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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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sind. Das strengt mich heute alles zu sehr an.« Ich führte sie an meinen liebsten Platz, den kleinen, überwucherten Innenhof. Sie streckte sich in das Gras neben den tief herabhängenden Zweigen der Birke und seufzte vor Behagen. »O Göttin, wie habe ich das vermißt! Kühles Gras und hellgrünes Laub und den Geruch von feuchter Erde ... S'aavara wäre kein Land, in dem ich für immer leben könnte!«
    »G-gibt es wirklich Krieg?« fragte ich unbedacht. Sofort tat es mir leid, davon gesprochen zu haben. Ihr eben noch so gelöstes Gesicht verhärtete sich, und müde, angespannte Linien tauchten darin auf. »N-nein«, sagte ich schnell. »Entschuldige, Großmutter, l-laß uns über etwas anderes reden.« Sie lächelte und griff nach meiner Hand.
    »Du bist wirklich ein lieber Junge«, sagte sie. »Karas ist ganz vernarrt in dich. Fast könnte ich eifersüchtig werden, wenn ich nicht genau wüßte ...« Sie unterbrach sich und betrachtete mich aus seegrünen Augen. Sonnenlicht fiel durch das zarte Laub der Birke und spielte auf ihrem Haar und dem sommersprossigen Gesicht. Karas hatte einmal gesagt, ich sähe ihr ähnlich, und jetzt, einen Lidschlag lang, kam es mir vor, als sähe ich in einem Spiegel mein eigenes, gealtertes Gesicht. Dann war der gespenstische Augenblick vorbei, und meine Großmutter blickte mich an.
    »Was hat Karas m-mit mir vor?« fragte ich sie.
    Sie hob die Schultern und lachte. »Vielleicht arbeitet er dich als seinen Nachfolger ein, er ist ja nicht mehr der Jüngste. Aber das mußt du ihn schon selber fragen, Kind, ich weiß es wahrhaftig nicht.«
    Sie log. Warum, bei allen Geistern, belogen mich immer alle? Natürlich wußte sie, was Karas von mir erwartete, aber sie verriet es mir genausowenig wie er. Ich biß die Zähne zusammen, um nicht vor Enttäuschung loszuschreien und wechselte erneut das Thema. Aber während ich das tat, wußte ich schon, daß ich auch auf diese Frage keine befriedigende Antwort von ihr bekommen würde.
    »Großmutter, h-habe ich eigentlich eine Schwester?«
    Sie schloß die Augen und stöhnte leise. »Kleines, du bist ganz schön anstrengend.« Der Blick, der mich jetzt traf, wirkte amüsiert. »Wie kommst du auf so eine verrückte Idee? Du bist das einzige Kind deiner Eltern, das weißt du doch.«
    Ich nickte nur. Irgendwo hinter mir erklang ein leises Lachen, aber als ich mich umsah, war niemand dort. Veelora hatte den Kopf zurückgelegt und sah in den Himmel, der blaßblau und ganz hoch war.
    »In S'aavara ist der Himmel weiß«, sagte sie versunken. »Die Sonne brennt dir das Hirn aus dem Kopf und kocht die Augen in ihren Höhlen. Ich habe die Wüste gesehen, Elloran: Sand und Steine, so weit du blicken kannst, nichts Grünes, nichts, worauf deine Augen sich ausruhen können. Aber es ist – majestätisch. Beängstigend und großartig zugleich. Und die Kamele ...« Sie lachte. »Die würden dir gefallen, Elloran. Dickköpfig, stur und bissig, und wenn du auf ihnen reiten willst, mußt du seefest sein. Aber schnell wie der Wind. Ich habe Kamelrennen gesehen ...« Ihre Stimme verklang, sie schien einzudösen.
    »Ran hat d-dem minor T'jana drei K-Kamele verkauft«, bemerkte ich, mehr zu mir selbst als zu ihr.
    Sie schlug die Augen auf und sah mich verblüfft an. »Ran? Ranan Millen von der Allianz?«
    Jetzt war ich an der Reihe, verblüfft auszusehen. »Allianz?« fragte ich dümmlich.
    Veelora setzte sich auf und stützte die Ellbogen auf die Knie. »Die Allianz«, wiederholte sie geduldig. »Galen ist der Botschafter der Allianz, das weißt du doch. Ranan Millen ist eine seiner Leibwachen. Ich habe versucht, sie und ihren vorgesetzten Offizier abzuwerben, aber sie sind – äußerst loyal. Schade, zwei so tüchtige Soldatinnen hätte ich gut brauchen können.«
    Ich starrte sie noch immer mit offenem Mund an. »Ach«, war das einzige, was mir dazu einfiel.
    Sie lachte herzlich und umarmte mich fest. »Mach den Mund zu, mein Kleines. Jetzt sag: woher kennst du Ranan? Sie war doch nicht etwa hier?« Damit hatten wir ein Thema gefunden, das uns eine Zeitlang beschäftigte. Ich berichtete ihr in groben Zügen, wie ich Tom und Akim kennengelernt hatte – und von unserer Reise. Veelora hörte aufmerksam zu und runzelte hin und wieder die Stirn.
    »Sie suchen also nach Nikal?« fragte sie schließlich. »Und wer ist dieser Omelli? Hast du ihn je zu Gesicht bekommen?« Sie war äußerst beunruhigt. Ich verstand nicht, weshalb. Meine Auskünfte schienen sie nicht zu

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