Bild der beiden Mädchen stieg wieder in ihr aufund sie überlegte kurz, wie sie sich vor dem Gehen noch schnell zu der Tür schleichen konnte, hinter der sie verschwunden waren. Ihre Entscheidung fiel schnell.
„Ich muss nochmal ganz kurz wohin”, sagte sie, nachdem Alan mit verächtlichem Gesichtsausdruck zugestimmt hatte, sie zurückzufahren. „Beeil dich”, erwiderte er unwirsch, „ich möchte nicht noch mehr Zeit verschwenden.” Viola war nun völlig verstummt und glotzte nur noch dümmlich vor sich hin.
Darauf bedacht, aus Alans Blickfeld zu verschwinden, schlängelte Ella sich durch die Menge, statt den direkten Weg zu dem Zimmer einzuschlagen. Mit einer Hand tastete sie nach der Kamera am Saum ihrer Seidenstola. Um sie herum regierten Lärm, laute Gespräche, glänzende Kleider und helles Licht.
Bald war die Tür in Sichtweite; Ellas Finger schlossen sich kurz um den kleinen metallenen Kasten, der die Kamera beherbergte, gaben ihn dann wieder frei und zogen den Stoff ihrer Stola in Position.
„Na, suchen Sie Ihren charmanten Begleiter? Oder hat er sie gelangweilt?”
Vor ihr stand Konstantin von Erft, der sie mit fragendem Blick ansah. Seine Höflichkeit wich einem leichten Flackern seiner Augen, als er Ellas Blicken in Richtung der Tür folgte. Er weiß etwas, erkannte sie in diesem Augenblick. Hinter dieser Tür geschieht tatsächlich etwas Verbotenes – und er weiß davon. Diese Erkenntnis enttäuschte sie fast ein wenig, obgleich ihr ja hätte klar sein müssen, dass die Liebe zur Kunst nicht vor Skrupellosigkeit und Unmenschlichkeit schützte. Sie spürte von Erfts Arm schwer auf ihrer Schulter, als er sie unsanft, doch noch immer lächelnd, zur Bar zu manövrieren versuchte. Noch immer sah er sie an, erwartete eine Antwort. Sie schüttelte den Kopf.
„Nein, ehrlich gesagt… ehrlich gesagt habe ich das Bad gesucht… wissen Sie vielleicht, wo…?” Sie hörte, dass ihre Stimme leicht zitterte und bemühte sich dennoch, seinem Blick standzuhalten, zu lächeln und an seinen Beschützerinstinkt zu appellieren. Und tatsächlich wich von Erfts angespannte Mimik nun einem schmalen Lächeln. „DAS Bad ist gut… auf dieser Etage gibt es drei”, grinste er, und nachdem er ihr diskret den Weg
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