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Ellernklipp

Ellernklipp

Titel: Ellernklipp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Und
die
war er jetzt los.
    Er legte Hut und Hirschfänger ab, wechselte den Rock und machte sich's bequem. Und gleich danach nahm er seinen Meerschaum aus dem Eckspind heraus und trat an den Spiegeltisch, um sich aus einem dort stehenden Kasten die Pfeife zu stopfen. Und alles ohne Hast und Unruh. Er war sich aber des Spieles, das er vor sich selber spielte, voll bewußt und sagte, während er fest in den Spiegel hineinblickte: »Bin ich doch wie der Trunkene, der die Diele hält, um sich und anderen weiszumachen, er habe noch das Gleichgewicht. .. Und
hab
ich's nicht?« fuhr er nach einer Weile fort. »Ist dies nicht der Spiegel? Und ist dies nicht mein Spiegelbild? Und seh ich nicht aus wie sonst...? Oder doch beinahe. Wahrhaftig, ich habe schon schlimmer ausgesehen.«
    Und dabei ging er über den Flur in die Küche.
    »Gib mir Feuer, Grissel.«
    Grissel klopfte mit der Hand in der Asche hin und her und nahm eine Kohle heraus.
    »Du wirst dich verbrennen.«
    »Nicht doch. Ich hab ja keine Haut wie die Hilde.«
    Der Heidereiter überhörte, was Spott darin war, und sagte: » Wo nur der Martin bleibt? Der Junge hat keinen Appell, und mir wär's wirklich recht, er ging unter die Soldaten. Da lernt sich's. Was meinst du, Grissel?«
    »Ich? Ich meine nichts. Unter die Soldaten? Da müßt Ihr die Hilde fragen... Aber sollen wir warten mit dem Abendessen?«
    »Oh, nicht doch.
Nicht
warten. Er muß pünktlich sein. Wenn's fertig ist, so bringst du's. Wir wollen essen.«
    Und damit ging er wieder in seine Stube. Die Pfeife brannte nicht mehr, aber er schmauchte weiter und merkte nichts. Und wie konnt es auch anders sein? In seinen Gedanken stieg er den Weg zurück, den er vor einer Stunde gekommen war, und nun war er oben, und die Mondesscheibe stand wieder über dem schwarzen Waldstreifen und sah ihn an und fragte wieder. Und ein Frösteln überlief ihn.
    »Ihr schuddert ja so, Heidereiter«, sagte Grissel, als sie den Tisch deckte.
    »Ja... das Fenster ist offen und die Tür. Mach zu. Warum klinkst du nicht ein? Ich will den ewigen Zug nicht; die Fliegen sind längst weg; aber du ruhst nicht eher, als bis ich die Gicht in Händ' und Füßen hab.« Und als Grissel das Fenster geschlossen hatte, setzte er hinzu: »Was essen wir zu Nacht? Eine Suppe?«
    »Ja, Heidereiter, eine Zwetschensupp. Und ich werd einen Nordhäuser eintun und ein paar Gewürznägelchen. Oder eine Zimmetstang...«
    »Ah, das ist gut, das tu!« sagte Bocholt. »Aber mache flink! Ich will allein sein und früh zu Bett. Und lege mir einen heißen Stein an das Fußende.«
    Grissel murmelte was vor sich hin, weil sie bestimmt gegebene Befehle nicht gern hörte, widersprach aber nicht und brachte die Suppe. Zugleich kam Hilde. Alle drei setzten sich an den Tisch, und Bocholt sagte: »Wir wollen beten.«
    Und Grissel und Hilde falteten sofort die Hände und warteten; denn gemeinhin sprach er das Gebet. Aber heute sah er vor sich hin, und als alles schwieg, rief er barsch: »Wird es? Bete, Hilde!«
    Und Hilde betete: »Segn uns, Vater, Speis und Trank, du gibst den Segen und wir den Dank.«
    »Du sprichst es immer so leise, Hilde. Glaubst du nicht dran?«
    »Ich glaube dran.«
    »An was?«
    »An Gottes Segen. Und an seine
Gnade
. «
    Der Heidereiter lächelte vor sich hin: »Ist das von Sörgel oder von dem Alten oben...? Aber die Supp ist so heiß...«
    »Ihr hattet einen Frost vorhin.«
    »Ja, vorhin. Aber jetzt ist es vorbei. Geh, Hilde, mach das Fenster auf, alle beid. Es ist eine wahre Höllenhitze hier... Und wo nur der Martin bleibt? Ich möcht etwas Kühles, 'ne Satte Milch...«
    Und Hilde wollte gehen, um die Milch zu holen. Aber er hatte sich inzwischen eines anderen besonnen und sagte: »Nein, laß nur. Es geht vorüber. Ich ärgere mich über den Jungen, das ist alles. Immer unpünktlich, und weiß doch, daß ich's nicht leiden kann.«
    »Es ist heute Lohntag«, antwortete Hilde. »Vielleicht, daß er sich bei den Holzknechten verspätet hat. Ich denk... er kann jeden Augenblick kommen.«
    »Meinst du?« sagte der Heidereiter, und der Löffel flog ihm in der Hand, während er an Hilde vorbei nach der Tür sah.
    Aber es blieb alles still, und der Alte fand sich wieder zurecht und erzählte von den Franzosen und aus seiner Soldatenzeit. Und dann erzählte Grissel eine Gespenstergeschichte, »aber eine wahre«.
    »Dummheit«, sagte Baltzer und erhob sich.
    Und auch Grissel und Hilde standen auf und waren froh, als sie das Zimmer verlassen konnten. Sie

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