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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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Söldners Ellis, den ich in den nächsten Wochen verkörpern würde. Ich ritt durch das Blaue Viertel, ohne mich umzusehen. Ein dumpfer Druck im Magen erinnerte mich an das grausige Ende der Versammlung am gestrigen Abend, aber ich verdrängte den Gedanken eilig. Es hatte ohnehin keinen Zweck mehr, darüber noch Tränen zu vergießen. Was geschehen war, war geschehen.
    Es war ein schöner, sonniger Tag mit einer ersten Andeutung von sommerlicher Hitze. Ich schälte mich aus meiner warmen Jacke und krempelte die Ärmel meines Hemdes hoch. Den ersten Teil meiner Wegstrecke kannte ich zur Genüge, allerdings machte ich einen großen Bogen um den Galgenhügel. Nicht noch mehr ungute Erinnerungen wecken! Lieber ritt ich an der steilen Küste entlang und genoß den frischen Wind und den Ausblick auf die tief unter mir liegende, glitzernd blaue und grüne Wasserfläche. Möwen kreisten in der Luft und umschwärmten schreiend die vielen kleinen Fischerboote auf dem Meer.
    Gegen Abend näherte ich mich einem kleinen Ort. Der freundliche Wirt des Gasthauses, in dem ich abstieg, servierte mir eine schmackhafte und reichhaltige Fischsuppe und gab mir auf meinen Wunsch noch einen Krug mit einem kräftigen, hellen Rotwein mit auf mein Zimmer. Julians magische Tarnung schien fehlerlos zu wirken. Jedenfalls hatte ich den Eindruck, daß man mir anders begegnete als dem jungen Burschen, der ich ja eigentlich war. Der barfüßige Stalljunge, gewiß ein Sprößling des Wirtes, hatte mich ehrfürchtig angestarrt, als ich ihm meine Stute übergab, und auch das kurze Gespräch mit dem Wirt war bei aller Gastfreundlichkeit von einer gewissen Vorsicht einem durchreisenden Söldner gegenüber geprägt. In dieser Gegend hatten die Bewohner zu viele schlechte Erfahrungen mit Söldnertruppen gemacht, um nicht ein gesundes Mißtrauen gegen Vertreter dieses Standes an den Tag zu legen.
    Wie Julian vorhergesagt hatte, schlief ich auch in dieser Nacht nicht. Ich lag angezogen auf dem Bett in der kleinen Gastkammer und trank mir einen milden Rausch an. Aus einem der Nebenzimmer drangen die ganze Nacht hindurch leise murmelnde Stimmen, und ich fragte mich träge verwundert, ob da Leute von ähnlicher Schlaflosigkeit geplagt waren wie ich. Kurz nach Sonnenaufgang machte ich mich wieder auf den Weg. Ich zahlte meine Zeche und die Übernachtung und ließ eine beiläufige Bemerkung über meine schwatzhaften Zimmernachbarn fallen, die der Wirt mit einem unangenehm berührten Blick beantwortete. Er räusperte sich unbehaglich und murmelte, ich sei sein einziger Gast in dieser Nacht gewesen. Die beiden Zimmer neben meinem seien schon seit Tagen unbenutzt. Ich bemerkte seine Verlegenheit und beeilte mich, ihm zu versichern, ich habe nur gescherzt, und es sei wunderbar friedlich in seinem Haus gewesen. Er lächelte und wünschte mir eine gute Weiterreise. Ich konnte seinem Gesicht deutlich ansehen, was er von mir hielt.
    Meine Stute erwies sich als so kräftig und zuverlässig, wie ich sie eingeschätzt hatte, und so kam ich gut voran. Fast vier Tage ritt ich an der Küste entlang, bevor ich mich nördlich ins Landesinnere wandte. Verwunderlicherweise beeinträchtigte mich meine anhaltende Schlaflosigkeit nicht, ich fühlte mich ausgeruht und kräftig. Das einzige, was mich mit der Zeit beunruhigte, war das ständig zischelnde Geflüster und Raunen, das ich in der ersten Nacht für Gespräche im Nebenzimmer gehalten hatte, und das doch anscheinend etwas zu sein schien, das in meinem eigenen Kopf stattfand. Tagsüber gelang es mir meist, es zu vergessen, aber in den langen durchwachten Nächten war das vollkommen unmöglich.
    Ich ertappte mich dabei, daß ich sogar den Atem anhielt, um vielleicht doch den einen oder anderen Fetzen dieser endlosen Unterhaltung zu verstehen. Die Stimmen schienen mir seltsam vertraut. Fast meinte ich das Gespräch zu verstehen, aber es blieb immer dicht unterhalb dieser Schwelle. Es zerrte an meinen Nerven. Ich versuchte, mir auszumalen, worüber gesprochen wurde, wer da redete, was das alles mit mir zu tun haben mochte – denn daß es hierbei um mich gehen mußte, war mir völlig klar. Warum sollte es sonst in meinen Ohren, in meinem Kopf stattfinden?
    Schließlich ging ich dazu über, mich in jeder Nacht zu betrinken, bis ich die Stimmen nicht mehr hörte, oder bis sie mich zumindest nicht mehr so sehr bedrängten. Tagsüber, wenn ihr Zischeln, Murmeln und Raunen durch die alltäglichen Geräusche, das Klappern der Hufe,

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