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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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ihres Geflüsters zu verstehen, aber ich konnte sie immer noch nicht zu einem sinnvollen Ganzen zusammenfügen. In den dunklen Ecken meines Zimmers wogten unheimliche Schattengebilde und schienen nach mir zu greifen. Ich entzündete schweißnaß vor Grauen die Öllampe, die auf dem Fensterbrett stand, doch das gelbliche Licht brachte keine Erleichterung. Mittlerweile war ich so betrunken, daß mir meine Glieder den Dienst versagten; aber nicht einmal die Trunkenheit half mir gegen die Dämonen, die mich quälten. Hände griffen nach mir und wollten mich erwürgen; die Stimmen murmelten bedrohlich und böse. Giftig und voller Häme zischelten sie in meinen Ohren, obwohl ich meine bebenden Hände davorschlug und den Kopf im Kissen vergrub. Die Nacht dehnte sich in endloser Finsternis, und erst der erste dünne Sonnenstrahl, der sich durch das Fenster verirrte, beendete die entsetzliche Heimsuchung.
    Ich schwankte auf unsicheren Beinen in den Schankraum und bestellte mir einen besonders starken Tee. Während ich noch über meinem Becher brütete, trat die Herbergswirtin an meinen Tisch. »Darf ich dich etwas fragen, Herr?« Ich sah überrascht auf und bot ihr Platz an. Sie dankte und ließ sich mir gegenüber nieder. »Du bist sicherlich auf dem Weg zur Kronstadt?« Ich nickte ein wenig mißtrauisch. Diese Herberge lag an der Straße zur Hauptstadt, also war mein Ziel kein großes Geheimnis.
    Sie strich einige weiße Haarsträhnen, die sich aus ihrem akkuraten Knoten gelöst hatten, zurück und fuhr fort: »Ich habe zwei Gäste, die ebenfalls dorthin unterwegs sind, und die sich dir gerne anschließen würden. Die Straße ist zur Zeit sehr unsicher, es gibt Banden, die harmlose Reisende ausrauben und manchmal sogar töten. Darum ist es sicherer, in größeren Gruppen zu reisen oder wenigstens einen schlagkräftigen Söldner als Begleiter zu haben. Sie würden dich gut dafür bezahlen.«
    Ich knurrte und nickte dann mißmutig. Es gab keinen Grund für den Söldner Ellis, diese Bitte abzuschlagen, aber der Gedanke an zwei Mitreisende erfreute mich natürlich überhaupt nicht. Sie dankte mir und stand auf. »Ich sage den beiden Bescheid«, erklärte sie zufrieden.
    Ich trank meinen Tee und starrte auf die Tischplatte. Das Geflüster in meinem Kopf wurde wieder lauter. Ich glaubte, meinen Namen vernommen zu haben und schloß die Augen, um besser zuhören zu können. Neben mir räusperte sich jemand, und ich fuhr erschreckt zusammen.
    »Vergib mir, wenn ich dich in deinen Gedanken störe, bester Freund«, sagte Tom. »Die Wirtin hat mir von deiner freundlichen Einwilligung berichtet, uns bis zur Kronstadt dein wehrhaftes Geleit zu geben.« Ich unterdrückte ein Keuchen und erhob mich eilig. Tom sah mich freundlich verwirrt an, und ich murmelte hastig eine mürrische Bestätigung.
    »Wir müssen nur über deinen Lohn sprechen«, sagte er. »Findet ein halber Goldych pro Reisetag deine Zustimmung?« Ich nickte stumm. »Wunderbar«, rief er erleichtert. »Meine Begleiterin kommt sofort, dann können wir aufbrechen, wenn es dir genehm ist. Ah, ich vergaß, mich vorzustellen: Mein Name ist Tom, ich bin fahrender Sänger. Und dort kommt die ehrenwerte Heilerin, die mit mir reist.«
    Er wartete höflich. Ich knurrte: »Ellis.« Jemaina trat an Toms Seite und blickte mich mit merkwürdigem Interesse an. Ich schwitzte.
    »Dieser ehrenwerte Herr ist Ellis; er hat sich bereiterklärt, uns zu begleiten und vor Überfällen zu beschützen«, erklärte Tom ihr. Sie reichte mir ihre Hand.
    »Ich bin Jemaina. Vielen Dank für deine Hilfe, Ellis. Ich war doch etwas besorgt um unsere Sicherheit.«
    Sie lächelte Tom an, der ein gespielt mißmutiges Gesicht schnitt. »Meine liebenswürdige Freundin traut mir nicht zu, daß ich in der Lage bin, uns hinreichend vor Raub und Mordgesindel zu beschirmen«, brummte er. »Sie sagte: ›Spiel du ruhig deine Harfe, Tom, und singe uns ein paar Lieder zur Unterhaltung auf unserem Weg, aber laß die Finger von Schwertern, du verletzt dich am Ende wahrscheinlich nur selbst!‹« Er schnaufte beleidigt, und Jemaina lachte herzlich. Ich starrte die beiden an und dachte mit Grausen an Toms Fähigkeiten, sich zu verteidigen. Ich bezweifelte sehr, daß er ein Schwert dafür überhaupt nötig hatte.
    »Können wir l-los?« fragte ich barsch. Ohne ein weiteres Wort nahm ich meinen Reisepack und verließ unsicheren Schrittes den Schankraum. Die Rechnung hatte ich bereits bezahlt, und mein Pferd war gesattelt. Ich

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