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Elli gibt den Loeffel ab

Elli gibt den Loeffel ab

Titel: Elli gibt den Loeffel ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Hennig
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wusste, dass das Don Alfonso für seine Küche bekannt war. Einer ihrer Kollegen hatte letztes Jahr einen Reisebericht über die Amalfiküste geschrieben und dabei gar vom »besten Essen Italiens« gesprochen.
    »Hier wird alles selbst angebaut, ohne Kunstdünger und ohne Pestizide. Alle Kräuter stammen aus dem eigenen Garten«, schwärmte Roberto, als sie aus dem Taxi stiegen, das sie vom Hafen hierhergebracht hatte. »Ich esse oft hier.«
    »Vermutlich, um deine Geschäftspartner zu beeindrucken«, präzisierte Dorothea. Die Romantiknummer konnte er mit Elli abziehen. Mit ihr jedenfalls nicht.
    »Auch privat!«
    Dies konnte sie sich lebhaft vorstellen. Vermutlich war das Don Alfonso sein Abschlepplokal. Das Ambiente war perfekt, um Damen zu beeindrucken. Verschnörkelte Stühle im Stil von Louis XIV., Kronleuchter, edles Besteck. Der Laden roch förmlich nach »vornehm«.
    »Ich finde es jedenfalls schön hier«, schwärmte ihre Schwester.
    Warum heischte Elli nur unentwegt nach Robertos Anerkennung? Gut, der Mann hatte Stil. Die alte Schule eben. Das Stuhl-rücken-Spiel, die Frage, ob der Platz auch genehm sei, die Aufforderung an den Ober, den Damen etwas Besonderes zu empfehlen — das alles war perfekt. Einfach zu perfekt für ihren Geschmack.
    »Du weißt genau, wie man eine Frau verwöhnt«, sagte Dorothea geradeheraus. Sollte er es ruhig nehmen, wie er wollte. Vermutlich als Kompliment.
    Elli hingegen warf ihr gleich einen vorwurfsvollen Blick zu und sah ihn an, als ob sie sich für ihre große Schwester entschuldigen müsste. Natürlich folgten sie artig seinen Empfehlungen, und zugegebenermaßen war das, was ihnen aufgetischt wurde, überirdisch gut. Selbst die Grissini waren so unwiderstehlich, dass sie sich allein daran hätte satt essen können. Während der Vorspeise fiel immer noch kein Wort über Geschäftliches, was vielleicht nicht einmal schlecht war. Am Ende hätte ihnen das Gespräch noch den Appetit verdorben, und das hätten die köstlichen Spaghetti ai frutti di mare einfach nicht verdient. Robertos Ausführungen über gute Küche, für ihn das allerwichtigste Kriterium bei der Auswahl eines Luxushotels, untermauerten seine Kompetenz und passten perfekt zu dem, was der Kellner ihnen servierte. Zu guter Letzt gab es die Krönung aller maritimer Spezialitäten, jedenfalls sah Roberto dies so: Hummer, mit Knoblauchsauce verfeinert.
    »Das ist wirklich der beste Hummer meines Lebens.«
    Ellis Fresszelle war anscheinend wieder aktiv. Sie wirkte wie ein Kind im Schlaraffenland.
    »Ein kleines bisschen zu viel Olivenöl, findest du nicht?«, musste Dorothea einfach anmerken, nicht weil dem tatsächlich so war, sondern vielmehr, um Elli ein wenig Öl aus dem Getriebe abzuziehen.
    Roberto hatte ganz offensichtlich seine liebe Mühe damit, eine charmante Balance zwischen Ellis wohlwollenden Ergüssen, die bestimmt ganz nach seinem Geschmack waren, und ihren zynisch gewürzten Zugaben zu finden. Ihn so herumeiern zu sehen, bereitete ihr großes Vergnügen. Elli dachte vermutlich, dass sie unmöglich sei. Aber irgendjemand musste das Gespräch ja mal vage in Richtung einer vernünftigen Konversation lenken. Allerdings dauerte es noch bis nach dem Dessert, bis der letzte Hauch von Romantik und Urlaubsstimmung trotz der göttlichen Aussicht auf die Steilküste demontiert war. Roberto machte trotzdem nicht die geringsten Anstalten, endlich zum geschäftlichen Teil überzugehen. Also musste Dorothea dies wohl selbst in die Hand nehmen.
    »Ein herrliches Essen war das. Also ich wäre jetzt bestens vorbereitet für dein Angebot.«
    Roberto sah sie erstaunt an.
    »Die Casa Bella«, setzte sie nach.
    »Sicher, die Casa.«
    »Das kann doch noch ein bisschen warten.«
    Wie sehr ihr Ellis devotes Gehabe auf die Nerven ging.
    »Wir sind gespannt.« Dorothea bemühte sich um einen erwartungsvollen Blick.
    »Nun ja. Wie du weißt, gehört das Haus im Moment der Gemeinde, weshalb ich es dort auslösen muss. Die Sache ist folgendermaßen: An sich habt ihr rein formell noch überhaupt keinen Anspruch auf die Casa Bella. Ich nehme aber an, dass ihr irgendwie den Nachweis erbringen könnt, dass ihr Castigliones Töchter seid. Sonst wärt ihr ja wohl kaum hier.«
    »Richtig.« Dorothea fiel es nicht schwer, souverän zu schmunzeln, immerhin hatten sie Alessandros Haare als wertvolles Pfand.
    »Ein Testament kann es nicht sein, sonst würden wir jetzt nicht hier sitzen.«
    Nun war es Roberto, der souverän lächelte.

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