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Ellin

Ellin

Titel: Ellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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Kylian zu. »Nun, was sagt Ihr dazu?«
    »Das kann ich nicht«, erwiderte er.
    »Warum nicht?«
    »Ich bin ein loyaler Diener Eurer Schwester. Für mich wäre es wie Verrat.«
    Fortas stieß ein freudloses Lachen aus. »Dann verratet mir, Kylian, ist es weniger abscheulich, wenn eine Schwester ihren Bruder verrät oder ein Untergebener seine Herrin?«
    »Verrat ist immer abscheulich, egal in welcher Form.«
    Fortas beugte sich vor, seine Lippen näherten sich seinem Ohr. »Und warum seid Ihr hier, Meisterkämpfer? Wollt ihr wirklich den einen Verrat begehen, um den anderen zu verhindern?«
    Kylian schluckte. Fortas wusste um seinen Plan, wenn auch nicht im Detail, doch mit dem untrüglichen Gespür der al Suranis erkannte er die Bedrohung und versuchte, sie durch geschicktes Verhandeln abzuwenden. Wie von selbst wanderte seine Hand zu dem Dolch unter der Tunika. Fortas’ Augen folgten seiner Bewegung.
    »Wie hat sie Euch gefügig gemacht?«, fragte er mit leiser Stimme, sodass weder Zenat noch Wajid verstehen konnte, was er sagte. »Hat sie Euch verzaubert, Euch wundersame Dinge versprochen?«
    »Sagen wir einfach, sie hat etwas gegen mich in der Hand«, entgegnete Kylian.
    »Hat sie das? Erzählt es mir. Erleichtert Euer Gewissen, bevor Ihr sterbt. Was hat meine Schwester gegen Euch in der Hand?«
    Kylian schüttelte den Kopf. »Zu spät«. Mit einem schnellen Griff schob er die Tunika zur Seite und zog den Dolch hervor.
27
    E llin trat aus der Tür und erblickte einen riesigen Hof mit einem beeindruckenden, mehrstöckigen Brunnen aus glänzendem, weißem Stein, über dessen Ränder sich klares Wasser ergoss. Ungeduldig griff Bela nach dem Ärmel ihrer Tunika und zerrte sie weiter. »Nicht stehenbleiben, wir müssen zum Herrscher«, rief sie. Ihre Stimme klang besorgt, fast schon ängstlich.
    Laut hallten ihre Schritte durch die hereinbrechende Nacht, während sie über den einsamen Hof rannten. Noch war der Nordstern nicht zu sehen, die Hoffnung nicht verloren. Sicher würde Kylian warten, bis die Sonnen vollständig versunken waren. Aber selbst wenn es ihr gelingen würde, ihn von dem Mord abzuhalten, so war er trotzdem in Gefahr. Bela hatte ihr zwar zugesichert, sein Leben im Austausch für Informationen zu verschonen, doch niemand konnte vorhersagen, wie der Herrscher auf diesen Verrat reagieren würde. Sollte er sich zornentbrannt gegen die Vereinbarung stellen und Kylians Tod befehlen, gab es nichts, was sie oder irgendjemand dagegen tun konnte.
    Ellin hastete die Stufen des Turms hinauf als wäre eine Stymphalidenschar hinter ihr her. Ein einziger Gedanke hämmerte in ihrem Kopf: Hoffentlich komme ich nicht zu spät.
    Die Torwachen folgten ihr polternd, doch nur Bela schaffte es, mit ihr Schritt zu halten.
    »Kylian«, rief sie immer wieder, doch sie war viel zu weit weg.
    Schwer atmend stolperte sie auf die mittlere Plattform, auf der die Leibdiener und Wachen warteten. Ellin ignorierte ihre fragenden Blicke und hastete an ihnen vorbei. Bela und die Wachen folgten ihr. Weiter, immer weiter stieg sie empor. Ihre Lunge brannte. Nur noch wenige Stufen trennten sie von der Aussichtsplattform. Keuchend beugte sie sich vor und rang nach Atem, hielt sich die Rippen, die stachen, als hätte ihr jemand ein Messer in den Leib gerammt.
    »Kylian«, japste sie. Ihre Stimme hatte alle Kraft verloren. Der Wind pfiff um ihre Ohren und zerrte an ihrem Kleid. Sie hörte das Keuchen der Leibwachen eine Ebene unter ihr. Sie versuchten, sie einzuholen. Mit letzter Kraft erklomm sie die letzten Stufen und hielt inne. Ein Leibwächter hielt Kylian von hinten umklammert und drückte einen Säbel an seinen Hals. Ein hübscher, blonder Jüngling neben ihm fuchtelte hektisch mit einem Dolch herum. Kylians eigener Dolch lag vor seinen Füßen. Ein elegant gekleideter Mann stand vor ihm. Der frappierenden Ähnlichkeit nach zu urteilen handelte es sich um Nosaras Bruder, den Herrscher von Kismahelia.
    »Kylian«, rief Ellin und rannte auf ihn zu.
    Fortas und Kylian blickten gleichzeitig auf.
    »Ellin?«, stieß er fassungslos hervor. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er sie an, als wäre sie ein dämonisches Trugbild. Seine Miene ein Bildnis abgrundtiefer Bestürzung.
    »Aber wie … woher wusstest du … wie bist du hierher gekommen ?«, fragte er, ohne auf den Säbel zu achten, der sich in sein Fleisch bohrte. Der Jüngling drehte sich nervös um und richtete seinen Dolch auf Ellin.
    »Ich befand mich nie in Nosaras Gewalt. Ich

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