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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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ihn um Verzeihung gebeten und ihm gesagt, wie sehr ich ihn liebte. Ich ließ ihn gehen, in Gedanken nur bei meinem Wiedersehen mit Cesco.
    Bis dahin sollte allerdings noch einige Zeit vergehen. In der vierten Herbstwoche durfte ich endlich aufstehen und bekam von Akim, der mich streng überwachte, Bewegung verordnet. Also schleppte ich mich jeden Tag zweimal in den Waffenhof und suchte mir eine abgelegene Ecke, um wieder ein wenig besser in Form zu kommen. Meine frühere schlanke, sehnige Gestalt sollte ich nie wieder zurückbekommen, aber zumindest sah ich nicht mehr ganz so aus wie ein feucht gewordener Sack Mehl – eine der drastischen Bezeichnungen, mit denen mich meine liebevolle Schwester bedachte. Jenka hatte sich angeboten, mit mir zu arbeiten, aber ich lehnte es ab. Ich hatte ihr gegenüber ein zu schlechtes Gewissen.
    Es war ein schreckliches Gefühl, es mir mit allen verscherzt zu haben, an denen mir lag. Tom war aus naheliegenden Gründen sehr reserviert, wofür ich im Grunde sogar dankbar war, meine Großmutter sprach nicht mehr mit mir, Karas war tödlich enttäuscht, und Jenka hatte jede Berechtigung, mir zu grollen, denn meine Großmutter hätte sie beinahe aus der Garde geworfen, weil sie Cesco in mein Zimmer gelassen hatte. Sie hatte statt dessen saftige Strafdienste aufgebrummt bekommen, dabei war das alles doch allein meine Schuld gewesen. Ich hatte sie ja förmlich gezwungen, mir zu helfen. Lieber mühte ich mich alleine auf dem Waffenhof ab, als ihr in die zu Recht vorwurfsvollen Augen sehen zu müssen.
    Julian und Magramanir hatten sich seit unserem Streit im Hof auch nicht mehr blicken lassen, und Leonie – war Leonie. Aus ihr wurde ich immer noch nicht schlauer als zu Beginn unserer Bekanntschaft. Ich war, schlicht gesagt, ziemlich einsam.
    Trübsal blasend saß ich zu Beginn des Winters am Fenster und starrte hinaus. Fast ein ganzes Jahr war ich nun auf der Kronenburg, und zum Frühjahr sollte ich zurück nach Salvok. Cesco ließ sich verleugnen, was ich überhaupt nicht begriff. Großvater hatte mir die Erlaubnis gegeben, ihn aufzusuchen, aber sein Erzieher hatte mich an der Tür abgewiesen, mehrmals, mit dem Hinweis, der Prinz sei beschäftigt oder nicht da. Argwohn und Eifersucht schüttelten mich, daß ich am ganzen Leib bebte, wenn ich an ihn dachte. Was hatte ich ihm getan? War es meine Schuld, daß jemand versucht hatte, mich umzubringen? Wahrscheinlich hatte er begonnen, sich zu langweilen und sich einen anderen Liebhaber gesucht. Wenn ich mir ausmalte, wie er mit einem anderen – ich hätte schreien mögen vor Wut und Eifersucht.
    Es klopfte, aber ich rührte mich nicht. Ich hatte keine Lust, mich mit Tom zu unterhalten – und jemand anderes konnte es ja kaum sein. Die Tür knarrte leise, und ich sah mich böse um.
    »Oh!« entfuhr es mir entgeistert. Weiche Schritte kamen heran, schmale Hände griffen nach meinen und eine vorwurfsvolle Stimme sagte: »Du wieder ganz mâgre! Du malad noch? Ich wieder geh?«
    »N-nein, bei allen Geistern! Cesco!« Ich fiel ihm aufschluchzend in die Arme. »Ich h-habe dich so v-vermißt! Warum hast du mich nicht z-zu dir gelassen?«
    »Ah«, sagte er unbestimmt. »Jetzt bin ja da, Ellorran.« Er küßte mich und rieb seine Nase an meinem Hals. Dann hob er seine Hand. Um das Gelenk gewunden trug er die Seidenkordel, die ich ihm geschenkt hatte. »Schau, ich trag«, sagte er fast schüchtern. Ich sah ihn liebevoll an. Er grinste lüstern und fragte: »Â letto?« Ich nickte nur atemlos.
    Wir standen dieses Mal nicht bei Morgengrauen auf. Wir standen überhaupt nicht auf. Cesco kicherte über mein Frühstück, er lachte herzlich über mein Mittagessen, und er geriet vor Wonne fast aus dem Häuschen über mein Abendessen.
    »Du das essen?« kreischte er und hielt mit spitzen Fingern einen Gemüsestengel hoch. »Keine miraccio, du so mâgre! Ist Futter für Kanin, das!« Er schob mir sein Tablett hin, und mir lief das Wasser im Mund zusammen, als ich all die Leckereien sah.
    »Danke, n-nein«, lehnte ich höchst bedauernd ab. Er kicherte und hielt mir ein saucentriefendes Stück Braten vor die Nase. »Komm«, lockte er, »mach auf Mund!« Ich stöhnte und schloß die Augen. Er hielt mir die Nase zu und wartete voller Schadenfreude darauf, daß ich nach Luft schnappen mußte. Ich warf mich auf ihn, daß Tablett, Teller, Becher zu Boden polterten, und verschloß seinen bösen Mund mit meinen Lippen. Er schlug nach mir und zerkratzte mir den Rücken. Wir

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