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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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zuckenden Schultern die Hände vors Gesicht. Ich hob eine zögernde Hand und strich ihm vorsichtig über den Rücken. Ich verstand überhaupt nichts, aber im Augenblick schien ich zumindest nicht in Lebensgefahr zu schweben.
    Veelora schnaubte und drehte sich zu dem Heiler um. »Wie beurteilt Ihr die Lage?« fragte sie barsch. Er ließ eine Augenbraue emporzucken und grinste sie völlig unerschrocken an. Ich kannte nicht viele Menschen, die das wagten, wenn meine Großmutter in dieser Stimmung war.
    »Ich kann nicht viel dazu sagen, aber er wirkt soweit ganz munter. Vielleicht sollten wir ihm was zu essen bringen. Der arme Junge fällt sonst noch ganz vom Fleisch, er hat ja seit über einer Woche nichts zu sich genommen!« Sein spöttischer Ton war mehr als unverschämt, aber der Inhalt seiner Worte ließ mich stutzen.
    »Könnte mir vielleicht mal jemand v-verraten, was hier los ist?« rief ich. Meine Stimme klang peinlich schrill in meinen Ohren. Ich hörte Jenka kichern. Dann geriet der Menschenauflauf um mein Bett erneut in Bewegung. Die Oberste Maga pflügte hindurch, den schrecklichen Botschafter der Allianz im Schlepptau. Ich quiekte und kroch unter mein Laken. Das auch noch! Eine starke Hand zog das Tuch weg, und gelbe Augen musterten mich streng.
    »Mach nicht so einen Aufstand, Junge«, befahl Leonie. »Galen, das sieht doch ganz gut aus.« Der Botschafter nickte nur und starrte mich gefühllos an. Ich verspürte den Wunsch, allen die Zunge herauszustrecken.
    »Hat da nicht eben einer was von ›F-Frühstück‹ gesagt?« jammerte ich kläglich. »Ich verhungere!«
    »Wohl kaum«, knurrte des Heilers Stimme aus dem Hintergrund. Ich wurde rot. Leonie wandte sich um und klatschte in die Hände.
    »Jetzt alle raus hier. Laßt den Jungen erst mal zu sich kommen. Kammerherr, geht es Euch auch gut?« Karas hatte die Hände sinken lassen und sah mich aus rotgeränderten Augen unverwandt an. Er antwortete nicht. Sie legte eine Hand auf seine Schulter und fragte leise: »Alles in Ordnung, Karas? Fühlst du dich nicht wohl?«
    Er nickte wortlos und lächelte schwach. »Es geht mir gut, Leonie. Danke.« Er stand schwerfällig auf und wandte sich zur Tür. Veelora hatte dort auf ihn gewartet und nahm seinen Arm. Die Tür klappte, alle waren fort. Leonie stand neben mir und sah mich immer noch finster an. Ich erwiderte ihren Blick und fragte unsicher: »Was ist d-denn bloß los, Leonie? Habe ich schon wieder irgendwas angerichtet? Ich erinnere mich n-nicht.« Sie setzte sich neben mich und nahm meine Hand. Ihr Blick ging über meine Schulter hinweg.
    »Hat er alles vergessen, Leonie?«
    Die Maga schüttelte den Kopf. »Er wird sich erinnern, Kind. Er wird vielleicht noch einige Zeit brauchen, aber er wird sich erinnern.« Sie sah mich ernst an. »Du warst krank, Elloran. Du wärest beinahe gestorben. Es sieht so aus, als hätte jemand versucht, dich zu vergiften.«
    »Ach«, sagte ich schwach. Dann raffte ich mich auf und fragte: »W-wer? Wer hat das versucht – und w-warum?« Sie klapste mir auf die Hand und erhob sich.
    »Da kommt dein Frühstück, Elloran. Versuche, etwas zu essen, und dann schläfst du besser noch ein wenig.« Sie ging an dem Diener vorbei hinaus.
    »Frühstück«, murmelte ich und starrte auf das Tablett nieder. »Und woher weiß ich, daß das nicht vergiftet ist?«
    »Sei nicht albern«, sagte meine Schwester schaudernd. »Wer macht sich schon die Mühe und vergiftet sowas?« Sie hatte recht. Irgend jemand schien entschieden zu haben, mich auf Diät zu setzen, wahrscheinlich Akim. Ich trank die dünne Fleischbrühe aus und schob angewidert das trockene Brot beiseite.
    »Hör mal, das war doch nicht ernst gemeint, oder?« fragte ich.
    »Was, dein Frühstück? Warum, das ist doch sehr vernünftig, wenn ich mir deine Speckrollen so ansehe. Wird dir ganz gut tun, mal ein bißchen abzunehmen.«
    »Du weißt genau, wovon ich rede!«
    Sie seufzte und verdrehte die Augen. »Nein, natürlich war das nicht ernst gemeint. Du kennst doch Leonie, sie läuft den ganzen Tag nur herum und reißt blöde Witze. Schlaf, Schafskopf!«
    Ein Gutes hatte die ganze Affäre schließlich, auch wenn ich immer noch nicht recht glauben konnte, daß ich fast neun Tage lang bewußtlos gewesen war: Mein Besuchsverbot wurde aufgehoben, und ich hatte reichlich Gesellschaft in den folgenden Tagen meiner ›Rekonvaleszenz‹ – wie Akim es nannte. Er weigerte sich, mich aufstehen zu lassen, obwohl ich vor Verzweiflung darüber

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