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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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Prinzessin. Du bist zwar meine Tochter, aber ich vergesse immer wieder, daß du in einer anderen Welt geboren und aufgewachsen bist und daß alles hier schrecklich fremd für dich sein muß. Komm, ich zeige dir, auf was für einem Schiff du dich befindest.«
    Wieder standen wir für kurze Zeit in der kleinen Kammer vor meiner Kabine, und wieder öffnete sich die Tür auf einen fremden Ausblick. Der Raum, in den wir traten, war recht weitläufig und nur gedämpft erleuchtet. Tische standen darin, aber wir waren die einzigen Personen. Waren außer mir und meinem Vater und der Frau, deren Stimme ich vernommen hatte, überhaupt noch andere Menschen an Bord? Ich fragte Nikal, und er sagte: »Aber ja, Kind. Hier an Bord leben fünfzig Besatzungsmitglieder und sorgen dafür, daß alles reibungslos läuft. Obwohl ich glaube, daß Omelli das durchaus auch alleine schaffen könnte, stimmt's, Maggie?«
    »Sicher, Kolja, und wahrscheinlich sogar viel besser. Aber es wäre schrecklich langweilig ohne euch«, antwortete die unsichtbare Frau lachend.
    Wir gingen durch den Raum und erreichten eine Wand, die ein raumhohes, wunderschönes Gemälde zierte: ein nachtschwarzer Himmel mit mehr Sternen, als ich je in meinem Leben gesehen hatte. Nikal sah auf das Bild und lächelte versunken.
    »Es ist immer wieder überwältigend«, bemerkte er schließlich. »Ich habe es doch so oft schon gesehen, und dennoch ...« Er schwieg eine Weile, dann sagte er: »Maggie, Liebling, bist du so nett und drehst uns zum Planeten? Elloran soll ihre Heimat sehen.«
    »Wird gemacht, Schatz«, antwortete die fröhliche Stimme. Die Sterne auf dem Bild vor mir begannen sich langsam zu bewegen. Mir wurde schlecht. Das war überhaupt kein Bild – es war ein Fenster! Ich jammerte leise und suchte nach Nikals Hand. Er legte mir schützend einen Arm um die Schulter und flüsterte: »Dieses Schiff schwimmt im größten Meer, das die Menschheit je befahren hat, aber du mußt dich nicht fürchten. Du wirst es schnell lernen, den Anblick zu lieben, so wie ich ihn liebe. Schau, Elloran: deine Welt!«
    Ich vergaß alle Furcht. Ein strahlender, blau, grün, weiß und golden schimmernder Ball drehte sich ins Bild. Der Anblick war von solch ehrfurchtgebietender Schönheit, daß mir der Atem stockte. Nikal ließ mich das Bild mit allen Poren aufsaugen, dann erklärte er mir behutsam, was ich dort sah. Er zeigte mir Ozeane, deutete auf die Länder, die ich kannte, erklärte mir die weißen Wirbel, die den Ball überzogen. Ich stand voller Staunen und Ehrfurcht vor der Majestät meiner Heimatwelt.
    »Genug«, bat ich endlich benommen. »B-bitte, Nik, ich kann nicht mehr. Darf ich später wieder hierherkommen und mir das ansehen?«
    »Aber natürlich, Ell. Das hier ist die Messe, hier nehmen wir gewöhnlich unsere Mahlzeiten ein, und es ist unser Aufenthaltsraum, wenn jemandem seine Kabinendecke auf den Kopf fällt und er Gesellschaft braucht. Du kannst jederzeit hierher kommen. Möchtest du jetzt in dein Quartier zurück?« Ich nickte matt. Mein Kopf schmerzte, ich fühlte mich krank und zerschlagen.
    Ich bat Nikal, mich eine Weile hinlegen zu dürfen. Er betrachtete mich besorgt. »Du siehst wirklich elend aus, Ell. Schlaf ein wenig, dann geht es dir sicher besser. Ich lasse dich alleine, du weißt ja, wie du mich rufen kannst, wenn du wieder wach bist. Dann werden wir etwas essen und Ranan in ihrem Reich besuchen. Sie freut sich schon darauf, dich wiederzusehen.« Er lächelte, und ich erwiderte es schwach. Meine Beine zitterten, und ich war heilfroh, mich niederlegen zu können. Nikal fragte mich, ob ich noch etwas benötigte. Ich verneinte und bat ihn, das Licht zu löschen. Dann schloß sich die Tür hinter ihm, und ich lag in undurchdringlicher Finsternis. In meinem Schädel hämmerte es, alles drehte sich um mich. Ich fiel in einen unruhigen Schlummer.
    Das Erwachen war entsetzlich. Ich wußte nicht, wo ich war. Ich lag da wie gelähmt und mit weit aufgerissenen Augen; mein Herz hämmerte gegen meine Rippen, und ich war vollständig blind. Man hatte mich beerdigt, lebendig in ein Grab gelegt und mich dann vergessen! Die Wände kamen immer näher und würden mich erdrücken, wenn ich sie nicht aufhielt, aber ich konnte mich nicht rühren; keines meiner Glieder wollte sich bewegen. Ich bekam keine Luft mehr, hatte nicht einmal die Kraft zu schreien. Bei allen Geistern, ich war tot! Ich war tot und begraben, aber dennoch fühlte ich mein Herz heftig schlagen, und mir

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