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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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grausamer Panik geschüttelt. Wer hatte das getan? Wer hatte mir das angetan? Was war das nur für ein Alptraum? Ich sank vor dem Bett zu Boden und schluchzte vor Angst und Grauen. Hinter mir gab die Tür nach. Ein Trupp Soldaten stürmte den Raum. Sie hielten in der Tür zur Schlafkammer jäh an und starrten entsetzt auf das Bett.
    »O ihr barmherzigen Götter«, flüsterte einer.
    »Holt die Herrin! Sofort!« brüllte ein anderer. Zwei näherten sich mir vorsichtig und zogen mich von dem Bett und dem – Ding – darin fort.
    »Ach du meine Güte, der ist ja vollgepumpt bis an die Halskrause«, brummte der eine. »Sieh dir mal seine Augen an. Das muß ja ein tolles Zeug gewesen sein!«
    »Ja sicher«, fauchte der andere. »Sieh nur mal, was er mit dem hier gemacht hat!« Der erste würgte.
    »Was ist hier los?« brüllte die Stimme meiner Großmutter. »O Göttin, nein!« setzte sie schwach hinzu, als sie näherkam. »O nein, das glaube ich nicht!« Sie trat zu der verstümmelten Leiche auf dem Bett und hob vorsichtig den blutverschmierten Kopf an. Um den Hals, tief eingesunken in die dunkelviolett angeschwollene Haut, schnürte sich die schwarz-goldene Seidenkordel, die Karas mir einst gegeben hatte. Ich sah sie und erbrach mich heftig und krampfhaft, bis nur noch bittere Galle kam.
    Eine eisenharte Hand packte mich am Arm und zerrte mich schmerzhaft in die Höhe. Veelora schüttelte mich und schlug mich mehrere Male hart ins Gesicht. »Du«, spuckte sie. »Du Unglück meines Lebens! Ich verfluche den Tag, an dem deine Mutter dich in die Welt gesetzt hat!« Sie hob wieder die Hand, und ich legte schützend den Arm vor mein Gesicht. Sie atmete heftig und keuchend aus und stieß mich zu Boden. »Du widerst mich an«, zischte sie. Sie wandte sich zu den Wachen und befahl: »Steckt ihn unter die Pumpe und wascht ihm das Blut ab. Und dann bringt ihn in eine Zelle. Hier sind seine Kleider, nehmt sie mit. O Göttin, schafft ihn mir endlich aus den Augen!«
    Sie zerrten mich auf die Füße, einer der beiden warf mir ein Laken um und schob mich zur Tür. Ich war noch immer nicht bei klarem Verstand, hörte aber doch, wie meine Großmutter noch die Anweisung gab, den Kammerherrn zu wecken. Und ihr bitterer Nachsatz klang mir in den Ohren: »Sagt ihm, der Krieg ist nun wohl nicht mehr zu vermeiden.«
    Das eisige Wasser der Pumpe vertrieb einen Teil des Nebels aus meinem Kopf, aber ich fühlte mich dennoch, als beobachtete ich alles, was mit mir geschah, wie aus weiter Ferne. Die Gesichter der Männer, die mich in meine Zelle brachten, wirkten starr und unbehaglich, sie mieden meinen Blick. Die Tür schloß sich hinter mir. Ich fiel auf die harte Holzpritsche und legte den Kopf in die Hände. Unter meinen Fingernägeln klebte angetrocknetes Blut, und ich mußte würgen. Aber mein Magen war leer, ich hatte schon alles von mir gegeben. Violette Augen sahen mich vorwurfsvoll an und eine Stimme flüsterte: »Mî Ellorran.« Ein Weinkrampf schüttelte mich, daß ich zu zerbrechen glaubte. Endlich ließen meine Erschöpfung und die Nachwirkung der Droge mich in einen unruhigen Schlaf sinken.
    Ich erwachte mit ausgedörrtem Mund, dem schlimmsten Brummschädel, den ich je in meinem Leben gehabt hatte und dem dumpfen, äußerst unangenehmen Gefühl, daß ich besser weitergeschlafen hätte, weil irgend etwas Gräßliches mich erwartete. Ich sah mich verwirrt um, wußte nicht, wo ich war. Der Raum, in dem ich lag, war winzig und kahl; er enthielt an Mobiliar nichts weiter als die Pritsche, auf der ich lag, und eine Waschgelegenheit in der Ecke. Ich quälte mich auf die Beine und wankte zur Tür. Der Steinboden fühlte sich an meinen bloßen Füßen eisig kalt an. Ich suchte vergebens nach einer Türklinke, und drückte dann gegen das dicke Holz. Die Tür bewegte sich nicht, und als ich dagegenklopfte und rief, bekam ich von draußen keine Antwort. Fröstelnd schlug ich die Arme um mich und dachte nach. Was war das letzte, an das ich mich erinnerte? Cesco hatte die zweite Kanne Wein hereingeholt – der Hund, er mußte diesen verdammten Traumstaub hineingemischt haben! Kein Wunder, daß ich mich so elend fühlte. Da war doch noch etwas gewesen, ein grauenhafter Alptraum. Ein spinnenähnliches Monstrum, gegen das ich gekämpft hatte, es schüttelte mich, wenn ich daran dachte. Aber das war doch nicht alles – und wie kam ich überhaupt hierher? Und wo, bei allen bösen Geistern, war dieses ›Hier‹? Stöhnend sank ich auf die Pritsche

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