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Ellernklipp

Ellernklipp

Titel: Ellernklipp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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angeschlossen. Alles wie sonst. Und so war der Alte vorbeigezogen, mit einem Gruß gegen Hilde, die, blasser noch als gewöhnlich, an dem offenen Fenster gestanden hatte. Hinter dem Gehöft aber war er nicht nach rechts hin auf die Berglehne hinaufgebogen, sondern hatte, weil die Sieben-Morgen schon abgeweidet waren, alles weiter talaufwärts, auf Diegels Mühle zu, getrieben. Überall stand Unterholz, und der schmale verwachsene Weg hielt ihm von beiden Seiten her die Herde zusammen. Und so war er bis dicht an den Fuß von Ellernklipp herangekommen und hatte schon das Elsbruch oder doch die Vorläufer davon zu seiner Rechten, als sein Spitz, ein altes abgerissenes Stück Zeug zwischen den Zähnen, aus dem Gebüsch herauskam und es zu Füßen seines Herrn niederlegte. Der bückte sich, und weil er sparsam sein gelernt hatte, nahm er's auf und tat es in seine Ledertasche. Und siehe, es traf sich, daß er auf der Stelle fast einen Nutzen daraus ziehen sollte. Denn als sie wenige Minuten später aus dem Bruche wieder heraus waren und eben etwas lehnan an einem Plankenzaune vorbei wollten, wurde die vorderste von des Heidereiters Kühen in die Planken hineingedrängt und riß sich an einem rostigen alten Nagel das Fleisch dicht über dem Knöchel auf. Es blutete heftig, und Melcher, als er's sah, legte den Leinenlappen, den ihm sein Spitz aufgestöbert hatte, sorglich um die Wunde herum.
    So verging der Tag.
    Als aber Joost am Abend in der Stalltür stand und beim Anblick der rückkehrenden Herde gewahr wurde, daß die Braune, die die beste Milchkuh war, lahm ging und bei jedem Schritt einknickte, rief er den Heidereiter, daß er käme und sähe, was es sei. Der kam denn auch und wickelte zunächst den Verbandlappen wieder ab. Als er ihn aber in Händen hielt und sah, daß es das Stück Sacktuch war, das er damals abgerissen und um den Spatenstock gewickelt hatte, kam ihm ein Schwindel, und er fiel ohnmächtig an der Stalltür nieder. Und in der Nacht sprach er wieder irr, und alle glaubten, daß er einen Rückfall in die schwere Krankheit haben werde. Doch er überwand es, und eine Woche später ging er wieder in den Wald und hatte seinen Mut und seine Farbe wieder; nur dem Melcher Harms wich er aus, weil es bei ihm feststand, er hab es ihm zeigen wollen. Darin aber ging er fehl. Alles war Zufall gewesen (wenn es einen Zufall gibt), und nur in dem
einen
traf er's, daß der Alte, sowenig er einen bestimmten Beweis in Händen hatte, vor sich selber fest überzeugt war: der Heidereiter wisse nicht bloß um Martins Tod, sondern sei schuld daran.
    Unter allen Umständen aber war es von
dem
Tag an, daß Baltzer Bocholt erklärt hatte, den Melcher Harms in seinem Hause nicht mehr sehen zu wollen. Ja, sein Groll war weitergegangen und hatte von Hilde gefordert, daß sie die Freundschaft mit ihm fallenlasse. Das passe sich nicht für sie. Die Gräfin oben, die dürfe das. Aber eines Heidereiters Frau, die müsse sich in ihrem Stand halten und dürfe nicht Freundschaft haben mit einem Schäfer.
    Und Hilde widersprach nicht und unterwarf sich in allem.
    Als aber das Kind kam und kränkelte, da schickte sie doch die Grissel heimlich hinauf und ließ fragen, und als es immer schlimmer ward und auch der Spezies und der große Mansfelder Taler auf der Herzgrube nicht mehr helfen wollten, da faßte sie sich ein Herz und stieg selber hinauf auf die Sieben-Morgen und brachte dem Alten oben das Kind, daß er sähe, was es sei. Und er legte sein Ohr an die Brust des Kindes und behorchte den Atem und wie das Herz ging. Und dann gab er es ihr zurück und sagte: »Ja, Hilde, das Kind ist krank.«
    »Ach, was ist es? Ihr seid so klug, Melcher Harms. Macht es mir wieder gesund. Ihr kennt alle Kräuter und habt so viele Mittel und Sprüche. Helft ihm doch. Seht, es ist mein ein und alles. Und wenn es stirbt, so hab ich nichts mehr. Denn ich werde kein anderes haben. Und ich will auch kein anderes; nein, nein! Ach, weiß es Gott, ich habe mir auch dieses nicht gewünscht. Aber nun ist es da und sieht mich immer so still und so traurig an, und nun möcht ich doch, es bliebe mir. Und ist mir mehr wert als die ganze Welt. Und mir ist, als lebt ich nur noch, daß ich ihm mit Tränen und Küssen den Blick fortschaffe. Ja, das möcht ich, Melcher Harms. Und daß es mal lächelt und ohne Klag und Vorwurf. Und ist mir gleich, ob Ihr ihm Kräuter gebt oder ob Ihr es besprecht. Ich will nur, daß es lebt und nicht mehr so traurig sieht.«
    Er hatte der

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