Ellin
wird mit zehn Hieben bestraft und dient fortan in meinem Haus als Küchenmagd.«
Ellin schielte zu Yasu. Ein erleichtertes Lächeln erhellte ihr Gesicht. Zehn Hiebe waren zu verkraften und ein Leben als Küchenmagd allemal besser, als eine Liebessklavin zu sein.
»Entgegen der Empfehlung meiner Berater wird Kylians Leben verschont«, fuhr der Herrscher fort. »Doch steht er in Lebensschuld, was bedeutet, dass er mir ohne Bezahlung dienlich sein wird, bis er das Zeitliche segnet oder ich beschließe, ihn freizugeben. Dies wird mit meinem Zeichen besiegelt und auf seine Haut gebrannt. Seine Gefährten dagegen tragen einen Teil der Schuld. Um ihre Schuld zu tilgen, werden sie für einen Sternenlauf in meine Dienste treten. Nach Ablauf dieser Frist steht es ihnen frei, zu gehen.«
Fortas erhob sich, stieg die Stufen hinab und trat auf Kylian zu. »Erheb dich.«
Kylian kam auf die Füße und sah den Herrscher an. Fortas beugte sich vor, sein Mund verweilte neben Kylians Ohr. »Nur meiner Barmherzigkeit und deinem anziehenden Äußeren hast du es zu verdanken, dass du noch lebst«, flüsterte er. »Doch ist dies deine letzte und einzige Gelegenheit, Reue zu zeigen.«
Kylian schluckte. »Warum werde ich gebrandmarkt?«
Fortas Augen verengten sich. »Bedanke dich für meine Güte, oder ich höre auf die Empfehlung meiner Berater«, zischte er.
Widerwillig neigte Kylian sein Haupt. »Verzeiht. Ihr seid zu gütig, edler Herrscher.«
Ellin, die in seiner Nähe kniete und alles verstanden hatte, konnte am Klang seiner Stimme hören, wie sehr ihn die Vorstellung, das sichtbare Zeichen der Leibeigenschaft zu tragen, quälte.
»Nun zu meinem ersten Auftrag«, sagte Fortas laut. »Kylian wird sich in Begleitung seiner Gefährten, einer Soldatenschar und meiner geschätzten Magierin auf die Suche nach den Tulpa begeben, sie befragen und vernichten. Ich erwarte schnelle Ergebnisse, also enttäuscht mich nicht!«
Damit wandte er sich ab und stolzierte zu seinem Thron zurück.
»Geht, bereitet Euch vor. Eure Reise beginnt im Morgengrauen«, sagte er und scheuchte sie hinaus.
»Darf ich Euch noch eine Frage stellen, edler Herrscher?«, fragte Ellin.
Fortas blickte sie überrascht an. »Sprecht.«
»Besteht die Möglichkeit, die Sklavin Yasu zu kaufen und wenn ja, zu welchem Preis?«
Der Herrscher schnaubte. »Ihr seid wahrlich dreist, eine derartige Frage zu stellen.«
»Verzeiht, keinesfalls will ich anmaßend erscheinen, es ist nur etwas, was ich gerne wissen möchte.«
»Der Preis entspricht den üblichen Bedingungen. Eine junge, gesunde Sklavin kostet einhundertfünfzig Prasis.«
Ellin verneigte sich und dankte dem Herrscher. Eilig verließ sie den Thronsaal.
Am Abend wurden sie in den Hof gebracht, wo Kylian bis auf seine Beinkleider entblößt und bäuchlings auf einen langen Holztisch geschnallt wurde. Er fluchte und wehrte sich nach Kräften. Mehrere Soldaten mussten ihn festhalten. Fortas saß ein paar Doppelschritte entfernt auf einem tragbaren Thron, umringt von seinen Untergebenen und verfolgte das Geschehen. Erstaunte Ausrufe erklangen, als Kylians Zeichnung offenbart wurde. »Was ist das?«, flüsterte es von allen Seiten.
Fortas runzelte die Stirn, beugte sich vor und betrachtete die verschlungenen Zeichen. Ein Ausdruck von Unsicherheit stahl sich in sein Gesicht.
Währenddessen rührte eine rot gewandete Gestalt mit einer Zange in einer glutgefüllten Schale. Erstaunt sah Ellin, dass es sich um Bela handelte, die das Brandeisen aus der Glut holte.
Fortas räusperte sich und erhob sich. »Mit diesem Brandmal wirst du als mein Eigentum gekennzeichnet«, sagte er und nickte Bela zu, die daraufhin das glühende Eisen auf Kylians Nacken senkte. Zwei Soldaten hielten seinen Kopf, vier Weitere hielten die Gliedmaßen und einer zog die Haare nach oben. Trotzdem gelang es ihnen nur unter größter Mühe, Kylian ruhig zu halten. Das Brandzeichen traf auf seine Haut. Es zischte leise. Der Geruch von verbranntem Fleisch erfüllte die Luft. Kylian biss die Zähne zusammen und stöhnte. Ellin schlug die Hand vor den Mund, um das Schluchzen zu unterdrücken, das sich ihre Kehle hinaufdrängte. Es dauerte nur einen Augenblick, dann war die Prozedur vorüber.
Fortas’ Untergebene lachten und applaudierten, der Herrscher selbst blickte ungewöhnlich ernst.
»Bringt ihn in seine Kammer und schickt Heilerin Wu zu ihm«, befahl er und wandte sich Ellin zu. »Übrigens, nur für den Fall, dass Ihr darüber nachgedacht
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