Ellorans Traum
rollten laut kreischend und lachend übereinander und fielen zu guter Letzt beide aus dem Bett. Kichernd klaubte er eine zerdrückte Kartoffel aus meinen Haaren und steckte sie sich in den Mund.
»Ich liebe d-dich, Cesco.« Er grinste und streckte mir die Zunge heraus. Dann räumten wir, so gut es ging, die Lebensmittel vom Bett und stiegen wieder hinein.
Am nächsten Tag entschuldigte er sich, er wolle etwas aus seinen Gemächern holen. Ich stand auf und nutzte die Gelegenheit, um mich gründlich abzuschrubben und endlich mal wieder meine Haare zu waschen. Dann läutete ich nach einem Diener, damit er das Bett frisch bezog.
Cesco kehrte zurück und bemerkte beides mit entzückt gekrauster Nase. Er drückte sein Gesicht an meinen Hals und murmelte: »Du riech gut, Ellorran. Ganz friesch. Nicht stinkerich wie mir!« Er strahlte und stellte einen Krug Wein auf den Boden. Er duftete verlockend. Dann zog er ein Tütchen aus der Tasche und wedelte damit vor meiner Nase herum. »Rat was!« forderte er mit blitzenden Augen. Ich schüttelte ahnungslos den Kopf. Er öffnete es und ließ vorsichtig ein paar gelbe Körnchen auf seine Hand fallen. Er hielt sie mir hin und grinste. »Traumstaube! Ist gut, besser als Glückskraut!« Ich schüttelte mich und lachte.
»Geh w-weg mit dem Zeug. Du reichst mir völlig aus, da brauch ich nicht auch noch s-so was. Aber von dem Wein darfst du mir g-gerne anbieten, Liebster!«
Wir tranken und liebten uns. Irgendwann war die Kanne leer, und Cesco tappte ins Nebenzimmer. Triumphierend eine zweite Kanne schwenkend, kam er wieder herein. Ich ächzte. »Cesco! Ich b-bin schon betrunken g-genug, wir sollten aufhören.«
»Ah, Pap la pap! Du schon viel oft viel mehr trink!« winkte er ab und setzte kurzerhand die Kanne an meinen Mund. Ich erstickte fast daran und griff nach seinen Handgelenken. Er ließ den Krug nicht sinken, und ich schluckte, keuchte und spuckte. Hilflos schlug ich nach ihm und hörte ihn lachen. Ich trank und hustete, der Wein lief über mein Gesicht und meinen Körper. Er hielt mich unbarmherzig fest, und ich schluckte panisch, um nicht im Wein zu ertrinken. Neben mir stand eine hohe, schweigende Gestalt und sah uns an. Mein Blick verschwamm, und Nebel senkten sich um mich.
Ich stand auf der grauen Ebene, seit langer Zeit zum ersten Mal wieder. Vor mir lauerte ein riesiger, vielbeiniger, sich windender Alptraum in Schwarz und Silber. Ich schrie und griff nach meinem Messer. Dieses Wesen kannte ich, es hatte mich schon einmal fast getötet! Es griff mich an, ehe ich das Messer zu fassen bekam. Ich lag unter ihm, versuchte verzweifelt, es mir vom Leib zu halten, aber es war stärker und schneller als ich. Es drückte mir die Kehle ab, mein Atem wurde knapp, ich keuchte und rang nach Luft. Meine blind umhertastenden Finger bekamen etwas Dünnes, Kräftiges zu fassen – eine Kordel. Ich schlang sie schluchzend um den Hals der Kreatur und zog mit meiner letzten Kraft zu. Sie zappelte und schrie schrecklich menschlich, aber ihre Beine ließen mich nicht los. Endlich konnte ich nach meinem Messer greifen und es aus meinem Gürtel reißen. Schreiend und keuchend stach ich zu. Das Monstrum zuckte zurück, ich riß das Messer aus seinem aufgeblähten Leib. Stinkende schwarze Flüssigkeit schoß heraus und besudelte mich von oben bis unten. Schluchzend und würgend vor Ekel stieß ich wieder und wieder mit dem Messer zu, bis das Wesen sich nicht mehr rührte. Seine Beine zuckten noch einmal, ein letzter stinkender Schwall Blut quoll aus seinem aufgerissenen Maul, und seine unzähligen Augen brachen. Ich schnappte heftig nach Luft und hörte im Ohnmächtigwerden ein höhnisches Lachen.
Es hämmerte gegen die Tür. Stimmen riefen. »Sie ist von innen abgeschlossen!«
»Verdammt, dann brecht sie doch auf. Das hat sich angehört, als würde jemand umgebracht!«
Ich schlug die Augen auf und bemühte mich, meinen Blick zu klären. Das Laken war unangenehm feucht und klebrig, wir mußten ziemlich viel von dem Wein verschüttet haben. Stöhnend richtete ich mich auf und murmelte mit schwerer Zunge: »W-was ist denn da d-draußen los, Cesco?« Er antwortete nicht, und ich drehte mich zu ihm.
»Habt ihr gehört? Da hat schon wieder einer gekreischt!« Die Stöße gegen die Tür wurden heftiger. Ich war aus dem Bett gesprungen, beide Hände in höchster Abwehr von mir gestreckt. Ich war blutüberströmt, aber es schien nicht mein eigenes Blut zu sein. Ich schrie wieder, von Ekel und
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