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Ellin

Ellin

Titel: Ellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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Magie begabten Wesen aus sich selbst heraus erschaffen und von ihrem oder seinem Willen gelenkt. Der Vorteil eines Tulpa liegt auf der Hand: Er ist eine tödliche Waffe und fast unbesiegbar. Doch seine Erschaffung birgt auch Gefahren. Je länger er in dieser Welt weilt, umso schwerer wird es, ihn zu kontrollieren. Und wenn es dem Schöpfer nicht mehr gelingt, ihn zu kontrollieren oder rechtzeitig zu vernichten, kann ein Tulpa sich sogar gegen seinen Macher wenden.«
    Ellins Herz machte einen Sprung. Nun verstand sie, warum Unan und Dau keine Aura hatten. Sie waren weder Mensch noch Tier, weder Dämon noch Lichtwesen. Sie waren nichts, eine leere Hülle, geschaffen nur durch den Willen eines Menschen. Ein seelenloses Abbild seiner selbst.
    »Wie kann man sie vernichten?«, fragte Fortas.
    »Ihr Schöpfer kann das tun, indem er sich von ihnen lossagt und ihr Herz durchstößt. Andere brauchen Bannsprüche und das magische Licht.« Bela warf Nuelia einen bedeutungsvollen Blick zu. »Die Herrscherin hat Euch ausgeschickt, um die Tulpa zu vernichten?«
    Nuelia nickte.
    »Dann wusste sie um die Gefährlichkeit dieser Wesen.«
    Nuelia runzelte die Stirn. »Wie meint Ihr das?«
    »Wenn ihr jemanden bei euch gehabt hättet, der Magie beherrscht, hättet ihr sie vernichten oder zumindest schwächen können.«
    »Wie?«, fragte Nuelia.
    »Mit Mabons Licht, dass Ihr zweifellos in Euch tragt.«
    Nuelia rang um Fassung. Woher wusste Bela, wer sie waren? »Aber warum hat Nosara sie nicht getötet, als sie merkte, dass sie ihrem Willen entgleiten?«, fragte sie.
    Bela zuckte mit den Schultern. »Es ist nicht leicht, einem Teil seiner selbst einen Dolch in den Leib zu rammen. Denn nichts anderes sind die Tulpa: Teile deiner selbst. Ein winziges Seelenstück zu einem sichtbaren Abbild geformt.«
    »Hättet, könntet, würdet. Dummes Geschwätz«, warf Fortas ein. »Die Frage ist doch: Können mir die Tulpa gefährlich werden, oder kann ich sie beruhigt meiner verräterischen Schwester überlassen?«
    Bela senkte ihr Haupt. »Verzeiht, Herrscher. Ich bin abgeschweift. Wenn die Tulpa nicht mehr kontrolliert werden, tun sie, was sie wollen. Dabei kann es durchaus geschehen, dass sie sich ihres ursprünglichen Auftrags erinnern und beschließen, ihn auszuführen.«
    Fortas erhob sich und schritt die Stufen hinab. »Ich habe genug gehört. Ich werde mich mit meinen Beratern zusammensetzen und eine Entscheidung treffen.«
    »Was geschieht mit uns?«, fragte Nuelia.
    »Ihr bleibt in Gewahrsam, bis ich weiß, wie ich vorgehen werde. Aber zuvor bringt mir Kylian. Ich möchte ihn befragen.«
    Ellin, Nuelia und Yasu wurden in ihre Zelle zurückgebracht. Sie waren betrübt, doch nicht ohne Hoffnung. Die Anhörung hätte besser aber auch schlechter verlaufen können. Gegen Abend bekamen sie Essen und Trinken, erfuhren jedoch weder etwas über Kylians Befragung noch über Fortas’ Besprechung.
    »Es behagt mir nicht, dass wir von seinem gutem Willen abhängig sind«, sagte Ellin. »Das Blut seiner Schwester fließt auch in ihm und das lässt nichts Gutes erhoffen.«
    »Hat sich seine Aura verändert?«, fragte Yasu.
    »Sie ist noch immer hell und leuchtet wie die Abendsonne, doch gibt es auch dunkle Stellen darin.«
    »Was bedeuten das?«, wollte Nuelia wissen.
    »Es bedeutet, dass er eine dunkle Seite hat, die hoffentlich niemals die Oberhand gewinnt. Noch ist er uns nicht feindlich gesonnen, doch ich kann nicht sagen, ob das auch so bleibt. Er scheint mir leicht beeinflussbar und wer weiß, was ihm seine Berater vorschlagen werden.«
    Frustriert stocherte Nuelia in ihrer halbleeren Schale herum. »Die Magierin Bela scheint großen Einfluss auf ihn zu haben und selbst ich kann sehen, dass sie uns nicht besonders mag.«
    Ellin schnaubte. »So wie fast alle Untergebene, die zu Fortas’ Füßen liegen. Wir sind Eindringlinge, die ihren Frieden zerstören.«
    Um die Mittagszeit des nächsten Tages kamen Soldaten und brachten sie in den Thronsaal. Kylian und Jesh waren bereits da und knieten in respektvollem Abstand vor dem Herrscher. Fortas wirkte angespannt und übernächtigt, seine Gesichtszüge seltsam schlaff. Bela stand an seiner Seite, ein strenges Abbild seiner Stimmung. Das Haar hatte sie zu einem straffen Zopf zusammengefasst, der ihr kantiges Gesicht betonte. Mit undurchdringlicher Miene blickte sie auf sie hinab.
    »Nun verkünde ich Euch meine Entscheidung«, begann Fortas ohne Umschweife. »Zuerst zu meiner zurückgekehrten Sklavin. Sie

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