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Ellin

Ellin

Titel: Ellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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für ihre Notdurft stand ein Eimer in der Ecke. Die Kammer verfügte über ein vergittertes Fenster, durch das sie den sandigen Boden des Innenhofs sehen konnten. Eine Funzel spendete ein wenig Licht.
    »Es hätte uns schlimmer treffen können, anscheinend ist das eine der besseren Zellen«, stellte Nuelia fest.
    Yasu ließ sich auf einen Schlafsack fallen. »Der Herrscher ist erzürnt.«
    »Das kann ich ihm nicht verdenken«, schnaubte Ellin. »Wir stürmen in den Palast und überfallen ihn mit einer haarsträubenden Geschichte. Das muss ihm dreist und unverschämt vorkommen. Lord Wolfhard hätte uns allesamt auspeitschen lassen.«
    »Und dazu noch eine entflohene Sklavin«, fügte Yasu hinzu.
    Ellin setzte sich neben sie und griff nach ihrer Hand. »Keine Angst, es wird alles gutgehen. Er wird sich bestimmt beruhigen. Ich habe seine Aura gesehen und sie ist nicht dunkel und schlecht. Zudem haben wir eine glaubhafte Entschuldigung für deine Flucht.«
    Yasu seufzte. »Ich hoffe, dass unser Gebilde aus Wahrheit und Lüge nicht in sich zusammenfällt. Was ist, wenn sie Kylian alleine befragen? Er kennt unsere Geschichte nicht.«
    »Kylian wird nichts sagen«, versprach Nuelia. »Er kann sich denken, dass wir einen Plan haben, und weiß, dass er ihn zunichtemacht, wenn er zuviel verrät.«
    In dieser Nacht schliefen sie wenig, zu ungewiss war ihre Zukunft. Ellin sehnte sich nach Kylian, der nur wenige Schritte entfernt in seiner Zelle hockte und auf Fortas’ Entscheidung wartete. Am Morgen bekamen sie Wasser und eine Schale Gerstbrei. Kaum dass sie gegessen hatten, wurden sie von vier bewaffneten Soldaten in den Thronsaal geführt. Man bedeutete ihnen, auf die Knie zu fallen und sich vor dem Herrscher zu verbeugen. Fortas saß auf seinem Thron und beäugte sie misstrauisch.
    »Nun berichtet mir von den Intrigen meiner Schwester«, befahl er. »Und fasst Euch kurz, meine Geduld ist heute überaus begrenzt.«
    Nuelia blickte auf, blieb aber in kniender Haltung. Sie räusperte sich und begann von ihrem Auftrag zu berichten, in dessen Verlauf sie auf Unan und Dau gestoßen waren. Sie erzählte ihm von ihrer Vermutung, dass sie den Auftrag hatten, Fortas zu töten, doch diesen aus unbekannten Gründen nicht erfüllen wollten oder konnten.
    Fortas beugte sich vor und stützte den Kopf auf die Hand. »Was waren das für Wesen? Beschreibt sie!«
    Nuelia tat wie geheißen. Auch verschwieg sie nicht, dass die beiden mit Waffengewalt nicht zu besiegen waren und dass ihr Biss ihrem Gefährten das Leben gekostet hatte.
    Fortas befahl einem Leibwächter, Bela herbeizuholen. »Vielleicht weiß sie, um welche Wesen es sich handelt«, sagte er.
    Nachdem Nuelia ihre Version der Geschichte beendet hatte, ergriff Ellin das Wort und behauptete, ein Gespräch zwischen Lord Wolfhard und der Herrscherin belauscht zu haben, indem sie einen Komplott gegen Fortas schmiedeten. Dieses wurde durch die Sklavin Yasu bestätigt, die Lord Wolfhard später angeblich Gesellschaft geleistet hatte. Sie berichtete, dass Lord Wolfhard mit dem Plan, Fortas zu töten, geprahlt hätte. Da sie wegen dieses Wissens um ihr Leben fürchteten, waren sie aus Huanaco geflohen. Bevor Fortas weitere Fragen stellen konnte, betrat Bela den Thronsaal. Ihre Haare hatte sie zu einem kunstvollen Turm aufgesteckt, wodurch sie größer wirkte, als sie tatsächlich war.
    Fortas trug Nuelia auf, Unan und Dau erneut zu beschreiben.
    »Nun?«, fragte er, als sie ihre Beschreibung beendet hatte. »Kannst du uns sagen, um welche Wesen es sich handelt?«
    »Dass sie gefährlich und nicht menschlich sind, ist sicher«, sagte sie mit ausdrucksloser Stimme.
    »Musst du mich denn immer auf die Folter spannen?«, erwiderte Fortas ungehalten. »Sag uns, was sie sind und ob meine Schwester sie tatsächlich ausgeschickt haben könnte, um mich zu töten.«
    Bela faltete die Hände und legte sie an die Lippen. Sie schwieg. Fortas trommelte ungeduldig auf der Armlehne herum.
    »Nun. Was ist?«, drängte er.
    »Ich vermute, es handelt sich um Tulpa«, sagte Bela schließlich. »Und ja, ich halte es für möglich, dass Eure Schwester sie erschaffen hat. Ob zu dem Zweck, Euch zu töten, kann ich nicht sagen, bevor ich sie nicht befragt habe.«
    Fortas seufzte. »Tulpa sagt mir nicht viel. Was sind das für Wesen?«
    Bela musterte den Herrscher, als versuchte sie abzuwägen, ob er die Wahrheit verkraften würde. »Tulpa sind geistige Projektionen«, erklärte sie schließlich. »Sie werden von

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