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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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wobei er konzentriert auf eine ähnliche Schrifttafel vor seinen Augen sah. Ich blickte auf die Lehnen meiner Liege nieder, die die gleichen Verzierungen aufwies, die aber nicht in diesem zauberischen Licht glommen, sondern dunkel und tot erschienen.
    »Inaktiv«, hörte ich Nikal kurz erläutern. Er unterbrach seine Tätigkeit nicht. Ich fragte nicht nach, was er damit gemeint hatte, sondern sah mich weiter neugierig um. Woher kam das Licht in diesem kleinen Raum? Ich konnte nirgends Kerzen oder Öllampen sehen. Dann schien sich etwas zu verändern, aber ich konnte nicht sagen, was genau es war. Mir wurde schwindelig, und in meinen Ohren summte es. Nikal lehnte sich entspannt zurück und sagte in die Luft: »Wir sind unterwegs, Maggie.« Er drehte sich zu mir und hob eine Hand, um sie mir beruhigend auf die Schulter zu legen. Ich schluckte, weil mir übel wurde. Er grinste mitfühlend.
    »Keine Angst, Ell. Was du jetzt fühlst, ist beim ersten Mal ganz üblich – du wirst dich schon noch daran gewöhnen. Wir sind bald da.«
    »Mit wem hast du eben gesprochen?« fragte ich matt. Eine Unterhaltung würde mich von meinem Unwohlsein etwas ablenken.
    »Mit dem Schiff«, antwortete er. Sein Blick streifte in Abständen die Tafel mit den geheimnisvollen Zeichen vor ihm, während seine Finger hin und wieder beiläufig die Verzierungen der Armlehnen berührten.
    Etwas summte leise. Eine fremde Frauenstimme sagte: »Ich habe euch, Kolja. Willkommen zu Hause.«
    »Danke, Maggie. Bring uns rein«, antwortete er und lachte über mein erschrecktes Gesicht. Der Behälter, in dem wir saßen, schien sich zu drehen und ruckte sacht. Dann hob sich die Luke neben mir. Helles, freundliches Tageslicht fiel herein.
    »Steig schon aus«, sagte Nikal. Seine Finger huschten wieder über die Armlehnen, und ich sah beide Tafeln und die erleuchteten Felder auf der Liege nacheinander erlöschen. Ich wandte ängstlich den Blick zur offenen Luke und schob mich ungeschickt aus dem Sitz. Atemlos musterte ich den großen, hellen Raum, in dem unser Behälter – unser Fahrzeug? – nun ruhte. Neben ihm lagen noch drei weitere dieser Zylinder, sonst aber war der Raum vollkommen leer. Auch hier konnte ich keine sichtbare Lichtquelle erkennen, obwohl es wirkte, als schiene eine unsichtbare Sonne durch ein nichtvorhandenes Fenster. Hinter mir krabbelte Nikal mit dem Hinterteil zuerst aus dem kleinen Fahrzeug und reckte sich dann stöhnend, die Hände in den Rücken gestemmt.
    »Ich werde langsam zu alt für diese kleinen Flitzer«, bemerkte er.
    Die Frauenstimme von vorhin antwortete aus der leeren Luft: »Du bist einfach verwöhnt, Kolja, das ist alles. Hast du Maddoc abgesetzt?«
    Nikal winkte mir, ihm zu folgen, während er seine Unterhaltung mit der Geisterstimme fortsetzte. Wir schritten durch eine Tür, die magisch vor uns in der Wand erschien und hinter uns wieder verschwand, in einen kahlen Korridor. Alles hier schien aus demselben kühlen, glatten Stoff gemacht wie das Ding, das uns hierhergebracht hatte. Türen öffneten sich für uns und ließen uns hindurch, und endlich standen wir in einem kleinen runden Raum, der ebenfalls leer war. Kannten diese Fremden keine Möbel? Die Tür schloß sich, und nichts geschah. Nach einer Weile öffnete sie sich wieder. Ich blickte staunend – aber nicht in den Korridor, den ich erwartet hatte, sondern in ein freundlich eingerichtetes Zimmer.
    Auch hier gab es das Licht ohne Quelle und keinerlei Fenster. Dafür war der Boden mit einem weichen Stoff belegt, und ich sah Tisch und Stühle und eine in die Wand eingelassene Bettnische.
    »Deine Kabine, Ell«, sagte Nikal. Er zeigte mir einen in der Wand verborgenen Schrank mit Kleidungsstücken und eine winzige Nische mit einer Waschgelegenheit und wies auf eine Tafel mit leuchtenden Feldern neben der Tür und neben dem Bett und erklärte mir, wie ich mit ihrer Hilfe das Licht regulieren, die Tür öffnen und schließen und eine Sprechverbindung mit den anderen Leuten auf dem Schiff herstellen konnte.
    »Was ist das für ein Schiff?« unterbrach ich ihn. »Auf welchem Meer schwimmt es, auf dem Südozean oder in der S'aavarasee? Und bitte, kann ich einmal an Deck – ich war noch n-nie auf einem richtigen, großen Schiff.«
    Nikal lachte. Ich kam mir dumm und unbeholfen vor. Er bemerkte es und umarmte mich. Ich sträubte mich ein wenig dagegen, dann aber gab ich nach und legte meine Arme um ihn. Er küßte mich auf die Wange und sagte leise: »Entschuldige,

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