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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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umklammerte ihre Hände und stotterte in seiner Bewegung fast so stark wie ich.
    Veelora sah ihn eindringlich und voller Liebe an und antwortete fast geistesabwesend: »Vielleicht ist mein Bote aufgehalten worden. Ich bin vor ein paar Minuten eingetroffen. Liebster, du siehst schrecklich aus! War es ein sehr schlimmer Winter?«
    Karas lachte kurz auf und antwortete: »Er hätte angenehmer sein können, das meinst du doch auch, oder, mein Junge?« Veelora fuhr herum, mit blitzenden Zähnen in dem staubbedeckten Gesicht und eine Hand an ihrem Messer. Dann entspannte sie sich und lachte ärgerlich.
    »Große Göttin, Karas, ich bin zu lange bei den T'jana gewesen. Entschuldige. Ich wußte nicht, daß du Besuch hast.« Sie verbeugte sich knapp und formell und setzte hinzu: »Ich wollte Euch nicht stören, junger Herr. Aber ...« Ich begriff, daß sie mich nicht erkannt hatte und trat unsicher einen Schritt vor, ins Licht. Sie unterbrach sich und musterte mich mit zusammengekniffenen Augen. Dann weiteten sie sich überrascht. Sie sagte atemlos: »Das ist doch unmöglich! Karas, du alter Geheimniskrämer – du hast in keinem Brief erwähnt, daß er hier ist!«
    Sie umarmte mich und hielt mich dann eine Armlänge von sich entfernt. »Gut siehst du aus, Elloran! Erwachsen bist du geworden, und du hast zugenommen, das steht dir ausgezeichnet. Aber deine Haare ...!«
    Ich lachte sie an und musterte sie ebenso gründlich. Sie trug derbe Reitkleidung und hohe, weiche Stiefel, und ihre Haut war von Sonne und Wind gegerbt, das Haar ausgeblichen. Sie hatte sich kaum verändert in dem Jahr, seit ich sie gesehen hatte. Möglicherweise war ein wenig mehr Grau in ihren roten Locken und die eine oder andere Falte mehr in ihrem Gesicht – aber nach wie vor sah sie nicht aus wie die Frau von Ende Fünfzig, die sie war.
    Karas unterbrach unsere gegenseitige Betrachtung, indem er vorschlug, wir sollten uns endlich hinsetzen. Veelora ließ sich in den Lehnsessel neben dem Kamin fallen und streckte die langen Beine von sich. »Oh, bin ich müde«, stöhnte sie und fuhr sich mit beiden Händen durch Gesicht und Haare. Dann ließ sie die Hände sinken und sah Karas zärtlich an. Er hinkte zu ihr und hockte sich auf die Sessellehne. Seine Finger strichen liebkosend durch ihre Locken. Sie griff nach seiner Hand, um sie an ihre Lippen zu drücken. Ihre Blicke verhakten sich ineinander, und sie schienen für die Welt um sie herum völlig verloren.
    Ich entschied, endlich einmal Diskretion zu beweisen und die beiden sich selbst zu überlassen. »G-gute Nacht, Großmutter. domu Karas, wann s-soll ich mich morgen bei Euch m-melden?«
    Veelora sah auf, erschreckt und verwundert. »Was ist denn das? Seit wann stotterst du denn, Elloran?«
    »D-das ist eine lange G-G-«, es wollte wieder einmal überhaupt nicht gehen. Ich schüttelte nur den Kopf und sah Karas flehend an.
    Der nickte mir begütigend zu und sagte: »Wir erzählen dir morgen alles, Vee. Einverstanden? Und du, mein lieber Junge, kommst selbstverständlich wie immer zum Frühstück zu mir. Ich denke, das ist auch im Sinne deiner Großmutter, nicht wahr?« Veelora lächelte ihn und dann mich an und nickte. Ich dankte beiden, wünschte eine gute Nacht und ging zu Bett. 

14
    I ch schlief unruhig in dieser Nacht. Die Ankunft meiner Großmutter mußte mich doch mehr aufgeregt haben, als ich dachte. Zum ersten Mal seit langem träumte ich wieder vom spiel. Ich stand vor der unüberwindlich hohen, grauen Mauer und hörte den ersten Spieler, meinen Meister, in drohendem Ton sagen: »Du versuchst, ihn festzuhalten, alte Freundin. Das halte ich für keine gute Idee.«
    Die Frauenstimme klang kalt und ungerührt, als sie ihm antwortete: » Es ist mein gutes Recht, Schüler. Wenn er bei mir bleibt, hast du die Partie verloren, das weißt du so gut wie ich.«
    »Er wird nicht bei dir bleiben, dafür sorge ich schon. Warum fürchtest du dich so sehr davor, ihn gehen zu lassen? Traust du ihm nicht? Oder hast du Angst, ich könnte ihn dazu benutzen, dich zu vernichten? Das könnte ich, du weißt es.«
    »Das könntest du «, gab die Frau unbewegt zurück. »Aber du wagst es nicht. Noch nicht. Und ohne den Narren wird es dir nie gelingen. Hole ihn dir doch, wenn du glaubst, daß er dir folgt. Ich hindere dich nicht daran.«
    Der Mann lachte häßlich und sagte: »Das werde ich tun, alte Frau. O ja, das werde ich tun!«
    Ich erwachte schweißgebadet und stand auf, obwohl es draußen gerade erst zu

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