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Ellin

Ellin

Titel: Ellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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habt: Kylian ist unverkäuflich.«
    Die Untergebenen quittierten Fortas’ Worte mit einer weiteren Lachsalve.
    Die Soldaten lösten Kylians Fesseln. Ellin eilte an seine Seite und ergriff seinen Arm, um ihm auf die Beine zu helfen. Mitgefühl zerriss ihr Herz und das Wissen, dass er sich über den körperlichen Schmerz hinaus zutiefst gedemütigt fühlte. Ächzend setzte er sich auf und stieß als Erstes die Soldaten von sich.
    »Eines Tages wirst du dafür büßen«, zischte er an Bela gewandt.
    Sie lächelte nur, warf das Brandeisen in die Schale zurück und folgte Fortas und seinem Gefolge in den Palast.
    Ellin begleitete Kylian in die Kammer, die er mit Jesh teilte und beaufsichtigte Heilerin Wu bei der Versorgung der Wunde. Mit stoischem Gleichmut ließ er die Behandlung über sich ergehen, sprach weder mit Ellin noch mit Jesh. Auch als sie sich auf sein Bett setzte und tröstend ihre Hand auf seinen Rücken legte, richtete er nicht das Wort an sie, sondern wandte sich ab und starrte an die Wand.
    »Wie kann ich dir helfen?«, fragte sie.
    »Du kannst mir nicht helfen. Geh. Ich möchte allein sein.«
    Mittlerweile kannte Ellin ihn gut genug, um zu erkennen, dass er sich weder trösten noch anfassen lassen wollte. Obwohl seine Abweisung schmerzte, strich sie aufmunternd über seinen Arm, erhob sich und verließ die Kammer.
28
    D er fünfte Tag ihrer Suche neigte sich dem Ende zu und noch immer hatten sie die Tulpa nicht gefunden. Ihre Gruppe hatte Kismahelia in nordwestlicher Richtung verlassen, war am dritten Tag jedoch nach Osten abgebogen und hatte die Grenze nach Klippen überschritten. Vor ihnen lag die Schwarze Leere, ein brütend heißes Ödland aus schwarzem Gestein und Sand, unbewohnbar und still. Leer, wie sein Name sagte. Die Luft flimmerte vor Hitze und das vollständige Fehlen von Farbeschmerzte in den Augen. Tief hing die große Sonne über der nachtfarbenen Einöde und wandelte das Land in einen Glutofen. Ellin beschattete ihr Gesicht und versuchte, das Ende der Schwarzen Leere zu erblicken, doch soweit das Auge reichte, zog sich das abgestorbene Land dahin. Selbst Nuelia und Jesh verstummten und betrachteten unbehaglich die vor ihnen liegende Wegstrecke. Der Eingang des Tunnels, der sich tief unter der Schwarzen Leere durch das Erdreich bohrte, wurde von einem steinernen Torbogen markiert und befand sich nur wenige Doppelschritte entfernt. Glatte Stufen führten in weit verzweigte Gänge, in denen sich schon mancher Reisende verirrt und nie mehr wieder hinausgefunden hatte. Es war ein Abstieg ins Ungewisse.
    Ellin fasste Mut und folgte den anderen nach unten. Nuelia entzündete eine Fackel und lächelte ihr aufmunternd zu. Trotz der Lichter, die überall um sie herum entflammten, wich ihr Unbehagen nicht. Argwöhnisch beäugte sie die rissigen Wände und die feste, dunkle Erde, die einen Tunnel bildeten der aussah, als hätte sich ein riesiges Tier durch das Erdreich gefressen. Der Gang war zwei Doppelschritte breit und ebenso hoch. Die Pferde der Soldaten scheuten die finstere Enge, selbst die Grej Perlinos tänzelten nervös.
    Kylian klopfte gegen Jalos Hals und sprach beruhigend auf ihn ein. »Ich werde vorausreiten«, sagte er und setzte sich an die Spitze des Zuges. Seit er als Unfreier gebrandmarkt worden war, gab er sich noch wortkarger und mürrischer als zuvor. Weder schenkte er den Soldaten Beachtung, noch seinen Gefährten. Nur wenn er sich unbeobachtet fühlte, bemerkte Ellin, dass er Bela hasserfüllten Blicke zuwarf.
    Je weiter sie in den Gang hineinschritten, umso wärmer und stickiger wurde die Luft. Furcht legte sich auf Ellins Herz. Das Gefühl, lebendig begraben zu sein verstärkte sich mit jedem Schritt. Dunkle Gedanken schwirrten durch ihren Kopf und steigerten die innere Unruhe bis hin zur Panik. Was, wenn sie zu wenige Fackeln bei sich trugen oder nicht genug Essen oder Wasser? Was, wenn sie sich verirrten oder einer von ihnen verletzt wurde?
    Bela schloss zu ihr auf und musterte sie mit gerunzelter Stirn. »Habt Ihr Angst?« Ellin zuckte mit den Schultern. Vor der Magierin wollte sie gewiss keine Schwäche zeigen.
    Bela lächelte herablassend. »Ihr gewöhnt Euch besser an die Enge.«
    Ellin warf ihr einen missmutigen Blick zu. »Und was wenn nicht?«
    Das Gesicht der Magierin wurde ernst. »Dann müssen wir Euch fesseln und knebeln und Euch auf den Rücken der Pferde binden.« Sie griff nach Ellins Arm und drückte ihn fest, fast brutal.
    »Lasst Euch nicht von der Angst

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